Streik von ver.di | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Beschäftigte im öffentlichen Dienst machen Druck auf Tarifverhandlungen

Stand: 27.04.16 20:20 Uhr

In Reutlingen und Tübingen blieb am Mittwoch so manche Kindertagesstätte geschlossen. Der Müll wurde nicht abgeholt, und auch in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen und Landratsämtern, bei den Stadtwerken und in den Kreissparkassen war so mancher Service nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Grund war ein eintägiger Warnstreik, an dem sich auch die Beschäftigten der Kreiskliniken in Reutlingen, Balingen und Albstadt beteiligten. Die Streikenden wollten Druck machen auf die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Die zentrale Kundgebung war am Mittag in Reutlingen.


Insgesamt 1.300 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus der ganzen Region Neckar-Alb sind nach Reutlingen gekommen. Mit dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sparkassen, Stadtwerken, Verwaltungen und Kreiskliniken. Im Mittelpunkt der laufenden Tarifverhandlungen: die betriebliche Rente. Die Arbeitgeber aus Bund und Kommunen forderten in den ersten beiden Runden eine Leistungskürzung, kritisierte der ver.di-Regionalchef Martin Gross. "Das lehnen die Beschäftigten ab, und inzwischen sagen die Arbeitgeber: Wenn wir die Beiträge erhöhen, müssen das die Arbeitnehmer alleine tragen, und da sind die Leute richtig sauer", so Gross.
 
Für die Beschäftigten geht es ans Eingemachte. 35 Jahre müsste man arbeiten, um eine Rente auf Hartz-IV-Niveau zu bekommen, so Gross. Gegenstand der Tarifverhandlungen ist außerdem eine Lohnerhöhung. Dass es eine gibt, darin sind sich beide Seiten einig. Nur wie hoch sie ausfällt, darin nicht. Die Gewerkschaft ver.di fordert 6 % für Arbeitnehmer. Den Vorschlag der Arbeitgeber - 3 Prozent in zwei Etappen - lehnen die Arbeitnehmer fort. "Das ist ein Angebot, das einfach lächerlich ist", so der Kommentar des ver.di-Bezirksvorsitzenden.
 
Ein weiteres Problem aus Sicht der Gewerkschaft: Immer mehr Arbeitsverträge im öffentlichen Dienst sind befristet. Derzeit seien es vierzig Prozent, bei den Kliniken sei der Anteil befristeter Stellen sogar noch größer.  "Eine junge Kollegin aus dem Klinikum Esslingen hat mir erzählt, wie sie eine Wohnung anmieten wollte und eigentlich den besten Eindruck gemacht hat. Als sie dann aber ihren Fristvertrag vorlegen musste, hat dann der Vermieter gesagt: Du kriegst die Wohnung doch nicht, das ist mir zu unsicher.", sagte Gross in seiner Rede auf dem Reutlinger Marktplatz.
 
Am Donnerstag gehen die Tarifverhandlungen in Potsdam in die dritte und letzte Woche. Scheitern die Verhandlungen, droht ein harter Arbeitskampf.  "Die Stimmung ist entschlossen, ich gehe davon aus, dass es dann auch weitere Streiks gibt, die dann auch anwachsen werden", so Gross.
 
Zwar wird nicht mit dem Land verhandelt, aber dass die künftige Landesregierung offenbar die Gehälter der Beamten deckeln will, wertet die Gewerkschaft als schlechtes Signal.
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