Inklusive Cheerleadergruppe | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Erste und einzige inklusive Cheerleadergruppe startet durch

Stand: 16.04.16 17:08 Uhr

Rollstuhlfahrer, die fechten oder Basketball spielen, gehören mittlerweile zum täglichen Sportgeschehen dazu. In Tübingen gibt es jetzt auch eine inklusive Cheerleader-Gruppe. Es ist die erste und bisher einzige in Deutschland. Bei den "blue Poisons", wie sich die jungen Frauen nennen, steht die Behinderung nicht im Vordergrund. Jede wird nach ihren Fähigkeiten mit eingebunden. Asun Kramer, selbst im Rollstuhl sitzend, hatte die Gruppe vor einem halben Jahr ins Leben gerufen und schnell begeisterte Mädchen gefunden, die mitmachen wollten - sei es mit, sei es ohne Rollstuhl. Als die 27-Jährige vor wenigen Wochen unerwartet starb, fielen die Beteiligten zunächst in ein tiefes Loch. Doch sie lassen sich von diesem Schicksalsschlag nicht aufhalten.


Regelmäßig am Samstag treffen sich die jungen Damen in der Sporthalle der BG Klinik Tübingen, um mit ihrer Trainerin zu proben. Einige der jungen Frauen sitzen im Rollstuhl. Martin Sowa vom Inklusions-Projekt BISON weiß, dass die Behinderung für die Trainerin Susanne Pape-Kramer keine Rolle spielt. Es werde jeder so angenommen, wie er ist, jeder mit seinen eigenen Fähigkeiten. Und dann werde der Rollstuhl einfach als ein Element in so eine Tanzvorführung eingebaut, so der Referent für Inklusionssport. Mit der Power, die sowohl die Trainerin, als auch die Cheerleader hätten, sei der Rollstuhl überhaupt kein Problem. Der Rollstuhl könne beispielsweise als Basis für eine Pyramide dienen. Oder die Rollstuhlfahrerinnen stellen sich gegenüber auf und wedeln mit ihren Pompons.

Entstanden war die Gruppe vor etwa einem halben Jahr. Die Idee dazu hatte die Mössingerin Asun Kramer, selbst an den Rollstuhl gebunden. Sie habe dann Freundinnen um sich geschart, habe sie vor den Fernseher gesetzt und gesagt: \"Jetzt gucken wir uns mal so eine Cheerleadergruppe an. Eine Behinderung ist für uns überhaupt kein Hindernis, sondern für uns einfach nur eine Stufe, um was Besseres, noch was Tolleres zu erreichen, denn wir mit unserem Handicap können genau so gut, wenn nicht sogar vielleicht auch sogar besser sein, als andere.\" Und sie sollte Recht behalten. Die Begeisterung sei den jungen Damen stets anzumerken, findet Martin Sowa.

Vor nicht einmal zwei Monaten jedoch erschütterte die Gruppe ein schwerer Schicksalsschlag, berichtet Sowa, der die Gruppe von Anfang an unterstützt hat und regelmäßig in Kontakt mit Asun Kramer war. Auf einmal habe er eine halbe Woche nichts von ihr gehört und eines Abends habe ihn ihre Mutter angerufen und gesagt: \"Die Asun erreichen Sie nicht mehr, sie ist nämlich vor ein paar Tagen gestorben.\" Sie habe urplötzlich morgens tot im Bett gelegen, nachdem sie abends noch quicklebendig gewesen sei.

Aufgeben wollten die Cheerleaderinnen deshalb aber nicht. Im Gegenteil. Ihrer Freundin und Gründerin zu ehren wollen sie die Gruppe ganz in deren Sinne weiterführen. Organisatorische Hilfe bekommen sie dabei weiter und noch intensiver von Martin Sowa. Die Beteiligten hätten in der Gruppe Aufgaben verteilt, wer für Facebook-Kontakte zuständig sei. Eine Tänzerin oder Cheerleaderin werde mit ihrer Mutter die Kostüme entwerfen und dann demnächst auch machen. Und man habe auch einen Fahrplan jetzt bis zum 31.7. erstellt, wo die Gruppe jetzt schon mehrere Auftritte habe. Gleichzeitig sucht die Gruppe Zuwachs – insbesondere Männer für die Hebefiguren. Ob mit oder ohne Handicap – jeder Tänzer ist den \"Blue Poisons\" willkommen. Auch auf finanzielle Unterstützung ist die Gruppe angewiesen, denn Kostüme und Ausrüstung sind nicht umsonst zu bekommen.

Kontakt: Lisa Schwägerle, thebluepoisons@gmail.com
               Martin Sowa, Bison.BaWue@gmx.de

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