Würfeln um die Mutschel | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Spiel ohne Grenzen: Beim Mutscheln des Gemeinderats spielt Parteipolitik keine Rolle

Stand: 08.01.16 16:31 Uhr

Es ist in Reutlingen eine alte Tradition. Immer am Donnerstag nach dem Dreikönigstag geht es nicht um die Wurst, sondern um die Mutschel. Dann wird gewürfelt, was das Zeug hält. Ob "Der Wächter bläst vom Turm", das Nackets Luisle oder der Lange Entenschiss - wer am Abend die meisten Punkte bekommt, darf die große Mutschel mit nach Hause nehmen. Auch der Reutlinger Gemeinderat und die Stadtspitze beteiligten sich am Mutscheln und würfelten in der Altstadt-Weinstube.


Die Reutlinger Mutschel. Um dieses Gebäck ging es am Donnerstag-Abend in Reutlingen – und das nicht nur in der Altstadt-Weinstube, wo sich der Gemeinderat fast vollzählig versammelt hatte. Und in dieser geselligen Runde, war die politische Orientierung vollkommen egal.  "Heute Abend gibt es keine Fraktionszugehörigkeit", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas vom Scheidt. "Heute kämpft jeder für sich alleine. Es geht letztlich um die große Mutschel."

Und Oberbürgermeisterin Barbara Bosch berichtet: "Wir haben ja nach den Sitzungen auch immer unsere Zusammentreffen, wo wir bei einem Glas Wasauchimmer beieinander sitzen, und dabei geht es meistens etwas persönlicher auch zu, und dann werden die politischen Auseinandersetzungen beiseite gelassen."
 
Es sei ein Teil der Demokratie, so Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, dass man sich in der Sache streite, aber persönlich gut auskomme. Deshalb hatte sie auch zu diesem Würfelabend eingeladen.
"Es ist eine Tradition, die Reutlingen seit dem Mittelalter vorweisen kann, die wir auf keinen Fall untergehen lassen dürfen", so Bosch. "Es ist ein Riesen-Spaß, wie man ja hört und sieht, und es wäre schade, wenn der Gemeinderat sich nicht auch in der Öffentlichkeit zeigen würde."

"Das ist eine schöne Reutlinger Tradition", sagte SPD-Stadtrat Thomas Keck. "Die war viele Jahre rückläufig, ich habe so das Gefühl, das Mutscheln erfährt im Moment eine Renaissance in Reutlingen, und als alter Reutlinger erfüllt mich das mit Freude."
 
Übrigens egal, ob jemand schon seit Generationen in Reutlingen wohnt oder aus Norddeutschland zugezogen ist wie FDP-Stadtrat Hagen Kluck: Mitmachen kann jeder – und das auch mit Freude.
"Ich finde, es ist eine wundervolle Tradition", so Kluck. "Und es war schade, dass die Reutlinger sie fast hätten in Vergessenheit geraten, aber wir Zugezogenen haben das wieder aufgebaut. "
 
Den Reiz des Mutscheltags fasste Dr. Knut Hochleitner noch mal in wenigen Worten zusammen:  "Man braucht die Freude, man braucht die Abwechslung, man muss auch mal lachen können, und das ist das Schöne, und wenn man dann noch saure Kutteln dazu essen kann, dann ist es am allerbesten."
 
Und so wurde in der Altstadt-Weinstube in Reutlingen sicher noch bis tief in die Nacht gefeiert.

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