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Nach vier Jahren "Günther Jauch" - Letzte Sendung am Sonntag mit Finanzminister Schäuble

Stand: 16.03.19 23:55 Uhr

Am Sonntagabend heißt es zum letzten Mal "Herzlich Willkommen live aus dem Gasometer in Berlin!" Nach 157 Ausgaben verabschiedet sich Günther Jauch von seinem Publikum. Als letzter Gast wird am Sonntag Finanzminister Wolfgang Schäuble im Studio sein - seit 43 Jahren im Bundestag und damit der dienstälteste Abgeordnete.

Mit durchschnittlich 4,62 Millionen Zuschauern und einem durchschnittlichen Marktanteil von 16,2 Prozent ist GÜNTHER JAUCH der erfolgreichste Talk, den das Erste jemals am Sonntagabend ausgestrahlt hat. 47 der bislang gezeigten 156 Ausgaben - also fast jede dritte Sendung - wurden von mehr als fünf Millionen Zuschauern gesehen.

Die erfolgreichste Sendung überhaupt mit 8,25 Millionen Zuschauern (30,2 Prozent Marktanteil) war der Talk nach dem TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am 1. September 2013. Auch bei der jüngeren Zielgruppe (14-59 Jahre) konnte der Talk in den letzten vier Jahren große Erfolge verbuchen - hier lag der Marktanteil regelmäßig bei über zehn Prozent.

Der Blick auf die Publikumsresonanz belegt zudem das allgemein große Interesse an GÜNTHER JAUCH: In den vergangenen Jahren erhielt die Redaktion mehr als 115.000 Mails, im Online-Forum wurden fast 110.000 Kommentare gepostet, an vielen Sonntagabenden war #jauch Top1 in den deutschen Twitter-Charts.

Lutz Marmor, ARD-Vorsitzender und NDR Intendant, meint zum Abschied des Stars: "Für mehr als vier Jahre war Berlins Gasometer eine Topadresse für anregende und spannende Diskussionen. Die Themen, die das Land bewegten, hatten hier ihr Forum. Günther Jauch ist es gelungen, neue Zuschauerinnen und Zuschauer für das politische Gespräch im Fernsehen zu gewinnen und mit seiner Sendung immer wieder wichtige Akzente zu setzen. Danke, Günther Jauch!"

Bei GÜNTHER JAUCH wurde mit verantwortlichen Politikern und relevanten Gästen stets das Thema der Woche diskutiert und besprochen: Angela Merkel und Helmut Schmidt waren gleich zu Sendungsstart Gast im Gasometer, im Sommer 2014 diskutierte die ehemalige US-Außenministerin und First Lady Hillary Clinton mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Margot Käßmann über mächtige Frauen in der heutigen Zeit. Eine weltweite Premiere wurde am 26. Januar 2014 gezeigt: Edward Snowden, von den USA gejagter Whistleblower, gab dem deutschen Fernsehen das erste TV-Interview nach seiner Flucht. Im gleichen Jahr wurde ein exklusives Interview mit Russlands Präsident Wladimir Putin gesendet und diskutiert. Besonders zu aktuellen und brisanten Themen schalteten die Zuschauer ein - beispielsweise nach den Terroranschlägen von Paris Anfang November. Mit 5,62 Millionen Zuschauern war der Talk zwei Tage nach den Attentaten die meistgesehene GÜNTHER JAUCH-Sendung 2015. Auf großes Interesse stießen in den vergangenen vier Jahren vor allem Sendungen rund um die großen politischen Themen wie Griechenland, Russland und Flüchtlinge, die gesellschaftspolitisch relevanten Themen wie soziale Gerechtigkeit und "Konzern Kirche" sowie die moralischen Debatten im Fall von Uli Hoeneß und Christian Wulff - regelmäßig schalteten bis zu 6,7 Millionen Zuschauer ein.

Neben den großen aktuellen politischen Themen setzte GÜNTHER JAUCH immer wieder Akzente mit ungewöhnlichen Talks: Anfang 2012 erzählte die Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch ihre Geschichte. Drei Jahre später waren die Zeitzeuginnen Eva Erben und Margot Friedländer zu Gast - auch sie überlebten die Vernichtungsmaschinerie der Nazis. In der Sendung zum Gröning-Prozess am 26. April 2015 beeindruckte die Auschwitz-Überlebende Eva Mozes Kor die Zuschauer mit ihren versöhnenden Worten gegenüber den Tätern der NS-Zeit. Im November 2013 wurde bei GÜNTHER JAUCH über den Kunstschatz des Sammlers Cornelius Gurlitt diskutiert. In mehreren Sendungen wurden die Themen Sterbehilfe und Umgang mit dem Tod thematisiert - unter anderem mit Franz Müntefering und Udo Reiter, der sich im Sommer 2014 das Leben nahm. Auch Themen wie Jugendgewalt oder Zwangsprostitution stießen auf sehr großes Zuschauerinteresse.

Mit seiner Themenwahl und seinen manchmal polarisierenden Gästen war GÜNTHER JAUCH am Montagmorgen häufig Gesprächsthema an Küchentischen, im Büro, auf dem Weg zur Arbeit. So sahen 5,53 Millionen Zuschauer im Oktober 2015 AfD-Mann Björn Höcke, der gleich zu Beginn der Sendung eine Deutschlandflagge über seine Stuhllehne hängte und für viel Empörung sorgte. Eine besonders intensive Diskussion im Nachgang der Sendung zog auch der Auftritt des ehemaligen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis nach sich, der im März 2015 live aus Athen zugeschaltet war. Seine Falschbehauptung, die Redaktion habe ein gezeigtes Video manipuliert, bei dem er einen "Stinkefinger" gezeigt hatte, beschäftigte in den nächsten Tagen zahlreiche Medien und sorgte für große Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Ebenfalls in Erinnerung bleiben wird der Auftritt des Berliner Imams Abdul Adhim Kamouss im September 2014, der immer wieder anderen Gäste ins Wort fiel - darunter Wolfgang Bosbach und Heinz Buschkowsky. Sein großes Redebedürfnis brachte Kamouss im Nachhinein den Namen "Quassel-Imam" ein. Auch Kathrin Oertels Auftritt im Januar 2015 sorgte für große Diskussionen - die damalige Pegida-Frontfrau stellte sich erstmals stellvertretend für die Bewegung im deutschen Fernsehen. Beide Auftritte wurden bei Twitter und in den Online-Foren stark diskutiert. Großen Eindruck hinterließen aber auch weniger prominente Menschen: Harald Höppner, der mit einem privaten Boot Flüchtlinge vor dem Ertrinken rettet, nutzte seinen Auftritt am 19. April 2015, um live zu einer Schweigeminute aufzurufen. Carina Kühne, eine junge Dame mit Down Syndrom, zeigte in der Sendung im Mai 2014, dass sie trotz ihrer Behinderung problemlos in der Diskussionsrunde mithalten konnte. Auch Julia und Thomas Schmitz beeindruckten die Zuschauer: Sie überlebten den Angriff der Terroristen auf den Pariser Musikclub Bataclan am 13. November und erzählten bei GÜNTHER JAUCH von ihrem schrecklichen Erlebnis. Im März 2015 diskutierte Zhanna Nemzowa, Tochter des kurz zuvor ermordeten russischen Oppositionellen Boris Nemzow, mutig bei GÜNTHER JAUCH.

"Uns war es wichtig, am Sonntagabend mit relevanten und interessanten Gästen über das Thema der Woche zu diskutieren, politische und gesellschaftliche Debatten abzubilden und für den Zuschauer so einen Mehrwert und Erkenntnisgewinn zu schaffen", so Günther Jauch. "Ebenso wichtig war es uns aber auch, mal ein ungewöhnliches Thema anzupacken und uns mit besonders spannenden oder polarisierenden Gästen auseinanderzusetzen. Das mag manchmal für viel Kritik und Aufsehen gesorgt haben - aber gerade das macht das Live-Fernsehen und eine gute Diskussion auch aus: Unvorhergesehenes passiert, Debatten werden ausgelöst, Positionen und Meinungen prallen aufeinander und werden neu diskutiert. Mir haben die ungewöhnlicheren Sendungen immer besonders gut gefallen."

Und die Mitarbeiter?

Entgegen anders lautender Medienberichte entlässt die Produktionsfirma i&uTV, die im Auftrag der ARD noch bis Ende November den Polittalk GÜNTHER JAUCH für das Erste produziert, nach eigenen Angaben keine 80 Mitarbeiter. Auch sei es falsch, dass - wie zum Teil behauptet - "eine gesamte Produktionsfirma aufgelöst" werde.

Richtig sei: Für den Talk GÜNTHER JAUCH in Berlin sind 16 Mitarbeiter fest in der Redaktion bzw. Produktion angestellt. Ihre Verträge sind projektgebunden und laufen regulär zum Jahresende aus. Einige Mitarbeiter haben ab Januar bereits einen neuen Arbeitsplatz gefunden.

Insgesamt sind am Sonntagabend rund 80 Menschen an der Sendung beteiligt, wie zum Beispiel an der Kamera, in der Maske, für Licht oder Ton oder Security. Der allergrößte Teil von ihnen ist jedoch bei Unternehmen und Dienstleistern angestellt, die von i&uTV für die Sendung beauftragt werden. Sie sind keine Mitarbeiter von i&uTV und sie sind an anderen Wochentagen für andere Produktion bzw. Auftraggeber tätig. Dass alle am Sonntagabend Mitwirkenden zum Jahresende ihren Job verlieren und arbeitslos werden, ist also falsch.

"Den vom Deutschen Journalistenverband erhobenen Vorwurf, unfaire Verträge mit unseren Mitarbeitern zu machen, weise ich entschieden zurück", so i&uTV-Geschäftsführer Andreas Zaik. "Wir bemühen uns darum, unsere Mitarbeiter, deren Leistung wir sehr schätzen, möglichst lange zu beschäftigen und ihnen in allen Belangen zur Seite zu stehen."

i&uTV Produktion GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln beschäftigt derzeit rund 140 Mitarbeiter. Günther Jauch ist Alleingesellschafter, Andreas Zaik Geschäftsführer des Unternehmens.

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