HWK-Präsident Harald Herrmann | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Große Herausforderung - Handwerkskammer Reutlingen will Flüchtlinge nachhaltig integrieren

Stand: 27.11.15 11:01 Uhr

Zum nun fünften Mal in Folge kann die Handwerkskammer Reutlingen auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das gab Präsident Harald Herrmann gestern im Vorfeld der Winter-Vollversammlung bekannt. Die Lage im Handwerk sei hervorragend. Und einer Umfrage zufolge gehen die meisten Betriebe auch davon aus, dass sich die positive Situation im Jahr 2016 fortsetzt. Das Handwerk steht vor einer ganz anderen Herausforderung: der Integration von Flüchtlingen.


An der wirtschaftlich guten Lage habe sich seit dem Sommer kaum etwas geändert. Veränderungen habe es allerdings beim Thema Flüchtlinge gegeben. Die Handwerkskammer will ihrer gesellschaftspolitischen Aufgabe nachkommen und Flüchtlinge für das Handwerk gewinnen und sie nachhaltig integrieren. Das A und O, so Herrmann, seien Sprachkurse. Und da sei die HWK momentan sehr stark dran, zusammen mit der Agentur für Arbeit und verschiedenen Landratsämtern, Sprachkurse in ihren Bildungsakademien anzubieten, um im Anschluss an diese Sprachkurse die Teilnehmer ans Handwerk heranzuführen, in verschiedenen Berufen.

Mindestens zwei Jahre dürfte es dauern, bis ein Flüchtling gut genug deutsch spricht, um der Berufsschule folgen zu können. Mit der anschließenden Ausbildung geht Herrmann davon aus, dass Flüchtlinge nach frühestens fünf bis sieben Jahren als Facharbeiter beim Kunden einsetzbar sind.

Auch an die Politik hat Herrmann diesbezüglich Forderungen: Dass während der Ausbildung nicht abgeschoben werden darf. Und dass der betroffene Flüchtling dann natürlich nach der Ausbildung zwei oder drei Jahre noch im Land bleiben darf. Denn man müsse einfach eines sehen: eine Ausbildung koste viel Geld und kein Betrieb bilde der Ausbildung wegen aus. Sondern er bilde aus, dass er seinen Facharbeiterbedarf im Betrieb nachhaltig sichern könne.

Beim Thema Nachwuchs liege die Handwerkskammer Reutlingen zwar deutlich über dem Landesdurchschnitt. Dennoch seien die Zahlen längst nicht mehr so hoch wie noch vor einigen Jahren.

Eine gute Nachricht: Der Wirtschaftsplan der HWK ist laut Herrmann ausgeglichen und beläuft sich auf gut 14 Millionen Euro. Die größten Ausgaben stehen jetzt wohl für das Bildungszentrum in Tübingen an. Bis 2018 sollen die Werkstätten umfangreich saniert werden. Das Internat mit Kantine und Lehrsälen wird abgerissen und neugebaut. Ein Gutachten habe laut Herrmann ergeben, dass eine Sanierung wohl teurer komme, als ein Neubau. Es sei natürlich auch unter energetischen Gesichtspunkten einfacher, neuzubauen, statt energetisch zu sanieren.

Apropos energetisch sanieren: Durch die von der Bundesregierung gesetzten Richtlinen, dass bis 2020 alte Gebäude energetisch saniert sein müssen, sieht Herrmann einen deutlichen Boom an Aufträgen auf das Handwerk zukommen – damit verbunden aber auch eine große Herausforderung.

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