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Reutlingen:

Betriebsratsvorsitzende und Verdi zum Spargebot für die Kreiskliniken

Stand: 05.05.14 17:40 Uhr

Momentan sind mehr Menschen im Gesundheitwesen tätig als in der Automobilbranche – das behauptet zumindest verdi-Bezirksgeschäftsführer Martin Gross. Trotzdem sei es so, dass die Regierung im Ernstfall eher einer Autofirma finanziell unter die Arme greifen würde, als einer Kreisklinik. Nach Ansicht der Gewerkschafter soll die finanzielle Schieflage der Krankenhäuser jetzt auf Kosten der Beschäftigten gerade gerückt werden.

Outsourcing – eine Möglichkeit, um die finanzielle Lage in der Albklinik Münsingen zu verbessern. Das heißt im Klartext, dass beispielsweise die Speiseversorgung des Krankenhauses an einen externen und günstigeren Anbieter abgetreten wird. Laut Christa Mohl, Betriebsratsvorsitzende der Albklinik Münsingen, sei es so geplant gewesen, dass die Mitarbeiter in Personalgestellung übernommen würden. Die Mitarbeiter, die dann neu eingestellt würden, würden dann deutlich schlechter bezahlt. Und Mitarbeiter, die weniger verdienen, würden auch weniger Beiträge zur Sozialversicherung und weniger Steuern zahlen. Der Sparzwang gehe also auch auf Kosten der Allgemeinheit. In erster Linie müssten aber die Patienten und Pflegekräfte leiden. Die Kliniken müssten schauen, wo sie Geld sparen könnten, weshalb viele Abteilungen jetzt fürchten, dass sie geschlossen werden. 

Der Betriebsrat könne in der Beziehung Norbert Retthofer zufolge immer nur reagieren. Die Verantwortlichen müssten schauen, wie sie dann mit der Situation umgehen, so der Betriebsratsvorsitzende des Reutlinger Klinikums am Steinenberg. Als erstes sei immer die Beschäftigungssicherung bei ihnen angesagt. Dazu seien sie als gewählte Interessenvertreter gesetzlich verpflichtet. Um finanziellen Kündigungen entgegen zu wirken, haben die Betriebsräte mit dem Landkreis jetzt ein Zukunftskonzept ausgearbeitet. Wichtig sei natürlich, dass es jetzt eine Planungssicherheit gäbe - so Karsten Heinrich, Betriebsratsvorsitzender Ermstalklinik Bad Urach.Das Zukunftskonzept 2018 wäre dazu gedacht, zu gucken, wo Mehreinnahmen regeneriert werden können und wie man die Abteilungen umstrukturieren könne. Einfach, dass man die Eigeneinnahmenseiten erhöhe. Das soll auf Dauer aus der finanziellen Notlage helfen, ohne nötige Fachkräfte zu entlassen.

Am Personal könne eigentlich nicht weiter gespart werden, da viele Kliniken bereits unterbesetzt seien. Bei der Organisation gäbe es Nachholbedarf. Vor einigen Jahren hätte sich das Pflegepersonal noch ganzheitlich um die Patienten gekümmert. Heute würde der administrative Teil beispielsweise wegfallen. Das führt aus Retthofers Sicht manchmal zu Missverständnissen, zu organisatorischen Schwierigkeiten und zu Unzufriedenheit der Pflegenden, weil sie nicht mehr mit dem Kerngeschäft in Anführungszeichen nachkommen würden, weil das Personal zu wenig sei. Die Betroffenen wollen auch die Bevölkerung auf die Umstände aufmerksam machen und ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Deshalb soll es zum Beispiel am kommenden Samstag einen Flashmob vor der Reutlinger Marienkirche geben.

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