Tübingen trauert mit Paris | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Flüchtlinge, Gedenken und Einweihungen: Der November 2015 im Rückblick

Stand: 05.01.16 09:26 Uhr

Die Terroranschläge in Paris am 13. November 2015 erschütterten auch die Menschen in unserer Region. Gemeinsam versammelten sie sich zu Gedenkveranstaltungen. Derweil beherrschte nach wie vor das Thema Flüchtlinge die politische Diskussion. Und: In Balingen standen mit dem Zollernalb-Klinikum und in Tübingen mit dem frisch renovierten Rathaus Eröffnungen von Großbauprojekten an. In unserem Jahresrückblick folgt heute der Monat November.


Die Sporthalle der Theodor-Heuss-Schule in Reutlingen diente als Flüchtlingsunterkunft. Der Sportunterricht wurde deswegen eingeschränkt. Im November wurde auch das Fernmeldeamt zur Notunterkunft, in der der Landkreis Reutlingen Flüchtlinge unterbrachte. In einer Informationsveranstaltung des Landkreises konnten sich die Bürger darüber informieren.

Auch in den Städten und Gemeinden arbeiteten die Behörden bis zum Anschlag. Beispiel Reutlingen: Hier hielten sich im November 800 Flüchtlinge im Stadtgebiet auf – 2016 sollten aber doppelt so viel dazu kommen. Die Stadtverwaltung legte dem Gemeinderat im November ein Sofortpaket vor. Zeltstädte sollten dabei vermieden werden. "Wenn alles so klappt wie vorgenommen, werden wir für die 1.600 Personen etwa 1.800 Unterkünfte geschaffen haben", sagte Oberbürgermeisterin Barbara Bosch.

In der 110.000-Einwohnerstadt würde dann jeder Bezirk Flüchtlingsunterkünfte in Containern oder Festbauen beherbergen. Wichtig dabei, so Bosch, die Bürger der Teilgemeinden auch mitzunehmen. In öffentlichen Veranstaltungen sollten sie informiert werden und auch zu Wort kommen.

Das Wort ergriffen haben Einwohner des Bezirks Ohmenhausen in der Sitzung des dortigen Bezirksgemeinderats. Ein Flugblatt hatte dort im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. das die Bürger aufrief, in der Sitzung Fragen zu stellen. Das Flugblatt war mit „Die Bewohner des Hasenberges in Ohmenhausen" unterschrieben. Bezirksbürgermeisterin Heide Schnitzer machte vor der Sitzung klar, dass Fragen der Zuschauer nur vor Beginn der eigentlichen Sitzung zugelassen waren. Etwa fünfzehn Hasenberg-Bewohner formulierten daraufhin in ihren Fragen auch Kritik an der Standort-Wahl des geplanten Flüchtlingsheims.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer warnte inzwischen vor dem Erstarken rechter Parteien: "Ich sehe die Konkurrenz im unteren Einkommensdrittel", so Palmer. Beim sozialen Wohnraum gäbe es eine klare Konkurrenzsituation. Wenn es zum Verdrängungswettbewerb um Einkommensanteile kommen werde, dann würde es wirklich explosiv.

Währenddessen wurde im Tübinger Sudhaus die Willkommenskultur gelebt. Mit einem bunten Programm, Essen, Singen, Sport, Spielen und Musik begrüßten die Verantwortlichen die Schutzsuchenden in Tübingen. Dabei wurde ein Großteil der Veranstaltung in vier Sprachen übersetzt. Das Fest sollte der Auftakt für ein gutes Miteinander aller Menschen in Tübingen sein und den Einheimischen wie Flüchtlingen Gelegenheit geben, sich kennen zu lernen.


Im Garten vom eigenen PKW getötet wurde im November eine sechsundsechzigjährige Frau in Lichtenstein-Unterhausen. Ein Gemeindearbeiter hatte einen Kleinlaster an der abschüssigen Straße abgestellt und war ausgestiegen. Das Fahrzeug geriet ins Rollen. Nach etwa zweihundert Metern prallte der Laster erst gegen das vor einem Einfamilienhaus abgestellte Auto und krachte anschließend frontal in das Gebäude. Durch den Aufprall wurde der PKW in den Garten geschleudert, wo er die Frau erfasste. Sie wurde mit schwersten Verletzungen unter dem Wagen eingeklemmt und starb noch an der Unfallstelle.


Tübingen trauert mit Paris - Mit einer Mahnwache auf dem Holzmarkt gedachten sie der hundertachtundzwanzig getöteten Menschen der Terroranschläge von Paris am dreizehnten November. Hunderte Menschen wurden verletzt.

Mit Kerzen und kleinen Plakaten brachten sie ihre Betroffenheit zum Ausdruck. Mit dabei auch Chris Kühn von den Grünen. Der Eiffelturm wurde zum Symbol für Frieden und Freiheit. An vielen Orten solidarisierten sich die Menschen mit Frankreich.

 

Mit einem Festakt ist im November das Zollernalbklinikum in Balingen eingeweiht worden – nach sechsjähriger Bauzeit. Es ersetzte das in den neunzehn-hundert-fünziger Jahren errichtete Balinger Krankenhaus. Die Kosten betrugen rund neunzig Millionen Euro, etwa ein Drittel hatte das Land finanziert. Die jährlich rund elftausend stationär behandelten Patienten sollen sich dort wohlfühlen und vor allem schnell wieder gesund werden. Dazu sollen unter anderem die bodentiefen Fenster in den Patientenzimmern beitragen.


Ein kleines Tübinger Jahrhundertprojekt ist fast vollendet. Im November wurde das Rathaus mit einem kleinen Festakt und einem Tag der Offenen Tür den Bürgerinnen und Bürgern zurückgegeben. Der rund fünfhundert Jahre alte alte alemannischer Fachwerkbau mit der italienischen Neo-Renaissance Fassade ist umgerüstet und neugestaltet für die Zukunft. Bei rund drei Jahren Bauzeit und rund elf Millionen Euro Kosten wurden Zeit und Finanzplanung eingehalten. Dringliche Probleme wie Feuerschutz Statik, Energiesanierung, technische Ausstattung, Restaurierungen wurden angegangen, dem alten Bau ein demkoratisch-lichtes Ambiente verpasst, Bausünden der Sechziger getilgt und Denkmalschutzbelange eingehalten.

Ein sichtlich zufriedener und glücklicher OB, der Hauptintiator des Mammut-Projekts, ließ es sich nicht nehmen, Hunderte von Bürgern vom jetzt lichtdurchstrahlten Foyer aus mehrfach selbst durch die neu-alten Räume mit den sanierten, bewahrten oder wieder frei gelegten Intarsien der Jahrhunderte zu führen.
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