Postmitarbeiter streiken | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Streiks drohen - Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst

Stand: 07.04.16 16:19 Uhr

Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Auf einer Pressekonferenz in Reutlingen hat verdi gestern über die Forderungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst informiert: Verhandelt wird über eine Erhöhung der Entgelte um 6%. Aber das ist nicht alles: die Arbeitgeber wollen bei der betrieblichen Altersvorsorge kürzen.


„Ohne Zusatzversorgung sehen wir alt aus" - mit unechten Bärten treten die Beschäftigen im Öffentlichen Dienst gestern bei Ver.di für ihre Forderungen ein. Die Tarifverhandlungen laufen. Der großer Aufreger: der kommunale Arbeitgeberverband will bei der Zusatzversorgung kürzen. Sozusagen der Betriebsrente, weshalb viele überhaupt erst einen Job im öffentlichen Dienst angenommen hätten, so Martin Gross von verdi. 

"Und die Arbeitgeber wollen an die Leistungszusage, das heißt, sie wollen die Leistungen reduzieren und da gibt's Zorn in den Belegschaften." Martin Gross, ver.di Fils-Neckar-Alb, Bezirksgeschäftsführer

Wie schlecht die Stimmung in den Betrieben sei und wie hoch die Streikbereitschaft, davon berichtete unter anderem auch Silvia Bausinger, Fachkrankenschwester im Zollernalb-Klinikum.Gerade im Pflegebereich sei die Verantwortung und die Arbeit um ein dreifaches gestiegen. Aber es ist nicht nur die Sache mit Zusatzversorgung – es fehle auch an Nachwuchs, an Fachkräften. 

„Wir haben einen großen Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst . Junge Leute sind gesucht, denn in den kommenden zehn Jahren treten 20%  in Rente und in den Ruhestand. Es gibt Kommunen, wo 40% der Belegschaft ausscheiden – da brauchen wir neue Fachkräfte." Özge Aygün ver.di Fils-Neckar-Alb, Gewerkschaftssekretärin

Deshalb liegt bei den Tarifverhandlung auch ein besonderer Schwerpunkt bei den Auszubildenden: Entgelte erhöhen, Ausbildungsqualität steigern, Urlaubsanpassung und die Übernahme in den erlernten Beruf. Unbefristet! So soll der Öffentliche Dienst wieder attraktiver für junge Leute werden. Die Befristungs- und Übernahmequoten seien ziemlich schlecht, so Martin Gross. 

"Und ich finde, da nimmt man dieser jungen Generation so viel an Zukunftszuversicht. Man kann nicht von Demografie-Problem reden und dann nur befristen. (...) Befristung ist echt 'ne Seuche geworden" Martin Gross ver.di Fils-Neckar-Alb, Bezirksgeschäftsführer

Der kommunale Arbeitgeberverband soll auch bei der Entgeltordnung nachbessern, fordert verdi. Bisher gibt es nur Richtlinien mit einer Arbeitsmarktzulage um Arbeitnehmer in den öffentlichen Dienst zu locken – für Özge Aygün nicht mehr als eine „Krücke".

"Die Tätigkeitsmerkmale in der Entgeltordnung definieren, was für einen Lohn ich bekomme, wenn ich im öffentlichen Dienst bin - die Tätigkeitsmerkmal fußen auf 1961. Gewisse Berufszweige, wie die im IT-Bereich, gab es damals nicht – deswegen kann man nicht wirklich definieren, welche Entlohnung denen zu steht." Özge Aygün, ver.di Fils-Neckar-Alb, Gewerkschaftssekretärin 

Die zweite Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern von Bund und VKA (Verband Kommunaler Arbeitgeber) findet am 11. und 12. April statt. Kommt es zu keiner Annäherung, wird man sicherlich nicht erst noch die dritte Verhandlungsrunde Ende April abwarten, so Martin Gross. Damit drohen nächste Woche Streiks im öffentlichen Dienst in Reutlingen und in Tübingen.

WERBUNG:



Seitenanzeige: