Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte, Lothar Späth habe sich nach einer außergewöhnlich langen politischen Laufbahn als Fraktionsvorsitzender im Landtag Baden-Württemberg, als baden-württembergischer Innenminister und Ministerpräsident noch in Anspruch nehmen lassen, um seine herausragende wirtschaftspolitische Kompetenz in der schwierigen ökonomischen Transformationsphase nach der Wiedervereinigung einzusetzen. Sein Engagement als Geschäftsführer der Jenoptik habe wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Industriekombinat der ehemaligen DDR sich nach der Wende erfolgreich behaupten konnte, erklärte Lammert.
Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl und der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Guido Wolf veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung:„Der Tod unseres Ehrenvorsitzenden und langjährigen Ministerpräsidenten Lothar Späth macht uns sehr betroffen und erfüllt uns mit tiefer Trauer. Mit ihm verliert die CDU einen ihrer profiliertesten Politiker, einen verehrten Freund und Ratgeber mit Weitblick."
Lothar Späth habe Baden-Württemberg "mit Leidenschaft und Schaffenskraft an die Spitze aller Bundesländer geführt und zu einer der wirtschaftsstärksten Regionen in ganz Europa gemacht". Er sei ein Ministerpräsident aller Bürger gewesen. Sein Tod sei ein großer Verlust für das ganze Land.
Als großes Talent habe er schon in jungen Jahren kommunalpolitisch wichtige Weichen gestellt: "Die CDU-Fraktion im Landtag wurde von seinem Stil geprägt. Als Ministerpräsident hat er mit Neugier und Mut für die Zukunft unseres Landes wichtige Impulse gesetzt, von denen Baden-Württemberg bis heute profitiert." Lothar Späth habe die enge Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft vorangetrieben, neue Technologien und Innovationen befördert und weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus wertvolle Kontakte und Wissensaustausch ermöglicht. "Zurecht haben ihn die Menschen ‚Cleverle' genannt – und das war eine Auszeichnung", so die CDU-Chefs. "Zur persönlichen Freude wurden ihm Kunst und Kultur, die er engagiert unterstützt hat." Geachtet und beliebt sei er noch heute in Jena und Thüringen, wo er nach seinem Ausscheiden aus der Politik als Spitzenmanager vieles unter schwierigen Umständen zum Positiven verändert habe.
"In seine Amtszeit fielen mit der deutschen Einheit und dem Ende des Kalten Krieges weltbewegende Ereignisse, die Lothar Späth als einmalige Chance für Frieden und Neubeginn begriff.", so Strobl und Wolf. Sie erinnern an den Besuch von Michail Gorbatschow im Sommer vor dem Fall der Berliner Mauer in Stuttgart, als Tausende auf dem Schlossplatz dem Gast zujubelten. "Dass Gorbatschow in der Universität Stuttgart Spitzentechnik vorgeführt wurde, verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung der Innovationspolitik unseres damaligen Ministerpräsidenten."
"Mit vielen Menschen trauern wir um einen großen Ministerpräsidenten. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor einem bürgernahen Regierungschef, einem überzeugten Europäer und einer weltoffenen Persönlichkeit", so die CDU. "Er war im besten Sinn des Wortes ein Menschenfreund. Er hat seine Heimat geliebt und ist ihr treu geblieben. Lothar Späth hat sich um unser Land in hohem Maße verdient gemacht. Wir werden sein Andenken in Ehren halten und ihn nie vergessen. Wir verneigen uns in Trauer und großer Dankbarkeit. Seiner Familie bringen wir unsere aufrichtige Anteilnahme und unser Mitgefühl entgegen."
Späth, der Mentor
Die Verantwortlichen des Innovationswettbewerbs TOP 100, bei dem Lothar Späth als Mentor beteiligt war, erklärten: Lothar Späth habe sich von 2002 bis 2011 dem Innovationswettbewerb gewidmet. "Er stand mit viel Engagement hinter dem Projekt und blieb TOP 100 auch nach seiner Mentorschaft freundschaftlich verbunden. Wir erinnern uns mit viel Freude an eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit und danken Herrn Späth für seine langjährige Unterstützung. Seiner Familie wünschen wir viel Kraft in dieser schwierigen Zeit der Trauer."
Starthelfer für Kultursender ARTE
Auch der TV-Sender ARTE trauert um den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten und Bevollmächtigten für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit Lothar Späth, der wesentlich zur Entstehung des Senders beigetragen hat.
Lothar Späth stieß bereits 1988 als damaliger deutsch-französischer Kulturbevollmächtigter die Gründung eines deutsch-französischen öffentlich-rechtlichen Kultursenders an, die in demselben Jahr von Präsident François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl auf dem deutsch-französischen Gipfel in Bonn befürwortet wurde. Am 2. Oktober 1990 unterzeichneten Frankreich und die damaligen elf westlichen Bundesländer einen Vertrag, der die Gründung des Senders ermöglichte. Am 30. Mai 1992 ging ARTE, eine europäische Vereinigung, die sich aus der ARD und dem ZDF in Deutschland und La Sept, nun ARTE France, in Frankreich zusammensetzt, mit Sitz in Straßburg auf Sendung.
"Mit Lothar Späth verlieren wir einen der größten Verfechter der deutsch-französischen Freundschaft und einen überzeugten und überzeugenden Befürworter eines starken Europas", erklärte heute Morgen Peter Boudgoust, der seit Anfang Januar amtierende Präsident von ARTE.
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