Bilanz Volksbank Ermstal-Alb | Bildquelle: RTF.1

Metzingen:

Insgesamt ein positives Ergebnis: Neue Volksbank Ermstal-Alb mit erster Bilanz

Stand: 25.09.17 18:34 Uhr

Wegen der Flüchtlingspolitik ist ein Thema schon fast aus den Medien verschwunden, das eigentlich alle angeht: der Niedrigzins. Gut für die Immobilienkäufer und Eigenheimbauer, wenn sie Kredite aufnehmen wollen. Schlecht dagegen für Sparer. Was darunter leidet, ist vor allem die Altersvorsorge. Aber auch die regionalen Banken sehen stürmischen Zeiten entgegen. Die Volksbank Metzingen-Bad Urach und die VR-Bank Alb haben die Zeiten rechtzeitig erkannt und fusioniert. Jetzt hat die neue Volksbank Ermstal-Alb in Metzingen ihre erste Jahresbilanz vorgelegt.


Nicht ganz zwei Jahre ist es her, dass die Vorstände beider Banken die Fusion zur Volksbank Ermstal-Alb beschlossen haben. Mittlerweile ist die Fusion vollzogen, und der Alltag ist eingekehrt. Und der sieht alles andere als rosig aus. Auch wenn die Zahlen noch keinen Anlass zur Sorge geben:
 
Die Bilanzsumme liegt bei 1,389 Milliarden Euro – das sind 15 Millionen Euro oder 1,1 Prozent mehr als die beiden Vorgängerbanken im Vorjahr zusammengenommen.
 
Der Überschuss hat sich leicht verringert. 3,1 Millionen Euro im Vergleich zu 3,2 Millionen, die beide Banken 2014 erwirtschafteten.
 
Die Kundenkredite liegen bei 870,3 Millionen Euro. Ein Zuwachs von 1,4 Prozent oder 11,6 Millionen Euro.

Die Kundeneinlagen sind trotz Niedrigzins gewachsen. Von 1,108 Milliarden auf 1,131 Milliarden Euro. Ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber den Einlagen beider Banken 2014.
 
Die Mitglieder erhalten eine Dividende von drei Komma fünf Prozent. Insgesamt ein positives Ergebnis, sagt der Vorstandsvorsitzende Bernd-Dieter Reusch: "Wir sind insgesamt gut zufrieden, insbesondere wenn man weiß, dass die Zeiten schwieriger sind und auch werden."
 
Ein Grund: Die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank. Diese und immer höhere bürokratische Hürden machen den kleineren Banken immer mehr zu schaffen. "Es ist so, dass über Jahre Kredite immer billiger werden und die Einlagen auch nicht verzinst werden, aber das natürliche Ende bei der Einlage ist bei 0, und die Kredite gehen noch weiter runter, das heißt, die Marge wird enger. Es wird schwierig, mit den Kosten am Ende fertig zu werden", sagte Reusch.
 
Die Bank verdient also weniger Geld und muss nun selber sparen – oder besser: wirtschaftlicher arbeiten. Doch eines könne ausgeschlossen werden. "Die Bank selber wird von ihren Kunden, zumindest, was ich jetzt sehe, keine Minuszinsen verlangen können und wollen, weil es sonst so wäre, dass die Kunden das Geld einfach mitnehmen und unter das Kopfkissen legen, bei großen gewerblichen Anlegern nicht möglich.
 
Dagegen hat die Volksbank bereits moderat Personal abgebaut. Nicht über Entlassungen, sondern über natürliche Fluktuation. Auch über die Schließung von Geschäftsstellen denkt der Vorstand schon konkret nach: "Wir haben die große Überschrift 'Wir müssen in der Fläche bleiben', das ist sehr wichtig, aber auf der anderen Seite müssen wir auch reagieren, und da arbeitet eine Projektgruppe und sagt: Wenn man Zweigstellen schließen muss, welche kämen zuerst in Betracht?"
 
Auch dass immer mehr Menschen Online-Banking nutzen, lässt die Bedeutung der Geschäftsstellen schwinden. Allerdings, so Reusch, hätten sie vor allem in der Beratung nach wie vor eine wichtige Funktion – insbesondere, wenn es um größere Investitionen wie den Kauf von Wohnungen geht. Ein Modell mit zwei verschiedenen Konto-Angeboten, eins für online, eins fürs Filialnetz, wie gerade bei der Kreissparkasse Tübingen eingeführt, wird in Metzingen zumindest nicht ausgeschlossen. "Jetzt ist es so, dass wir bereits online billiger bepreisen, als wenn wir mit Belegen arbeiten müssen", sagte Reusch. "Wir müssen darüber nachdenken, wie solche Dinge noch optimiert werden können.
 
Die Zeiten für die genossenschaftlichen Banken werden jedenfalls härter, und da bildet die neu fusionierte Volksbank Neckar-Alb sicherlich keine Ausnahme.
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