Demo gegen Tierversuche | Bildquelle: RTF.1

Ersatz für Tierversuche:

Weniger Mäuse müssen bei Merz für Faltenglätter Botox sterben - Bei Ipsen in Esslingen aber weiterhin

Stand: 24.11.15 20:53 Uhr

Die Frankfurter Firma Merz hat eigenen Angaben zufolge eine behördliche Anerkennung für einen Zellkulturtest als Ersatz für die seit Jahren in Kritik stehenden "Botox"-Tierversuche an Mäusen bekommen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche spricht von einem großen Erfolg seiner jahrelangen Kampagne gegen diese besonders grausamen Tierversuche. Doch nicht alle in der Branche ziehen offenbar mit: So testet demnach unter anderem die britische Firma Ipsen mit einer Filiale in Esslingen unvermindert an Mäusen.

Jede Produktionseinheit des als Faltenglätter „Botox" bekannten Nervengiftes Botulinumtoxin wird im sogenannten LD50-Test an Mäusen getestet. Dabei wird Gruppen von Mäusen die Substanz in die Bauchhöhle gespritzt, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Die Mäuse sterben Tierschützern zufolge unter Qualen nach dre bis vier Tagen Todeskampf an Atemlähmung.

Die Firma Merz testet ihre Präparate Xeomin und Bocouture demnach beim Hamburger Auftragslabor LPT und „verbraucht" pro Jahr etwa 35.000 Mäuse. Jetzt gibt der Konzern bekannt, dass seine selbst entwickelte tierversuchsfreie Zellmethode für Europa behördlich anerkannt wurde. Für die USA bestand schon seit Anfang 2015 eine Zulassung. Wie Merz der Ärztevereinigung aktuell mitteilte, können die Mäuseversuche 2016 um 70 % auf 10.400 Tiere gesenkt werden und 2017 um 85% auf 5.400 Tiere.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche gratuliert Merz zu dem wichtigen Schritt, kritisiert aber, dass immer noch Tausende von Mäusen in „Botox"-Versuchen leiden und sterben müssen und fordert, die Botulinumtoxinproduktion einzustellen, bis die tierversuchsfreie Methode für alle Testarten und für alle Länder anerkannt ist. Der amerikanische Hersteller Allergan testet bereits seit 2011 seine Botox-Produkte mit einem Zelltest.

Die britische Firma Ipsen mit einer Filiale in Esslingen und der japanische Hersteller Eisai mit einer Zweigstelle in Frankfurt testen jedoch unvermindert an Mäusen, kritisiert der Verein Ärzte gegen Tierversuche. „Die Entwicklung einer Zellkulturmethode ist bei Ipsen und Eisai noch wesentlich weniger weit", erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche.

Mit der 2007 gestarteten Kampagne gegen Botox-Tierversuche brachte der Ärzteverein diese Tierversuche ans Licht der deutschen und europäischen Öffentlichkeit und übte so jahrelangen Druck auf die Hersteller aus, tierversuchsfreie Systeme zu entwickeln und zu validieren. „Mit der Anerkennung der Zellmethode von Merz ist nun ein weiterer großer Schritt getan – ein Erfolg, der ohne den durch unseren Verband ausgelösten Aufschrei der Öffentlichkeit nicht oder nur sehr viel langsamer erzielt worden wäre", ist sich Tierärztin Gericke sicher.

Die Ärzte gegen Tierversuche wollen die Hersteller, insbesondere Ipsen und Eisai, solange weiterhin unter Druck setzen, bis kein einziges Tier mehr für das Antifaltenmittel sterben muss.

WERBUNG:



Seitenanzeige: