Rathaus Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen :

In altem Glanz und doch ganz neu: Tübinger feiern ihr saniertes und umgebautes historisches Rathaus

Stand: 29.11.15 07:13 Uhr

Es gehört zu den Schönsten und Ältesten im Land und ist zudem beliebtes Ziel vieler Touristen, das Tübinger Rathaus. Lange aber wurde das mehrere Jahrhunderte alte Tübinger Schmuckstück von Bauplanen und Gerüsten bedeckt und war nicht zugänglich. Das historische Gebäude wurde stabilisiert, energiesaniert,modernisiert und umgebaut. Stadtverwaltung und OB mussten ein mehrjähriges Exil im Blauen Turm in Kauf nehmen. Jetzt aber ist das Tübinger Rathaus fertig und wieder ganz offiziell seinen Bestimmungen übergeben.


Ein kleines Tübinger Jahrhundertprojekt ist fast vollendet- und heute mit einem kleinen Festakt und einem Tag der Offenen Tür den Bürgerinnen und Bürgern zurückgegeben worden. Der rund 500 Jahre alte alte alemannischer Fachwerkbau mit der italienischen Neo-Rennaisance Fassade ist umgerüstet und neugestaltet für die Zukunft. Mit rund 3 Jahren Bauzeit und knapp 11 Millionen Euro Kosten wurden Zeit und Finanzplanung eingehalten. Dringliche Probleme wie Feuerschutz Statik, Energiesanierung, technische Ausstattung, Restaurierungen wurden angegangen; und dem alten Bau im Inneren ein demokratisch-lichtes Ambiente verpasst. Bausünden der 60er Jahre wurden getilgt und Denkmalschutzbelange eingehalten.

Ein sichtlich zufriedener und glücklicher OB, der Hauptinitiator des Mammut-Projekts, ließ es sich nicht nehmen, Hunderte von Bürger vom jetzt Licht durchstrahlten Foyer aus mehrfach selbst durch die neu-alten Räume mit den sanierten, bewahrten oder wieder frei gelegten Intarsien der Jahrhunderte zu führen.

Froh und glücklich sei er, so Boris Palmer, dass das Projekt jetzt so gelungen zu Ende komme. Die vielen Probleme des Umbaus der 60er Jahre seien erledigt, der Brandschutz den Erfordernissen angepasst, rund 60 Prozent Energie werde eingespart. Man habe neue Räume gewonnen. Und viele seien jetzt heller und transparenter. Ein Ort, der die Bürgerschaft einlade, "zu uns zu kommen". Wirklich stolz sei er darüber, was von allen, von Architekten über das Bauamt und dessen Dezernate geleistet worden sei.

Symptomatisch für den neuen Ansatz, ergänzt Jörg Weinbrenner, Projektplaner vom Architektenbüro

weinbrenner.single.arabzadeh seien die Veränderungen im neuen Bürgerforum im Eingangsbereich. Dieser Eingangsteil sei jetzt nicht mehr abgeschnitten; vielmehr öffne sich der Raum mit seinen transparenten Glasfronen hin nach außen. Er sei so "Teil eines demokratischen Hauses" geworden.

Dieser Grundgedanke spiegelt sich indessen auch in durch Rückstrukturierungen wiedergewonnen Räumen wieder. Palmer hat es dabei besonders der in den alten Dimensionen wieder zusammengeführte und vorher zerstückelte ehemalige Hofgerichtssaal angetan. 300 Jahre habe hier das württembergische Verfassungsgericht getagt. Hier habe man der Stadt ein Stück verlorener Stadtgeschichte zurückgegeben.

Hinter dem sogenannten Öhrn, einem ehemaligen Empfangssaal für Gerichtsverfahren der Bürger , mit seinen rund 500 Jahre alten Bemalungen, zweigt der eine Durchgang in den früheren Stadtgerichtssaal ab. Ab sofort schlägt dort Paaren die entscheidende Trauungsstunde. Dor kann jetzt geheiratet werden.

Auf der anderen Seite war heute auch das Amtszimmer des Oberbürgermeisters zugänglich. Das gemalte Wort „Weisheit"- über der Tür- seiner Tür habe indessen natürlich nicht er angeordnet, scherzt Palmer.

Er freue sich über seien wiedergewonnenen Arbeitsplatz im historischen Rathaus. Zwar habe er die Fernsicht auf dem "Blauen Turm" auch genossen; jetzt aber könne er wieder über den Marktplatz laufen und habe wieder direkten Kontakt zu den Bürgern.

Auf Palmers Schreibtisch stapeln sich auch heute seine Arbeitsakten. Er scherzt: Die habe er liegen lassen, damit nicht der Verdacht aufkomme, er arbeite nichts. Palmer appellierte indessen süffisant an die Besucher, nicht wie sein Vater dereinst, bei einem Tag der offenen Tür Akten zu entwenden und sie dann am nächsten Tag der Presse zugänglich zumachen.

Auch der Gemeinderatssaal mit seinem alemannischen Fachwerk, früher einmal Sitz des Schwurgerichts, ist neu gestaltet. Die Abgeordneten sitzen jetzt in gerundeten Reihen.

Was genau mit dem neuen Foyer geschieht, in dem Veranstaltungen angehalten werden können, ist noch nicht ganz klar. Im Gespräch ist für das neue Bürgervoyer  im „demokratisch gestalteten Rathaus" ist eine Infoeinrichtung für Bürgerinnen und Bürger.

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