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Drogerie:

Rossmann lässt in Konkurrenzläden offenbar Warenpreise ausforschen

Stand: 26.04.16 14:18 Uhr

Die Drogeriekette Rossmann lässt verdeckt die Preise in Filialen von Konkurrenten ausspähen, etwa die des Karlsruher Mitbewerbers dm, Müller, Kaufland und Budnikowsky. Das berichtet stern.de unter Berufung auf interne Firmenunterlagen und Aussagen von Mitarbeitern der Firma promota.de. Diese Firma, die bis vor kurzem als ISS GmbH firmierte, setzt ihre Mitarbeiter nicht nur als Regaleinräumer in Rossmann-Filialen ein. Rossmann unterhielt mindestens seit dem Jahr 2007 auch Werkverträge mit ISS, wonach deren Beschäftigte sogenannte Preiserhebungen vornehmen sollten.

Eine dem stern vorliegende Einsatzplanung der ISS-Tochter Impuls One listete für eine Woche im Oktober 2014 insgesamt 641 Rossmann-Filialen in der ganzen Nordhälfte der Republik auf und nannte den jeweils nächsten Markt der Konkurrenz, den "Rival Store", wie es in dem Papier hieß. Laut "Vorgabe Rossmann" sollten in dieser Oktoberwoche 33 DM-Märkte besucht werden, 15 bei Kaufland, zehn von Budnikowsky und fünf von Müller. Auch für die Gruppengröße der Spähteams nannte der Einsatzplan Vorgaben, von eins bis sieben.

Rossmann bestätigte dem stern, dass ISS zu den Firmen gehört, die für die Drogeriekette Preise in Filialen der Konkurrenz erheben, wies aber den Vorwurf der Preisspionage als "absurd" zurück. Solche Preiserhebungen seien branchenüblich. Die Preise stünden überdies offen an den Regalen. "Das gezielte Erheben von Preisinformationen", versicherte der Sprecher, sei "rechtlich unbedenklich", auch wenn betroffene Filialen das Recht hätten, Hausverbote zu erteilen. Ein ISS-Sprecher bestätigte, dass Unternehmen der Firmengruppe wie andere Dienstleister auch Preiserhebungen anbiete. Er wies den Vorwurf der Preisspionage ebenfalls vehement zurück.

Müller, Kaufland und Budnikowsky ließen Anfragen des stern zur Sache unbeantwortet. DM-Geschäftsführer Christian Harms sagte lediglich: "Dazu ist uns nichts bekannt." Die Firma Kaufland war nach den dem stern vorliegenden Unterlagen zumindest im Jahr 2014 nicht nur Objekt der Ausspähung durch ISS; Kaufland war im selben Jahr auch Kunde der ISS-Gruppe, aber offenbar für andere Dienstleistungen als die Preiserhebung. ISS äußerte sich nicht zu der Kundenbeziehung. "Durch organisatorische Trennung", so der Sprecher, "können wir ausschließen, dass Interessenkonflikte in der Behandlung einzelner Kunden entstehen."

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