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Freiburg:

Walter Eucken zum 125.sten - Vater der Sozialen Marktwirtschaft: "Wettbewerb als eines der genialsten Entmachtungsinstrumente"

Stand: 17.01.16 08:53 Uhr

17.01.2016. Heute wäre Walter Eucken, einer der Väter und Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft, 125 Jahre alt geworden. Eucken gilt zugleich als einer der Begründer der Freiburger Schule und als Begründer des Ordoliberalismus: Seine Arbeiten beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von Macht, Unfreiheit und Armut. Der Staat müsse mit seiner Wirtschaftspolitik die Wirtschaftsordnung gestalten; sich aber aus der Lenkung der Wirtschaftsprozesse strikt heraushalten. Im Gegensatz zur schädlichen Zentralverwaltungswirtschaft der Kommunisten und Nationalsozialisten erlange der Einzelne in der Sozialen Marktwirtschaft die größtmögliche Freiheit.

1939 veröffentlichte Eucken eines seiner wichtigsten Werke, die "Grundlagen der Nationaläkonomie": Marktwirtschaft und freiheitlicher Rechtsstaat bedingen sich gegenseitig, und sind also interdepent, so Eucken. Die Zentralverwaltungswirtschaft der Nationalsozialisten im Deutschen Reich und der Kommunisten in der Sowjetunion lehnte Eucken strikt ab: Eine Zentralverwaltungswirtschaft könne der Staat nur als Diktatur führen. Dadurch wachse dem Staat als Zentrale eine gewaltige Macht zu, die schädlich sei. Der einzelne werde vollkommen entrechtet.

Aber auch die Marktwirtschaft müsse aktiv davor bewahrt werden, dass einzelne Machtgruppen, beispielsweise durch Preispolitik und Lobbyismus, Macht an sich zögen - sonst würde sich eine "vermachtete Marktwirtschaft" entwickeln, und die ökonomische Freiheit der Marktteilnehmer würde eingeschränkt. Stattdessen müsse eine "Soziale Marktwirtschaft" angestrebt werden.

Der Gegenpol zur schädlichen Zentralverwaltungswirtschaft ist für Eucken daher die Soziale Marktwirtschaft: Sie verhindere mit ihrem Wettbewerb, dass sich Macht beim Staat oder bei Einzelnen konzentiere: Der Wettbewerb sei "eines der genialsten Entmachtungsinstrumente", die es gebe.

Entsprechend zog sich Eucken, der zudem mit einer jüdischen Frau verheiratet war,  die Feindschaft der Nationalsozialisten zu. Dies umso mehr, als er sich - als Professor der Universität Freiburg - öffentlich gegen die an der Universität eingeführte, nationalsozialistische Universitätsverfassung stellte.

Walter Eucken wurde in der Folge mehrfach durch die Gestapo, die "Geheime Staatspolizei" der Nationalsozialisten verhört, aber nicht verhaftet. Nach Kriegsende entfaltete Eucken weiter eine rege wissenschaftliche Tätigkeit. So hielt er auch Vorlesungen an der London School of Economics.

Eucken hatte sich 1921 in Berlin habilitiert. 1925 folgte er einem Ruf der Eberhard Karls Universität Tübingen auf einenTübinger Lehrstuhl. 1927 wechselte er an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und war dort bis zu seinem  Lebensende tätig. Geboren am 17. Januar 1891 in Jena, starb Eucken am 20. März 1950 in London, wohin er sich für seine Vortragsreihe "This Unsuccessful Age" begeben hatte.

Walter Euckens wissenschaftliches Erbe wird heute vom Walter Eucken Institut in Freiburg bewahrt und fortgeführt.  Das Institut wurde am 11. Januar 1954, vier Jahre nach Euckens Tod, durch Freunde und Schüler gegründet. Das Institut betreibt wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung in der Tradition der Freiburger Ordoliberalen Schule. Dabei sind, so das Institut,  Fragen nach der Erhaltung und Weiterentwicklung einer marktwirtschaftlichen Ordnung Schwerpunkt der Untersuchungen.

Heute ist Professor Lars Feld Direktor des Walter Eucken Institutes. Er hat an der Universität Freiburg heute auch Euckens Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik inne. Bundeskanzlerin Merkel hat am vergangenen Mittwoch die Festrede beim Festakt zu Euckens rundem Jubiläum im Freiburger Konzerthaus gehalten.

Walter Eucken - Einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft, Begründer des Ordoliberalismus und Mitbegründer der Freiburger Schule. Heute wäre er 125 Jahre alt geworden.

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