Mietwohnungen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Neuer Mietspiegel: Wohnen teurer als vor fünf Jahren

Stand: 26.01.16 16:34 Uhr

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das gilt auch und gerade auf dem Wohnungsmarkt. In einer attraktiven Stadt wie Tübingen ist aber das Angebot sehr niedrig und die Nachfrage sehr hoch. Das Resultat sind hohe Mieten. Um Mietwucher zu verhindern, gibt es Mietspiegel. Mit ihrer Hilfe können Mieter wie Vermieter den ortsüblichen Mietpreis berechnen. Die Stadt Tübingen hat jetzt zusammen mit Mietern und Vermietern den aktuellen Mietspiegel 2016 erarbeitet. Im Februar soll er dem Gemeinderat vorgelegt werden.


Wie viel darf, wie viel soll eine Wohnung kosten? Das ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Lage, Baujahr, Zustand, Ausstattung, natürlich auch die Größe. Im neuen Mietspiegel soll damit der ortsübliche Preis berechnet werden.

Aber was ist, wenn der Mieter anhand des neuen Mietspiegels feststellt, dass er viel zu viel bezahlt? Das weiß Karl Böhmler vom Mieterbund: "Da muss ich zunächst mal berechnen, ob ich über 20 Prozent drüber bin, dann könnte ein Bereich der Mietpreisüberhöhung vorliegen oder ich bin 50 Prozent drüber, dann würde ein Fall des Mietwuchers vorliegen. Alles, was drunter liegt, also unter 20 Prozent, da kann ich mich im Prinzip nur ärgern, ich werde den Mietpreis nicht verändern können. "
 
Zur Entwicklung der Mietspiegels wurden 5.000 Mieter und 5.000 Vermieter über Art, Größe und Ausstattung sowie über energetische Beschaffenheit und Lage befragt. Das ganze hat ein Institut in Darmstadt wissenschaftlich ausgewertet. 
 
Auch die örtliche Vermieter-Vereinigung Haus und Grund hat das Erstellen des Mietspiegels begleitet. Denn auch für private Vermieter bietet er eine Orientierungshilfe, sagt Helmut Failenschmid.  "Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen, dann kann man sich schön daran festhalten", sagten Failenschmid. "Das Bedürfnis haben sehr viele, es ist natürlich auch eine gewisse Gefahr, zu meinen, das sei ein Unfehlbarkeitsdogma, was da drin steht, und da sind wir ein bisschen skeptisch. "

 Vor fünf Jahren wurde der vorherige Mietspiegel erstellt. Eine Erkenntnis von damals: Die Mieten sind angestiegen, wenn auch moderat. Und vor allem zwei Segmente haben einen besonders hohen Quadratmeterpreis, weiß Baubürgermeister Cord Soehlke. "Je kleiner eine Wohnung ist, kann man sagen, auch eine Einzimmer- oder Zweizimmerwohnung, desto höher ist nicht der absolute Preis, aber der Preis pro Quadratmeter. " Grund dafür: Die kleinen Wohnungen seien vor allem bei den Studenten sehr beliebt.

"Und wir haben auf der anderen Seite im Bereich der großen Wohnungen einen ähnlichen Effekt, und der ist ganz interessant: Je größer eine Mietwohnung ist, desto teurer ist sie nicht nur absolut, sondern desto teurer wird sie auch vom Quadratmeter", so Soehlke. Vor allem junge Familien sind davon betroffen.
 
In mittelgroßen Wohnungen, die am seltensten nachgefragt werden, ist der Quadratmeter am günstigsten.  Die Stadt ist schon lange dabei gegenzusteuern. Mit immer mehr Neubaugebieten – gerade auch für Studenten und für junge Familien.  "Tübingen hat eine hohe Attraktivität auf dem Mietwohnungsmarkt und eben nur – wir sind eine kleine Stadt – ein eingeschränktes Angebot", so Soehlke. "Wenn wir nicht handeln würden, wenn wir keine neuen Wohnungsgebiete auf den Markt bringen würden, würden wir erleben, dass wir nicht über zwei bis drei Prozent Mietsteigerung reden, sondern über fünf bis sechs Prozent."
 
Jetzt ist es Sache des Gemeinderats, den neuen Mietpreisspiegel offiziell einzusetzen. Das soll im Februar geschehen.

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