Flugzeug am Boden | Bildquelle: Pixabay.com

Mosambik / Malaysia:

Neue Spur vom Flugzeugabsturz MH370 ? Zweites Trümmerteil an Mosambiks Küste entdeckt?

Stand: 02.03.16 22:15 Uhr

02.03.2016. Im Fall des seit März 2014 spurlos verschwundenen malaysischen Passagierflugzeugs MH370 gibt es möglicherweise eine neue Spur: Ein Tourist hat am Strand von Mosambik ein mögliches Wrackteil von MH370 gefunden. Das Wrackteil weist typische Flugzeug-Nieten auf. Die Beschriftung "No step" deutet auf ein Flugzeugteil hin, das bei der Wartung nicht betreten werden sollte. Das Trümmerteil befindet sich derzeit zur weiteren Untersuchung bei den Behörden.

Zweites Wrackteil der verschwundenen Unglücksmaschine?

Das Wrackteil könne ersten Einschätzungen zufolge von einer Boeing 777 und damit von der spurlos verschwundenen Unglücksmaschine stammen. Sollte sich die Zuordnung bestätigen, so wäre nach dem im Sommer 2015 am Strand der Insel Reunion geborgenem Wrackteil ein zweites Trümmerteil von MH370 identifiziert: Weit ab von der vermuteten Absturzstelle. Meeresströmungen könnten die Wrackteile aber über weite Entfernungen hinweg von der vermuteten oder auch einer anderen Absturzstelle Richtung Afrika getrieben haben. Das hatte im Jahr 2015 eine Strömungssimulation von GEOMAR ergeben.

Das erste, im Sommer 2015 am STrand von Reunion gefundene Wrackteil war bereits wenige Tage nach seinem Fund als Tei ´l von MH370 identifiziert worden. Das hatte der malaysische Premierminister im August 2015 mitgeteilt. Französische Ermittler hatten demnach die  am Strand gefundene und mit Muscheln bewachsene Flügelklappe  identifiziert und deren Zugehörigkeit zu MH370, einer Boeing 777, bestätigt.  An Bord der seit März 2014 verschwundenen Passagiermaschine waren 239 Menschen. Lesen Sie hier die aktuellsten Entwicklungen und die Chronologie der Ereignisse um Flug MH370.

"Schweren Herzens muss ich Ihnen mitteilen ..."

Der malaysische Premierminister Najib Razak sagte im August 2015 BBC zufolge: "Schweren Herzens muss ich Ihnen mitteilen, dass ein internationales Expertententeam bestätigt hat, dass das Trümmerteil in der Tat von M370 ist." Das Wrackteil war von der französischen Flugaufsichtsbehörde BEA unter Beteiligung internationaler Experten untersucht worden.

Bis zum heutigen Tag hatten die Angehörigen keine Gewissheit über das Schicksal der verschollenen Boeing 777. Über die Gründe für den Absturz, ob durch Unglück oder absichtlich, gibt es eine Fülle von Theorien und Spekulationen. Auch für das  in Frage kommende Absturzgebiet werden neben der offiziellen Theorie noch mehrere alternative Absturzgebiete genannt - meist gestützt auf Beobachtungen und Zeugenaussagen während der Absturznacht. Näheres dazu weiter unten im Artikel.

Flug MH370 war im März 2014 mit 239 Menschen an Bord von Kulala Lumpur (Malaysia) gestartet und anschließend spurlos verschollen. Umfangreiche Suchaktionen im chinesischen Meer und vor Australien hatten bislang keinerlei Hinweise auf den Flug gebracht.

MH370 verlässt Flugroute - Letzter Funkspruch: "Gute Nacht!"

Flug MH370 war auf dem Weg von Kuala Lumpur in Malaysia nach Peking in China. Zuletzt hatte sich der Pilot beim Verlassen der malaysischen Luftzone ordnungsgemäß bei der malaysischen Flugsicherung abgemeldet. Die Anmeldung bei der für den folgenden Streckenabschnitt zuständigen vietnamesischen Luftsicherung blieb jedoch aus.

Später konnte aus Radaraufzeichnungen des malaysischen Militärs rekonstruiert werden, dass MH370 nach der Abmeldung einen Bogen zurück nach Malaysia flog. Die Passagiermaschine flog anschließend eine Schleife über die Heimatinsel des Piloten und nahm anschließend Kurs auf die Inselgruppe der Nikobaren. Danach verliert sich ihre Spur. Das indische Militär verfügt nach eigenen Angaben vom betreffenden Tag über keine Radaraufzeichnungen aus dem betreffenden Gebiet, da die indischen Radaranlagen aus Kostengründen nicht rund um die Uhr in Betrieb seien.

"Ping"-Kontakt beweist: Verschwundenes Passagierflugzeug war noch stundenlang in der Luft

Die  Kommunikations- und Identifizierungssysteme des Flugzeugs wurden entweder mit Absicht ausgeschaltet oder sind komplett ausgefallen. Das Flugzeug hielt jedoch noch mehrere Stunden nach seinem Verschwinden einen automatischen Kontakt mit einem Kontrollsatelliten aufrecht. Vereinfacht gesagt meldet das Flugzeug dem Satelliten in regelmäßigen Abständen durch ein automatisches Signal, das "Ping" genannt wird: "ich bin da".

Den Satellitensignalen zufolge war MH370 nach dem letzten Funkkontakt noch rund 7 Stunden in der Luft. Das deckt sich in etwa mit den Berechnungen, wie lange der im Flugzeug vorhandene Treibstoff noch ausgereicht hätte.

Anhand der automatisierten Kontaktaufnahme des Flugzeugs über die Pings mit dem Kontrollsatelliten konnten Techniker in den darauffolgenden Wochen zwei mögliche Flugrouten rekonstruieren. Unklar war, welche Richtung das Flugzeug genommen hatte: Über Pakistan auf den asiatischen Kontinent, oder in die entgegengesetzte Richtung über den indischen Ozean.

Brennendes Flugzeug? Verschiedene Sichtungen durch Augenzeugen

Das Australian Transport Safety Bureau (ATSB) hatte zudem am 6. Juni 2014 gemeldet, dass die Britin Katherine Tee, die mit der Jacht Aaza Dana unterwegs war, am Himmel über dem Südpazifik in der Nacht des Verschwindens von MH370 etwas gesehen habe, das wie ein brennendes Flugzeug aussah. Sie habe die Cockpit-Fenster deutlich erkennen können. Flammen seien nicht erkennbar gewesen. Die Hülle des Flugzeugs habe aber orange geglühlt, und sie habe etwas wie Rauch sehen können. Das Flugzeug sei von Norden nach Süden geflogen.

Michael McKay, ein Mitarbeiter der Ölbohrinsel Songa Mercur vor der vietnamesischen Stadt Vung Tau berichtete in einer E-Mail, er habe ein brennendes Flugzeug am Himmel gesehen. Die Flammen hätten für einige Sekunden aus dem Flugzeug geschlagen; das Flugzeug sei "ganz" gewesen.

In einem Interview ein Jahr später sagte er der britischen Tageszeitung "Daily Mail", wenn es sich um MH370 gehandelt habe, könne sich nicht vorstellen, dass die Maschine noch weiter geflogen sein könnte - sie müsse im Südchinersischen Meer abgestürzt sein. Mc Kay wurde eigenen Angaben zufolge wegen seiner Meldung von seinem Arbeitgeber entlassen, weil er den Firmencomputer zum Versenden seiner E-Mail genutzt hatte.

FLog MH370 im Tiefflug über Mauritius?

Darüber hinaus gibt es auch noch eine weitere Sichtung, die allerdings überhaupt nicht in die anhand der "Ping"-Signale rekonstruierte Flugroute passt: Mehrere Bewohner der Inselgruppe der Malediven hatten berichtet, dass am Tag des Verschwindens von MH370 ein großes Flugzeug ungewöhnlich nieder über ihre Insel geflogen sei. Mehrere Familien in Kudahuvadhoo auf dem Dhaalu Atoll (Süd-Nilandhu Atoll) berichteten demnach, dass am 8. März 2014 ein Jet so nieder über das Atoll geflogen sei, dass sie die Flugzeugtüren sowie rote und blaue Markierungen erkennen konnten. Rot und Blau sind auch die Farben der Malaysian Airlines.

 

MH370 - Strömungssimulation GEOMAR                                 MH370 - Strömungssimulation GEOMAR

 

Demnach wäre Flug MH370 zunächst Richtung Peking gestartet, dann kurz nach dem Start nach Malaysia zurückgeflogen, und hätte dann nach Norden abgedreht, um rund 1.500 Kilometer nördlich Richtung Andamanen (Radar-Sichtung) zu fliegen. Von dort wäre MH370 schließlich rund 2.500 Kilometer nach Westen, über Mauritius (Augenzeugen-Sichtung) hinweg, geflogen. Von Mauritus bis zur Insel Reunion sind es dann nochmals 3.200 Kilometer in südwestlicher Richtung.

Handelt es sich hierbei um eine dritte mögliche Flugroute, außerhalb der durch die Ping-Satellitensignale rekonstruierten Flugkorridore? Ist MH370 nach einem Brand vor Vietnam führerlos vom Autopiloten über die Nikobaren über Mauritius Richtung La Reunion geflogen? Wie ließe sich dann aber der Kurswechsel in südwestliche Richtung nach Überfliegen der Nikobaren erklären?

Flugexperten zufolge, ist Flug MH370 - soweit er nach Abbruch des Funkkontaktes und der Kursänderung noch per Radar zu verfolgen war - exakt entlang internationaler Flugkorridore geflogen. Dabei seien Gebiete, in denen das Flugzeug durch zivile Stationen hätte gut gesichert werden können, gekonnt umflogen worden. Das widerum würde gegen eine Unfall-Theorie und für eine Entführung des Flugzeugs sprechen.

Südchinesisches Meer: Groß angelegte Suche startet am falschen Ort

Vor Bekanntwerden der Ping-Satelliten-Informationen wurde zunächst mit einem großen Aufgebot an Schiffen im südchinesischen Meer-  auf der Route Richtung Zielflughafen Peking - nach dem verschollenen Flugzeug gesucht. Ein Augenzeuge (siehe oben) auf einer Ölbohrplattform hatte zudem berichtet, in der fraglichen Zeit in dieser Region am Himmel eine Explosion beobachtet zu haben.

Nach der Analyse der Ping-Signale wurde die Suche federführend von Australien übernommen und ein großes, mehrfach erweitertes Gebiet vor der australischen Küste intensiv durchsucht - ohne Erfolg.

La Reunion: Wrackteil wird 1.700 km vom vermuteten Absturzort entfernt an den Strand gespült

Das jim Sommer 2015 gefundene Wrackteil, eine Flügelklappe von MH370, wurde auf der französischen Insel La Reunion angespült. La Reunion liegt in der Nähe der Insel Mauritius. rund 700 Kilometer östlich von Madagaskar und rund 1.700 Kilometer östlich von Afrika.

Lokale Medien berichteten daraufhin, dass in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach Strandgut wie Koffer und auch Flugzeugsitze angeschwemmt worden seien, denen aber keine Bedeutung beigemessen wurde.

Der Fundort auf der Insel Reunion liegt rund 5.900 Kilometer Luftlinie von der australischen Westkünste entfernt. Experten für Meeresstromforschung zufolge konnte durch im Pazifik ausgesetzte GPS-Bojen nachgewiesen werden, dass Trümmerteile innerhalb weniger Wochen durch die Meeresströmungen auf eine Entfernung von 1.000 Kilometer voneinander verteilt werden können.

Einer Simulation zufolge könnten Trümmerteile aus dem Suchgebiet vor Australien durch die Meeresströmungen innerhalb eines Zeitraums von etwa 6 bis 15 Monaten nach Westen bis zur Insel Reunion gelangen. Oder innerhalb von rund 15 Monaten nach Osten bis über Tasmanien hinaus.

Wurde Absturz vom Piloten absichtlich herbeigeführt?

Malaysische Ermittler halten einen absichtlich herbeigeführten Absturz des Piloten für am wahrscheinlichsten. Dafür spreche, dass die Maschine über der Heimatinsel des Piloten gekreist sei, bevor MH370 Kurs auf den indischen Ozean genommen habe. Auch die ordnungsgemäßge Abmeldung bei der malaysischen Luftaufsicht und der anschließend sofort vorgenommene, scharfe Kurs- und Höhenwechsel spreche für ein geplantes Vorgehen.

Die Stimme aus dem aufgezeichneten Funkverkehr wurde zweifelsfrei dem Piloten zugeordnet- Der Copilot war dagegen nicht zu hören. Nicht nachvollziehbar sei für die Ermittler zudem, weshalb sich der Pilot bei der malaysischen Flugsicherung mitten am Tag mit den Worten "gute Nacht!" verabschiedet habe. Im Haus des Piloten stießen Ermittler zudem auf einen Flugsimulator, mit dem der Pilot Flüge auch über indischen Ozean geübt hatte. Verschiedene malaysische Medien spekulierten zudem über Eheprobleme des Piloten.

Wie schaltet man 238 Passagiere & Crewmitglieder aus?

Die Vermutung, dass der Pilot für die Kursänderung und den Absturz verantwortlich ist, bleibt dennoch bis zur Auffindung und Auswertung der Stimmrekorder und Flugschreiber Spekulation. Dennoch wurde in den Flug- und Pilotenforen in den Wochen nach dem spurlosen Verschwinden die Frage diskutiert, wie es möglich wäre, die Passagiere an Bord so "auszuschalten", dass bei dem anschließenden, mehrstündigen Flug über den indischen Ozean für einen Flugzeugentführer eine Gegenwehr der Passagiere zu befürchten sei.

Ein mögliches "Ausschalten" der Passagiere wurde dabei mit dem drastischen Ansteigen der Flughöhe unmittelbar nach dem Abmelden bei der malayischen Flugsicherung in Zusammenhang gebracht: Nach einem künstlich herbeigeführten Druckabfall müsse der Pilot das Flugzeug nur lange genug in einer sauerstoffarmen Höhe halten. Zwar würden die Passagiere zunächst über die Sauerstoffmasken mit Sauerstoff versorgt. Dieser Sauerstoffvorrat sei aber nur auf 10 bis 15 Minuten ausgelegt. Anschließend würden die Passagiere ohnmächtig und ein Entführer hätte leichtes Spiel.

War alles nur ein technischer Fehler?

Alternativ wird das Szenario diskutiert, dass die Piloten durch eine technische Fehlfunktion oder einen Unfall außer Gefecht gesetzt wurden und der Autopilot die Maschine solange in der Luft hielt, bis der Treibstoffvorrat aufgebraucht war und die Maschine antriebslos in den indischen Ozean stürzte.

Diese These würde durch die oben beschriebenen Beobachtungen zweier Zeugen gestützt, die jeweils ein brennendes Flugzeug am Himmel gesehen haben: Die Sichtung eines brennenden mutmaßlichen Flugzeugs von der Ölbohrplattform vor der Vietnamesischen Stadt Ving Tau könnte darauf hindeuten, dass dem Abbruch des Funkverkehrs und der dramatischen Änderung von Flugroute und Flughöhe ein Ereignis im Flugzeug vorausgegangen ist, das einen Brand auslöste.

Anschließend könnte das Flugzeug führerlos via Autopilot weitergeflogen sein. Die zweite Sichtung eines abstürzenden, brennenden mutmaßlichen Flugzeugs über dem Pazifischen Ozean würde dann das Ende des führerlosen Fluges markieren.

Weitere Entführungs-Theorien: War die Fracht das Ziel? Sollte MH370 für einen Terroranschlag eingesetzt werden?

Weitere Überlegungen beschäftigen sich mit der Fracht, die MH 370 geladen hatte. Spekuliert wurde, das Flugzeug hätte als Fracht Lithium-Batterien geladen, und diese hätten einen Brand auslösen können.

Ebenso wurde gemutmaßt, im Laderaum der MH370 habe sich wertvolle Fracht gefunden, auf die es die mutmaßlichen Entführer des Flugzeugs abgesehen hatten. Das hätte geheißen, dass die Maschine nach einer Entführung irgendwo hätte landen müssen. Nach dem Diebstahl der Fracht hätte die Maschine entsorgt oder versteckt werden müssen. In den Wochen nach dem Verschwinden von MH 370 wurde zudem spekuliert, ob das Flugzeug von Terroristen entführt und versteckt worden sei, um damit später einen Terror-Anschlag als "fliegende Bombe" durchzuführen.

In beiden Fällen hätte die Maschine vom Entführer gelandet werden müssen: An einem Ort, der eine Landebahn besitzt, die lang genug für eine Boeing 777 ist. Im Pazifik gibt es Flugexperten zufolge eine Vielzahl von Landebahnen, die noch aus den Kämpfen der Alliierten gegen die Japaner im zweiten Weltkrieg stammen. Aber nur wenige seien lang genug, dass eine Beeing 777 darauf landen - und auch wieder starten könnte. Sollte das Flugzeug nicht mehr gestartet sein, dann müsste gleichzeitig ein passender Hangar oder eine andere Versteckmöglichkeit vorhanden sein, um die Boeing vor Satelliten- und Luftaufklärung zu verbergen.

Mit dem Fund des Wrackteils scheint zumindest die Theorie, MH370 sei von Terroristen entführt und als "fliegende Bombe" aufbewahrt worden, ausgeschlossen zu sein.

Weshalb fanden die Suchmannschaften keine Trümmer?

Die Ermittler und Analytiker beschäftigte in den Wochen und Monaten nach dem Verschwinden der Passagiermaschine auch die Frage, weshalb die Suchmannschaften nach dem mutmaßlichen Absturz keinerlei Trümmer von MH370 entdecken konnten. Wenn nicht im falschen Gebiet gesucht worden ist, kommt dafür auch ein senkrechter Absturz von MH370 in Betracht. In diesem Fall könne es Experten zufolge sein, dass die Maschine als Ganzes ins Wasser taucht und keine Trümmer an der Oberfläche zurücklasse.

Führt die Analyse der Muscheln am Wrackteil die Ermittler weiter?

Das jetzt auf der Insel La Reunion gefundene Wrackteil ist mit Muscheln bewachsen. Anhand einer Analyse dieser Muscheln soll herausgefunden werden, wie alt die Muscheln sind - daher, wie lange das Wrackteil bereits im Wasser war. Außerdem soll untersucht werden, ob die Muscheln einer bestimmten Region des Pazifik zugeordnet werden können.

Der deutsche Forscher und Paläontologe Hans-Georg Herbig hat einem Interview von FAZ.net zufolge seine Hilfe bei der Analyse der Muscheln angeboten. Herbig zufolge handelt es sich bei den Muscheln auf dem Wrackteil um sogenannte Entenmuscheln ( Lepas ). Das habe er anhand der Foto- und Videoaufnahmen der auf der Insel Reunion angeschwemmten Flügelklappe zweifelsfrei identifizieren können.

Herbig ist seit 1994 C4-Professor für Paläontologie und Historische Geologie an der Uni Köln. Zuvor war er Heisenberg-Stipendiat (DFG) an der Uni Marburg. Herbig hat sich zusammen mit dem Biologen und Genetiker Philipp Schiffer  mehrere Jahre mit den Entenmuscheln beschäftigt. Die universitäre homepage des Wissenschaftlers weist als eines seiner Tätigkeitsfelder das aktuelle Projekt  "Die Cirripedier-Gattung Lepas – Schalenstruktur und Phylogeographie eines pelagischen Drifters." aus.

Der Forscher sammelt genetische Fingerabdrücke von Entenmuscheln. Ein Vergleich mit den genetischen Fingerabdrücken der Muscheln auf der jetzt angeschwemmten Flügelklappe könnte Aufschluss darüber geben, aus welcher Region im Pazifik die Muscheln sammeln, welche das Wrackteil besiedelt haben. Damit könnte die Absturzstelle eingekreist werden. 

Entenmuscheln wachsen nur in Meeresgebieten mit bestimmten Temperaturen. Anhand dieser Tatsache, zusammen mit dem Wissen, wie weit Flug MH370 mit den vorhandenen Benzinvorrat habe fliegen können, könne man auf das Absturzgebiet schließen und diese Erkenntnis dann mittels eines genetischen Fingerabdrucks bestätigen

Derzeit sei eine größere Arbeit im Druck. Sie seien vermutlich die einzigen, die im Besitz von genetischen Fingerabdrücken von Entenmuscheln aus allen Weltmeeren seien, sagte Herbig im Jahr 2015 gegenüber Faz.net.

Dem Interview zufolge habe der Forscher Kontakt mit der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig aufgenommen und ein detailliertes Konzept zur Untersuchung vorgelegt. Die Bundesstelle habe wiederum ihre französischen und australischen Kollegen informiert  - bislang (2015) ohne Reaktion.

Wo ist MH370? Simulationen Kieler Meeresforscher geben weitere Hinweise auf Absturzgebiet

Seit nunmehr 22 Monaten wird nach der verschollenen Boeing 777 der Malaysia Airlines (MH370) im Indischen Ozean gesucht. Nachdem im Sommer 2015  ein Wrackteil auf der Insel La Réunion aufgetaucht war, haben Kieler Meeresforscher versucht, die Spur des mutmaßlich zu der vermissten Boeing gehörenden Flugzeugteils zurückzuverfolgen. Die jetzt abgeschlossenen Computersimulationen zeigen, dass es aus dem östlichen äquatorialen Indischen Ozean stammen könnte. Die Unsicherheiten in der Eingrenzung des Gebietes sind allerdings noch sehr groß.

Für viele Monate war der am 8. März 2014 von den Radarschirmen verschwundene Flug MH370 wie vom Erdboden verschluckt. Kein noch so kleines Teil der Boeing 777 der Malaysia Airlines wurde trotz intensiver Suche im östlichen Indischen Ozean entdeckt. Als Ende Juli ein Teil eines Flugzeugflügels auf der mehrere tausend Kilometer von der vermuteten Absturzstelle entfernt liegenden Insel La Réunion angespült wurde, keimte Hoffnung auf, das Wrack endlich zu finden. Inzwischen ist man sich fast sicher, dass das Teil von der abgestürzten Maschine stammt.

Wird es zum Schlüssel zum Finden der Absturzstelle? Kieler Meeresforscher haben sofort nach dem Fund damit begonnen, die mögliche Verdriftung der Flügelklappe mit einem Computermodell zurückzuverfolgen, um das Absturzgebiet einzugrenzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Absturzstelle nördlicher liegen könnte, als bisher gedacht, aber auch wie schwierig es sein wird das Flugzeug, basierend auf den Rechnungen, wirklich zu finden.

MH370 - Strömungssimulation GEOMAR

Dr. Jonathan Durgadoo und Prof. Dr. Arne Biastoch vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel benutzten für ihre Driftanalysen ein Ozeanmodell der neuesten Generation in Kombination mit Beobachtungsdaten. Diese stellt tagesaktuelle Daten bereit, um den möglichen Ursprungsort der Flügelklappe zu bestimmen. Dafür setzten sie virtuelle Partikel an der Fundstelle aus und rechneten in die Vergangenheit. „Dabei macht es wenig Sinn, nur einige wenige Partikel zu betrachten", erläutert Dr. Durgadoo. „Wir haben fast zwei Millionen Partikel über einen Zeitraum von 16 Monaten zurückverfolgt", so Durgadoo weiter. „Daraus haben wir dann einmal pro Monat die wahrscheinlichsten Aufenthaltsorte der Partikel berechnet."

Die Rückrechnung mit Hilfe der virtuellen Partikel lieferte ein sehr großes Gebiet im östlichen äquatorialen Indischen Ozean als wahrscheinlichstes Herkunftsgebiet, aus dem das Wrackteil stammen könnte. Es liegt westlich von Sumatra und Java, etwa 6.000 Kilometer von La Réunion entfernt. „Das Ergebnis entspricht qualitativ meinen ersten Einschätzungen, sie werden jetzt durch die komplexe Strömungsanalyse bestätigt", sagt Professor Biastoch. Ferner stammen alle Partikel aus einer Region äquatorwärts von 30°S.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass deswegen der momentane Fokus der Suche südwestlich von Australien zu weit südlich liegen könnte", so Dr. Durgadoo. Allerdings räumt er ein, dass auf der Basis nur eines einzigen Wrackteils eine genauere Eingrenzung des Gebietes gegenwärtig noch nicht möglich ist. „Weitere Wrackteile wären notwendig, um präzisere Aussagen treffen zu können", resümiert Professor Biastoch. In den kommenden Wochen wollen die Forscher weitere, für die Verdriftung relevante Prozesse durch Wind und Wellen berücksichtigen, um ihre Aussagen noch zu verfeinern.

 

 

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