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Marienkirche Reutlingen:

Weihnachtskunst für Frieden im globalen Dorf - Weihnachtspredigt von Prälat Christian Rose

Stand: 25.12.15 12:33 Uhr

Reutlingen (ps) - In einer wirren, friedlosen Welt sei die christliche Hoffnung auf ein gelingendes Leben "das Wichtigste, das wir gegen die Angst und den Terror stellen können", sagte der Reutlinger evangelische Prälat Dr. Christian Rose in seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Marienkirche. Im Umgang mit Flüchtlingen muslimischen Glaubens rief der Regionalbischof zum interreligiösen Dialog auf, bei dem sich insbesondere auch die christlichen Gesprächspartner ihrer Tradition und Identität bewusst sein sollten.

Einheimische müssten sich derzeit von muslimischen Flüchtlingen fragen lassen: „Warum sieht und spürt man so wenig von Eurem christlichen Glauben?" Der Prälat fragte die Gottesdienstgemeinde: „Schämen wir uns, dass wir Christen sind? Aus welchen Quellen schöpfen wir unsere Hoffnung und unsere Kraft für die Aufgaben, die uns vor die Hände gelegt sind?" Nur wer zu seiner eigenen Identität stehen könne, trage zu einem friedlichen globalen Dorf bei, sagte Dr. Rose und verwies dabei auf ein entsprechendes Zitat des Islamwissenschaftlers Bassam Tibi.

Den Kern christlicher Identität, so Dr. Rose, beschreibe der Predigttext aus dem Titusbrief mit dem Satz: „Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes, machte er uns selig und zu Hoffnungsträgern ewigen Lebens." Dieses Weihnachtsereignis verdanke sich nicht menschlicher Leistung, sondern göttlicher Barmherzigkeit: „Wir können und müssen es nicht kaufen, nicht erarbeiten, nicht erschwindeln. Es wird uns einfach geschenkt." So werde das Christfest zu einer heilsamen Unterbrechung des Alltags: „An Weihnachten tun wir nichts. Wir lassen uns beschenken von Gottes Versprechen und von wunderbarer Musik. Die Sorgen warten morgen, oder nachher draußen vor der Tür. Aber jetzt tun wir nichts – außer das Eine: Wir lassen uns retten von der Barmherzigkeit Gottes."

In dieser Haltung könnten sich Christen dann umso kraftvoller auch wieder den Nöten der Welt zuwenden, erklärte der Regionalbischof: „Auch morgen werden Menschen aus ihrer Heimat fliehen, weil Krieg und Terror sie aus dem Land jagen, weil die Güter so ungleich auf der Welt verteilt sind. Auch morgen werden Menschen verzweifeln, weil sie nicht mehr weiter wissen, mitten unter uns – wir wollen auch die Not in unserem Land nicht vergessen. Die Einen sind unermesslich reich, die Anderen werden ihre Schulden nicht mehr los. Die Einen verbrauchen alles, und die Anderen haben nicht einmal das Nötigste." Prälat Dr. Rose zeigte sich überzeugt: „Wer es ausgehalten hat, einmal nichts zu tun, sich beschenken zu lassen, der kann auch zum Hoffnungsträger werden für all diejenigen, die uns ans Herz gelegt sind – in der Ferne und in der Nähe." Vielleicht sei das die Weihnachtskunst, schloss Prälat Dr. Rose: „Weihnachten so zu feiern, dass es zu einem Fest wird, aus dem wir Kraft beziehen für unser Leben: Hoffnungskraft." (Peter Steinle)

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