Fußball-WM: Feiernde Fans | Bildquelle: RTF.1

WM-Affäre:

Keine klaren Beweise für gekaufte WM 2006 in Deutschland - aber offene Fragen

Stand: 04.03.16 14:20 Uhr

Bei ihrer Untersuchung im Auftrag des DFB hat die international renommierte Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer keine klaren Beweise dafür gefunden, dass die Fußball-WM 2006 in Deutschland gekauft war. Die Prüfer wollen wegen der lückenhaften Beweislage aber einen Stimmenkauf vor der WM-Vergabe auch nicht ausschließen.

Die Rolle des damaligen Organisationschefs Franz Beckenbauer bleibt dubios: Er war offenbar in  Millionenzahlungen vor der WM 2006 involviert. Und: Die Rückzahlung des fragwürdigen DFB-Darlehens über 6,7 Millionen Euro an den Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus sei von den deutschen WM-Organisatoren verschleiert worden.

Zur umfassenden Aufklärung aller Vorwürfe im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hatte das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Oktober 2015 die international renommierte Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit einer unabhängigen Untersuchung des Sachverhalts beauftragt. Der DFB mit den beiden 1. Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie dem Schatzmeister Reinhard Grindel an der Spitze hatte den Ermittlern den klaren Auftrag erteilt, restlos und ohne Ansehen von Personen aufzuklären. Seitdem hatte die Kanzlei intensiv geprüft, Unterlagen ausgewertet und Befragungen durchgeführt.

Der Freshfields-Bericht ist hier abrufbar.

Im Zuge ihrer Ermittlungen im FIFA-Skandal hatte zudem die Schweizer Bundesanwaltschaft verdächtige Vorgänge mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland entdeckt. Wie das WDR-Hintergrundmagazin sport inside berichtete, wollen die Schweizer Ermittler ihre Erkenntnisse zeitnah mit ihren deutschen Kollegen teilen. "Bereits in nächster Zeit" würden in der Schweiz gemeinsam mit den deutschen Ermittlern Vernehmungen durchgeführt, sagte André Marty, Sprecher der Berner Behörde. Man dürfe davon ausgehen, dass die deutschen Fahnder "nicht mit leeren Händen nach Hause reisen werden", so Marty bei sport inside.

Im Dezember hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft ein Rechtshilfeersuchen in der Schweiz gestellt, dem mittlerweile stattgegeben wurde. Die Frankfurter Ermittler interessieren sich für die 6,7 Millionen Euro, die der frühere Adidas-Eigner Robert Louis-Dreyfus auf Veranlassung von Franz Beckenbauer dem damaligen deutschen WM-Organisationskomitee lieh. Wer der Empfänger war, ist offen. Die Frankfurter Ermittler vermuten, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit der falsch deklarierten Rückzahlung der Summe im Jahr 2005 an Louis-Dreyfus ein Steuervergehen beging.

Für die Schweizer Ermittler, so der Sprecher der Bundesanwaltschaft, sei inzwischen auch sichtbar, dass sich bei der FIFA "gewisse Muster, Verhaltensweisen wiederholt" hätten. Das gelte auch in Bezug auf Zahlungen im Zusammenhang mit Vergaben von Fußball-Weltmeisterschaften. Dazu, dass die Bundesanwaltschaft so schnell fündig geworden ist, sagte Marty dem WDR, die Recherchen hätten "ja nicht erst mit dem Rechtshilfeersuchen aus Deutschland begonnen". Seit der Beschlagnahmung von Dateien im Umfang von 11 Terabyte im Frühsommer 2015 sei man insbesondere den Zahlungsausgängen auf der Spur: "Wohin ging gewisses Geld, wohin wurde es transferiert?"

Das deutet darauf hin, dass die deutsche Zahlung - die nach Darstellung des ehemaligen WM OK-Chefs Beckenbauer vom Fußball-Weltverband FIFA als Vorauszahlung für den Organisationszuschuss zur WM verlangt wurde - nicht bei der FIFA blieb, sondern von ihr weitergeleitet wurde.

WERBUNG:



Seitenanzeige: