Archäologische Grabung in Pfullingen | Bildquelle: RTF.1

Pfullingen:

Blick in die Geschichte: Archäologische Grabungen in der Stadtmitte

Stand: 17.07.17 18:52 Uhr

Der Boden unter unseren Füßen ist reich an Schätzen - vor allem in den historischen Innenstädten unserer Region. Goldschätze sind dort kaum zu erwarten, dafür um so mehr Keramik und Alltagsgegenstände. Sie reichen oft bis ins Frühmittelalter zurück und können wertvolle Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte liefern. Bei größeren Bauvorhaben ist an geschichtsträchtigen Orten deshalb eine archäologische Grabung Pflicht. Eine solche findet derzeit auf der Baustelle des künftigen Dienstleistungs- und Einkaufszentrum in Pfullingen statt.

Viel ist nicht zu sehen von den Spuren aus längst vergangenen Zeiten. Zumindest der Laie erkennt gar nichts.   Doch der Fachmann Olaf Goldstein vom Landesamt für Denkmalpflege, erklärte gestern Nachmittag Bürgermeister Rudolf Heß und Vertretern von Presse und Gemeinderat die Befunde auf dem Baugrundstück mitten in der Pfullinger Innenstadt.

An den Verfärbungen im Boden sind noch die Strukturen der alten Siedlung erkennbar: Pfosten, Pfostengruben, Pfosten-Standspuren weisen auf Grubenhäuser hin, flach eingetiefte Halbkeller, in denen Hauswerk betrieben wurde und Vorräte eingelagert waren.

Die Grabungen führen zurück in die Zeit der Stadtgründung, ins 10. Jahrhundert, die Zeit Ottos des Großen. Das damalige Pfullingen war völlig anders als das heutige. Die Befunde weisen auf Holzhäuser hin, die damals, im Frühmittelalter üblich waren.

"Es war vermutlich eine Ansiedlung von Gehöften", sagte Olaf Goldstein. Pfullingen sei damals vorwiegend landwirtschaftlich geprägt gewesen. Es hätte an dieser Stelle aber eine Siedlungsverdichtung gewesen, die auch was mit der Sankt-Martins-Kirche zu tun gehabt hätte. Diese ist ja bereits im Frühmittelalter belegt.
 
Das Fundmaterial sei insgesamt sehr dürftig, so Goldstein. Vor allem Keramik wie beispielsweise Bruchstücke aus dem Spätmittelalter wurden gefunden.  Aus dem 17. Jahrhundert fanden die Archäologen eine Ofenkachel.  Daneben gab es Knochen von Haustieren, vermutlich Speisereste und eine Münze von Ludwig XV. aus dem Jahre 1720, die ihren Weg von Frankreich nach Pfullingen gefunden hatte.
 
Die Vorgrabung, die sogenannte Prospektion ist jetzt abgeschlossen. Am 19. Mai beginnt die Hauptgrabung. Spektakuläres erwarten die Archäologen nicht, aber neue Erkenntnisse zum Alltagsleben im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pfullingen. Pünktlich Mitte September sollen die Ausgrabungen abgeschlossen sein, denn dann ist Spatenstich für das neue Dienstleistungs- und Einkaufszentrum.

WERBUNG:



Seitenanzeige: