Integrationsministerin Bilkay Öney | Bildquelle: RTF.1

Nehren:

"Ohne Ehrenamtliche aufgeschmissen" - Bilkay Öney zur Flüchtlingssituation

Stand: 14.01.16 15:19 Uhr

Als Bilkay Öney 2012 das Amt der Integrationsministerin in Baden Württemberg übernahm, wusste sie vermutlich nicht, welche Dimension die Flüchtlingszahlen einmal annehmen würden. In Nehren hat die Ministerin nun über die aktuelle Lage berichtet und Fragen der Bürger beantwortet.


Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte sie klar, es sei nicht möglich „ganze Teile von Kontinenten" in Deutschland zu integrieren – man müsse sich vor Ort, um die Krisenherde kümmern. Die Zahl der ankommenden Flüchtlingen ist in den letzten Monaten und Wochen rasant gestiegen – in diesem Tempo könne Integration nicht immer gelingen. Und ohnehin: gäbe es die vielen ehrenamtlichen Helfer nicht, Deutschland und das Land wären aufgeschmissen. Und gerade wegen dieser großen Hilfsbereitschaft, machen sie die sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht betroffen.


"Also enttäuscht ist man immer, wenn man weiß und sieht wie groß die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist und dann sieht, wie das missbraucht wird in Handlungen Einzelner. In dieser Massivität hat mich das nicht nur wütend gemacht, sondern auch erschreckt. Weil mir auch klar war, was es für Diskussionen hinterher geben würde. Solche Sachen dürfen nicht passieren, weil dann die Hilfsbereitschaft nicht mehr vorhanden ist. Die war sehr groß, aber nach solchen Fällen gibt es natürlich Diskussionen, die in eine andere Richtigung gehen – das war meine größte Sorge und Befürchtung. "Bilkay Öney, Integrationsministerin Ba-Wü

Die Bürger in Nehren interessierte vor allem grundlegendes: wie lange dauert ein Asylantrag oder wie läuft das im Detail ab, wenn die Menschen hier ankommen?! Und auch die Frage nach der Integration in den Arbeitsmarkt beschäftigte dort die Menschen.
10 – 30 % der Flüchtlinge hätten Qualifikationen, die für den deutschen Arbeitsmarkt nützlich wären, so Öney. Es gäbe allerdings auch immer Menschen, die sich nicht integrieren wollen. Die Gefahren einer Parallelgesellschaft sieht sie allerdings für Baden-Württemberg nicht.

"Es ist so dass, wir in Baden-Württemberg ländliche Gebiete haben, dass ein Rückzug in Ghettos nicht möglich macht." Bilkay Öney, Integrationsministerin Ba-Wü

Integration gelinge gerade im ländlichen Raum besonders gut, betonte Bürgermeister Egon Betz. Dafür muss dann aber auch in diesen Gebieten Wohnraum her. Als kleine Gemeinde fände sich Nehren aber nicht in der Kulisse des sozialen Wohnungsbauprogramms wieder, so Betz. Ein Dilemma:

"Das Zweite ist, dass wir ein kompaktes Dorf sind, mit wenig Leerfläche. Da würden wir auch kaufen, sanieren, investieren, aber wir bekommen das nicht gefördert. Wenn wir Häuser kaufen und sanieren bekämen wir keine Förderung, für den Neubau schon. Flächen für den Neubau haben wir aber nicht. So beißt sich die Katze in den Schwanz" Egon Betz, Bürgermeister Gemeinde Nehren

Neben dieser Anregung des Bürgermeisters, hatten auch die Bürger noch Anregung. Eine Frau äußerte den Wunsch nach Familienzusammenführung, eine andere Frau im Publikum riet, das Jobcenter Tübingen einmal zu besuchen, um die Arbeit vor Ort kennenzulernen.

 

WERBUNG:



Seitenanzeige: