Janina Michl | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Erst frisst sie dich auf - Janina Michl stellt Buch über Magersucht und Bulimie vor

Stand: 19.03.16 15:19 Uhr

Der Unterschied zwischen Bulimie und Magersucht ist vielen oft nicht ganz klar. Während der Magersüchtige "nur" die Nahrungsaufnahme verweigert, so nimmt der Bulimie-Kranke zwar Energie auf, versucht dann aber, die Nahrung so schnell wie möglich wieder loszuwerden - entweder durch Erbrechen, oder mit übermäßig viel Sport. Für den Körper ist beides gleichermaßen ungesund. Janina Michl sind beide Krankheitsbilder bestens vertraut. Sie litt lange Zeit erst an Magersucht, dann an Bulimie. Aus der Krise half ihr das Aufschreiben ihrer Gedanken und Gefühle. Daraus ist schließlich ein Buch entstanden: In "Erst frisst sie dich auf, dann kotzt sie dich aus" setzt sich die junge Frau detailliert mit den Krankheitsbildern und ihrer persönlichen Erfahrung auseinander.


Heute geht es der 23-Jährigen wieder gut. Zu den wichtigsten Dingen in ihrem Leben gehören ihre beiden Katzen Maya und Joleen. Das war lange Zeit anders.

In der Pubertät war Janina Michl auf der Suche nach sich selbst. Ihr Problem war, dass sie nicht gerne zur Schule ging, sich zu vielen äußeren Anforderungen unterworfen sah. Irgendwann habe sie durch das immer weniger Essen und immer weniger Körperfläche haben das Gefühl gehabt, weniger Angriffsfläche zu bieten. Und so ein trotziger Gedanke sei gewesen: "Ja dann bin ich halt einfach irgendwann nicht mehr da und dann könnt ihr mir nicht mehr sagen, was ich zu tun habe."

Die Waage war lange Zeit ihr wichtigster Bezugspunkt. Sie glaubte, dass ihr die dort angezeigte Zahl Sicherheit bieten würde. „Noch zwei Kilogramm weniger, dann bin ich glücklich" – das waren damals ihre Gedanken. Das habe dann aber nicht aufgehört. Es habe bestimmt zehn Kilo gedauert, bis sie gemerkt habe: "Das hört nicht auf, ich komme nirgends an." Gleichzeitig war da so eine Abhängigkeit an die Waage hin, dass man anfange, sich einmal am Tag zu wiegen und dann dreimal und dann kriege man schon so ein Gefühl dafür und könne das Gewicht auf 100 Gramm irgendwann einschätzen. Auf der anderen Seite merke man aber: "Das hat aber mit meinem Wohlbefinden und mit der Realität gar nichts zu tun."

Schon früh hatte Janina Michl angefangen, Tagebuch zu führen. Beim Schreiben setzte sie sich mit ihrer Lage auseinander, fragte sich, warum ihr Essverhalten derart gestört war. Durch das ständige Beobachten therapierte sie sich schließlich selbst. Das daraus entstandene Werk ist aber kein Tagebuch. Janina Michl hatte ganz viel Austausch zum Beispiel im Internet in verschiedenen Foren gehabt und versucht, in das Buch alles reinzupacken, was sie von der Krankheit mitbekommen hatte. Jeder würde ja auf etwas anderes reagieren, jedem würde etwas anderes helfen. Sie habe versucht, so viele Gedankenansätze wie möglich in das Buch zu packen, wo jeder sich vielleicht ein bisschen wieder finden könne und was jedem anderen ein bisschen helfen könne.

Der Gang zum Kühlschrank ist für Janina Michl heute keine Qual mehr. Im Gegensatz zu früher isst sie gerne, kocht selber und baut ihr eigenes Gemüse an. Mit dem Veganismus hat sie ihren persönlichen Weg gefunden, glücklich zu essen. Auch der Sport hat heute eine andere Bedeutung für sie. Während sie das Joggen während ihrer Krankheit missbraucht hatte – und wie es auch die Protagonistin in ihrem Buch tut –, um Kalorien zu verbrennen, dient es ihr heute zum Entspannen.

Angst, rückfällig zu werden, hat Janina Michl nicht. Sie spüre das sofort, wenn sie den Gedanken habe, quasi Essen zu missbrauchen – vor allem Zucker. Und da sage dann etwas in ihr: „Stopp! Du bist jetzt gerade jemand anders. Du isst nicht, weil du Hunger hast, und genießt nicht, weil das schön ist, sondern du versuchst, dich von irgendwas abzulenken."

„Erst frisst sie dich auf, dann kotzt sie dich aus" soll Außenstehenden Einblicke in die Krankheit geben und anderen Betroffenen helfen, einen Weg aus der Sucht zu finden. Das Buch von Janina Michl kostet 11,90 Euro.

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