Bäume | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb/Stuttgart :

Wald macht Sorgen: Großflächiges Eschen-Sterben durch Klimawandel betrifft auch stark Region

Stand: 25.04.16 17:22 Uhr

Viele haben zu ihm einen ganz besondern Bezug: Der Wald ist für viele ein Ort zum Entspannen und, im Wortsinn, zum Tief durchatmen. Darüberhinaus erfüllt er aber auch unverzichtbare Funktionen für unser Ökosystem und die Umwelt: er ist Heimstätte unzähliger Pflanzen, Tiere und Organismen. An Hanglagen verhindert er Steinschlag und Bodenerosion. Er gleicht tägliche und jährliche Temperaturschwankungen aus, erhöht die Luftfeuchtigkeit, filtert Emissionen und produziert Sauerstoff. Doch um den Wald ist es alles in allem nicht gut bestellt. Das jedenfalls sagt der aktuelle Waldzustandsbericht.


Vollsperrung der St.Johanner/ Eninger Steige im Oktober. 2015. Der Hintergrund: Die Eschen entlang der Straße waren vom Eschentriebsterben befallen. Ein Pilz sorgt zunächst für das Absterben der Krone. Den geschwächten Bäume droht dann Schädlingsbefall. Die Gewächse werden so eine potentielle Verkehrsgefahr. Der Tod dieser Baumart ist am Rand und auf der Schwäbischen Alb ein besonderes Problem.Denn grade die Schwäbische Alb gehört zu den Hauptverbreitungsgebieten dieser Baumart. Vor Jahren waren nur einzelne Bäume vom Eschentriebsterben befallen. Mittlerweile sind ganze, alte Eschenbestände bedroht.

Und dies ist nur ein, wenn auch das größte der Probleme, das der aktuelle Waldzustandsbericht des Forstministeriums in Stuttgart aufistet. Der Klimawandel bringt den Wald und besonders die Esche in höchste Bedrängnis. Von dieser Baumart, die immerhin rund ein Drittel des Gesamtwaldbestandes ausmacht, sind Untersuchungen zu Folge nur  noch 6,7 Prozent richtig gesund. Im Staatswald, der immerhin rund 25 Prozent aller Waldflächen ausmacht,  sind  laut Landesforstpräsident Max Reger bereits 1600 Hektar an Eschen-Bewaldung verloren gegangen.

Das stellt die, die sich um die Forste kümmern, vor große Herausforderungen. Im Fall der Eschen läuft die wissenschaftliche Forschung an resistenteren Arten, die mit Schädlingen besser klar kommen Gleichzeitig wird aber auch über möglichen Ersatz des weit verbreiteten Baums nachgedacht. Der Staatswalt soll mit Eichen nachgeforstet werden.Die Kosten dieser Umgestaltung werden langfristig auf 16 bis 18 Millionen Euro taxiert. Kommunen sollen bei der Umwandlung ihrer eigenen Wälder deshalb finanziell unterstützt werden.

 Auch andere Baum-Problemfälle im Waldzustandsbericht verweisen zumeist auf eine Ursache. Den Klimawandel. 2015 hatte das Wetter dem Land den fast trockensten Sommer und die höchsten Temperaturen seit Beginn der rund 130jährigen Wetter-Aufzeichnungen beschert. Richtig gesund sind derzeit den Untersuchungen des Forstwirtschaftlichen Instituts zu Folge nur rund 30 Prozent der Wälder.

Die Bäume haben laut Forstminister Alexander Bonde, Grüne, bereits im vergangenen Juli ihr Dickewachstum  eingestellt. Bonde übersetzt dies so: Diese hätten "keine Energie vergeudet, sondern vorhandene Energie auf die Überlebenssicherung gesetzt".

Der durchbrochene normale Rhythmus hat deshalb Auswirkungen auf das Ökosystem, so meinen die Forstexperten.  Die Bäume erholen sich demnach nur über Jahre und nur sehr langsam .Die prognostizierten, immer trockeneren und immer heißeren Sommer gefährden so langfristig ganze Bestände.

Neben den Eschen leiden darunter besonders auch die flachwurzelnde Fichten. Für Landesforstpräsident Max Reger is ein weiteres Alramzeichen, dass plötzlich in dem heimischen Ökosystem Wald völlig unbekannte und fremde Organismen und Pflanzen auftreten. Die spannende Frage sei, ob die Waldökosysteme darauf entsprechend reagieren könnten.

Positiv aus EXpertensicht:  immer mehr der Wälder im Land sind mittlerweile naturnah. In rund die Hälfe des Waldbestands wird nur noch wenig eingegriffen. Das führe dazu, dass sich der Wald großflächig selbst verjünge, insgesamt aber älter viel älter als Nutzholz-Wälder werde.

Die Forst-Experten sind sich indessen sicher: so entstehen widerstandsfähigere und anpassungsfähigere Wälder, die selbst auf Veränderungen reagieren und gesünder sind. Eine weitere gute Nachricht gibt es: vor allem tiefwurzelnde Tannen zeigen sich an die extremeren Klimabedingungen mit langen Trocken- und Hitzephasen erstaunlich gut angepasst

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