Sigmar Gabriel | Bildquelle: Bundesregierung/Bergmann

SPD:

Fürsprecher heizen Debatte um Kanzlerkandidatur von Sigmar Gabriel an

Stand: 12.12.15 16:10 Uhr

Die Debatte um eine mögliche Kanzlerkandidatur von SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel nimmt Fahrt auf - auch wenn die SPD sie derzeit offiziell nicht führen will. Vertreter mehrer Gruppierungen innerhalb der Partei sprechen sich offen für Gabriel als SPD-Kanzlerkandidat aus. Auch der Präsident des EU-Parlaments und SPD-Präsidiumsmitglied Martin Schulz sieht eine "gute Basis" für eine Kanzlerkandidatur Gabriels. Es gibt aber auch warnende Stimmen.

Der im "Seeheimer Kreis" zusammengeschlossene rechte SPD-Flügel hat sich für eine Kanzlerkandidatur von SPD-Chef Sigmar Gabriel ausgesprochen. "Seeheimer"-Sprecher Johannes Kahrs sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Ich würde mir wünschen, dass das Wahlergebnis als Parteichef an seinem Willen zur Kanzlerkandidatur nichts geändert hat."

Der Sprecher des SPD-Netzwerks Martin Rabanus hat sich für eine Kanzlerkandidatur des wiedergewählten Parteichefs Sigmar Gabriel ausgesprochen. "Wir wünschen uns, dass Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat antritt und werden ihn nach Kräften unterstützen", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete dem Berliner "Tagesspiegel".

Der Präsident des Europäischen Parlaments und SPD-Präsidiumsmitglied Martin Schulz hat hinsichtlich des schwachen Votums von nur gut 74 Prozent für den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel das Abstimmungsverhalten der Abweichler kritisiert. "Es ist schon erstaunlich, inwieweit Leute den Eindruck haben, dass sie sich mit einer Mehrheitsmeinung der Partei nicht identifizieren müssen. Man muss jedenfalls nicht sein eigenes Personal in Frage stellen", monierte Schulz im Fernsehsender phoenix.

Dennoch sehe er das Ergebnis als eine "gute Basis" für eine Kanzlerkandidatur Gabriels und sah den SPD-Chef diesbezüglich nicht geschwächt. "Er ist der Parteivorsitzende und derjenige, der den ersten Zugriff auf dieses Amt hat", so Schulz weiter.

So weit wollte die neue SPD-Generalsekretärin Katarina Barley nicht gehen. "Die Kanzlerkandidatur legen wir Anfang 2017 fest", ließ sie sich nicht auf einen Namen festlegen. Das Ergebnis für den Parteivorsitzenden sei nicht so ausgefallen, "wie wir das erwartet hatten, aber Sigmar Gabriel kann so etwas gut verarbeiten", meinte Barley. Sie verstehe zwar in diesem Zusammenhang, dass der Parteinachwuchs einige Standpunkte des Parteichefs skeptisch bewerte, "aber die Kritik der Jusos an ihm war völlig überzogen", so Barley weiter.

Der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (Afa), Klaus Barthel, hat SPD-Chef Sigmar Gabriel vor einer Rückkehr zur Basta-Politik nach dem Vorbild des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder gewarnt. "Basta-Politik ist nicht mehr zeitgemäß. Damit wird Gabriel es nicht schaffen, die Partei und ihre Anhänger für den Bundestagswahlkampf zu motivieren", sagte der Afa-Chef dem Berliner "Tagesspiegel". Zugleich sprach sich Barthel gegen eine Festlegung auf Gabriel als SPD-Kanzlerkandidat zum jetzigen Zeitpunkt aus. "Die Kandidatenfrage ist offen und wird zu gegebener Zeit entschieden."

Sigmar Gabriel selbst hat sich bereits bereit dafür gezeigt, bei der nächsten Bundestagswahl im Jahr 2017 gegen Angela Merkel, CDU, anzutreten. Im Magazin stern stellte Sigmar Gabriel klar: "Natürlich will ich Bundeskanzler werden, wenn die SPD mich aufstellen will. Das ist doch gar keine Frage."

Gabriel sagte im stern weiter: "Ich hab' mir geschworen, die Frage, wer führt die Partei in die nächste Wahl, nicht von meiner persönlichen Eitelkeit abhängig zu machen."

Traditionell hat der Parteivorsitzende das erste Zugriffsrecht. Parteifreunde hatten im Sommer angeregt, über die Kanzlerkandidatenfrage alle Parteimitglieder abstimmen zu lassen. Alternative Kandidaten zu Gabriel haben sich bisher nicht gemeldet. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, SPD, schlug sogar vor, angesichts der hohen Zustimmungswerte für Angela Merkel ganz auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten.

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