Taxi Handy Uber | Bildquelle: Pixabay.com

Wirtschaft:

Besser teilen als besitzen? Studie zu Chancen und Risiken der Sharing Economy

Stand: 03.12.15 20:35 Uhr

Uber statt Taxi, AirBnB statt Hotel - immer mehr Privatpersonen nutzen oder bieten Dienstleistungen über Internet-Plattformen und machen damit klassischen Geschäftsmodellen Konkurrenz. In der sogenannten Sharing Economy steckt nach Ansicht von Experten viel Potenzial für Wachstum und Beschäftigung. Zugleich ergeben sich neue Risiken. Eine aktuelle Untersuchung des Bonner Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Auftrag der Randstad-Stiftung beleuchtet die Auswirkungen der Sharing Economy vor allem auf den Arbeitsmarkt.

Neue digitale Technologien und eine veränderte Nachfrage sind die Erfolgsfaktoren der „Ökonomie des Teilens". Mobiles Internet und Smartphone-Apps senken die Transaktionskosten für die Vermittlung von Gütern und Dienstleistungen drastisch. Sie lassen neue Märkte entstehen, auf denen getauscht, geteilt, verliehen und sogar verschenkt wird. Zugleich beflügelt ein verändertes Konsumverhalten die rasante Entwicklung der Sharing Economy: Verbraucher verzichten zunehmend auf den Erwerb von Eigentum und zahlen stattdessen für eine temporäre Nutzung – etwa von Musikdiensten. Auch nehmen sie vermehrt Leistungen privater Anbieter in Anspruch, die über Plattformen vermittelt werden.

Chancen für Wachstum und Beschäftigung

Werner Eichhorst und Alexander Spermann, die Autoren der Untersuchung „Sharing Economy – Chancen, Risiken und Gestaltungsoptionen für den Arbeitsmarkt", sehen in den neuen Geschäftsmodellen große Chancen für zusätzliches Wachstum und Beschäftigung. Aufbau und Bewerbung einer Online-Plattform seien Anfangsinvestitionen, denen auch bei steigender Nutzung kaum weitere Kosten folgten. „Dieses Phänomen ermöglicht hohe Erträge und damit exponentielles Wachstum durch ein weltweites Ausrollen des Geschäftsmodells", so die Wissenschaftler. Damit eröffneten sich auch neue Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten, zum Beispiel für die Anbieter von Personentransporten mit dem privaten PKW oder die Vermieter von privatem Wohnraum.

Neue Risiken für Arbeitnehmer und Konsumenten

Zugleich sehen die Autoren jedoch Gefahren für die Beschäftigten und Nutzer. „Mit den Geschäftsmodellen der Sharing Economy geht die Verlagerung von Risiken der Arbeitgeber auf die Arbeitnehmer über." Denn Plattformen wie Uber verstünden sich nicht als Arbeitgeber, sondern lediglich als Vermittler. „Beschäftigte der Plattform-Anbieter sind keine Arbeitnehmer, sondern Selbstständige, die sämtliche Risiken – zum Beispiel bei Unfall oder Krankheit – sowie Leistungen für Altersvorsorge, Arbeitslosigkeit oder Pflege selbst tragen müssen. Damit ergeben sich neue Herausforderungen für die sozialen Sicherungssysteme."

Auch die Nutzer der Plattform-Angebote seien Risiken ausgesetzt. „Die Vorschriften für die Beförderung von Personen und die Vorschriften bei der Unterbringung von Hotelgästen dienen im Wesentlichen dem Schutz der Konsumenten." Häufig wichen die Standards der Plattformen jedoch von den gesetzlichen Standards ab.

Tarifparteien und Gesetzgeber stünden vor der schwierigen Aufgabe, einerseits die möglichen Wachstums- und Beschäftigungschancen der Sharing Economy zu nutzen und andererseits die über viele Jahrzehnte verhandelten Schutzrechte der Arbeitnehmer und Konsumenten zu wahren, so die Autoren.

Plädoyer für eine Regulierung mit Augenmaß

Von pauschalen Verboten halten Eichhorst und Spermann aber wenig: „Massive Regulierungen der Sharing Economy, wie sie einige europäische Länder praktizieren, schaden letztlich nur den Verbrauchern und Beschäftigten." Das Bestreben, klassische Geschäftsmodelle und Beschäftigungsverhältnisse abzusichern, konterkariere vielmehr neue Markt- und Jobchancen. Die Autoren der Studie plädieren daher für eine Regulierung mit Augenmaß. Sie solle einerseits Wachstums- und Beschäftigungschancen ermöglichen, andererseits berechtigten Schutzinteressen der Arbeitnehmer und Konsumenten nachkommen. „Zweifellos ist die Veränderung des Regulierungsrahmens notwendig, um Wettbewerbsverzerrungen zwischen existierenden und neuen Geschäftsmodellen zu minimieren."

Download der vollständigen Studie über die IZA-Website

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