Behindertenverband | Bildquelle: RTF.1

Rottenburg - Ergenzingen:

"Die Richtung stimmt, aber..." - 9. Inklusionstag Baden-Württemberg

Stand: 30.11.15 16:53 Uhr

"Strukturen aufbrechen - Systeme ändern" - unter diesem Motto haben sich gestern in der Rottenburger Festhalle beim 9.landesweiten Inklusionstag zahlreiche Vertreter der Behindertenverbände, Gruppen, Organisationen und Experten getroffen. Dabei haben die Teilnehmer die derzeitige Situation der Behinderten unter die Lupe genommen. Aber auch über Möglichkeiten diskutiert, wie die gesellschaftliche Teilhabe dieser Menschen mit Handicap zukünftig noch besser gewährleistet werden kann. Die lange verbreitete Vorstellung, dass Behinderte am Besten "unter sich " blieben - und sich dort auch am wohlsten fühlten, gehört bekanntlich längst der Vergangenheit an. Und nicht zuletzt, weil die UN-Behindertenrechts-Konvention die Politik zum Umdenken verpflichtet.


Inklusion ist ein Menschenrecht. Inklusion bedeutet Menschen mit Behinderung nicht auszuschließen, die verschieden Lebensbereiche für jeden zu öffnen und auch zugänglich zumachen.

Aber um Inklusion zu leben, müssten Strukturen aufgebrochen, Systeme erneuert werden – auf allen Ebenen - vom Bund bis in die kleinste Gemeinde in Deutschland müsste eine Strategie für die Inklusion her, vor allem an Schulen – so der Tenor auf dem auf dem 9. landesweiten Inklusionstag.

"Das Thema nimmt fahrt auf, gut so – ein Gesetz nach dem anderen, eine Verwaltungsvorschrift jagt die ander – ab dem kommenden 1. Januar gibt es professionelle Strukturen zur Umsetzung von Inklusion." Gerd Weimer / Beauftragter für die Belange für Menschen mit Behinderung BAWÜ

Baden-Württemberg hat als letztes Bundesland die Sonderschulpflicht abgeschafft – ab sofort dürfen Eltern wählen, auf welche Schule ihr Kind gesehen soll. Leichter gesagt als getan ist, das weiß man gerade hier in Rottenburg – wo zuletzt der Fall um die kleine Tamina bundesweit aufsehen erregte.

Ihre Mutter Tantjana Teufel, die sich auch gestärkt dafür engagierte, dass der Inklusionstag hier stattfindet – entschied sich dafür, ihr Tochter mit Downsyndrom auf die Realschule zu schicken – ganz im Sinne der Inklusion. An Taminas Seite: eine Schulassistenz. Noch immer ist nicht ganz klar, wer dafür die Kosten schultern muss – das Land, der Kreis?

"Das neues Schulgesetz ein sehr verhaltener Schritt – das ist ein Schritt nach vorn, aber dafür dass BAWÜ jetzt 6 Jahre darüber gebrütet hat, wie sie das nun machen.(...) Kritisch bleibt, dass das Sonderschulwesen nicht angepackt wird . Mir wurde zugetragen dass der Ministerpräsident gesagt hat "Abgeschafft wird nix!"" Dr. Valentin Aichele / Deutsches Institut für Menschenrechte

Im 7. Jahr nach In kraft treten der Behindertenkonvention hat die Uno mit einem Expertenteam geprüft, wie es um die Inklusion in Deutschland steht. Laut veröffentlichtem Bericht, gab es Lob für die vielen verschiedenen Initiativen die seither entstanden. Besorgt zeigte sich der Ausschuss aber im Aufbau eines inklusiven Bildungsmodells.

"Er empfiehlt im Interesse der Inklusion, das segregierte Schulwesen zurückbauen und empfiehlt, das Regelschulen mit sofortiger Wirkung, Kinder mit Behinderung aufnehmen." Dr. Valentin Aichele / Deutsches Institut für Menschenrechte

So wie Taminas Mutter in den ersten zwei Instanzen mit Erfolg einklagte, dass der Landkreis Tübingen die Kosten der Schulbegleitung tragen muss.

 

Der Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung eV hat mit dem 9. Inklusionstag Veranstalter und Unterstützer zusammengeholt, um Ideen und Perspektiven zu besprechen, und das nicht nur im schulischen Bereich.

 

Gerd Weimer, auch Schirmherr der Veranstaltung bilanzierte: „Die Richtung stimmt – das Tempo dürfte nur etwas schneller sein"

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