Die Technologiewerkstatt in Albstadt-Tailfingen: Hier trafen sich Gründerinnen und Gründer zu einem etwas ungewöhnlichen Busausflug. Ein Reutlinger Stadtbus, beklebt mit Werbung für die Handwerkskammer Reutlingen, fuhr Jung-Unternehmer, Studenten und andere, die von der eigenen Firma träumen, durch den Zollernalbkreis.
"Wir wollten mal Mut haben und neue Wege gehen", sagte Sylvia Weinhold, Geschäftsführerin bei der Unternehmensberatung der Handwerkskammer Reutlingen. "Wir haben uns erhofft, dass wir durch diesen Austausch mit erfahrenen Unternehmern und diese lockere Gruppe mehr Impulse setzen können, als durch eine klassische Messe, wo man von Stand zu Stand geht und sich rumfragen muss."
Das Konzept kam an. Mehr als fünfzig Anmeldungen – da wurde es im Bus schon voll. Handwerker und Kreative, Studenten und Jung-Unternehmer – für sie alle ging es nach Bisingen. Das Ziel: Willy Mayer Holzbau. Ursprünglich Zimmerei und Sägewerk. Doch dann ging es bergab. "Ich hatte zwei folgende Jahre, wo ich schlechte Zahlen hatte", berichtet Willi Mayer. "Ich warz gezwungen, was machen. Ich habe gesehen, es geht so nicht weiter. Entweder verändere ich was, mache ein neues Produkt, weil, so wie es damals war, war ja abzusehen, es wird sich nichts ändern."
Also stieg Willi Mayer in den Fertighaus-Bau ein. Jetzt baut er Häuser – unter anderem in Schweden, aber vor allem in der Region Neckar-Alb. Pro Woche ein Haus. Insgesamt hat er schon vierhundert gebaut.
Auch Rudolf Loder von Gota-Wäsche in Albstadt-Tailfingen hat schon alle Höhen und Tiefen eines Unternehmers mitgemacht. Hat die Produktion nach Bangladesch verlegt, wurde dort übers Ohr gehauen und kam dann zurück. Jetzt ist er mit der Marke „Merz bei Schwanen“ sehr erfolgreich. Sogar Brad Pitt trägt Wäsche aus Albstadt. Loders entscheidender Tipp an die Jung-Unternehmer: Zunächst sollten sie vorsichtig sein, mit wem sie zusammenarbeiten und immer darauf achten, dass sie sich nicht zu abhängig machen von Unternehmen, dass man sich nur auf einen Kunden versteift. Auch solle man sich nicht auf ein einziges Produkt konzentrieren und beispielsweise nur Unterhosen produzieren.
Der dritte und letzte Teil: ein Talk im Technologiezentrum. Patricia Hänsel produziert Taschen aus Müll,
Christopher Keller ist als Elektriker in den elterlichen Betrieb eingetreten, Benjamin Ruoff programmiert Apps, und Robert Gehring hat ein Werbetechnik-Unternehmen.
Sie alle sprachen über die schönen, aber auch die Schattenseiten der Selbständigkeit. "Ich kann mich selbst verwirklichen", so Rouff. "Ich kann meinen Arbeitstag selbst einteilen, ich kann Kundenaufträge so annehmen, wie ich möchte, ich muss nichts machen." Bei einem Angestelltenverhältnis könnte ihm der Chef sagen, was er die nächsten acht Stunden zu tun hätte. Nicht so in der Selbständigkeit. "Es ist einfach die Selbstverwirklichung und die Freiheit an sich."
Neue Impulse für Gründer – das hatte sich die Handwerkskammer Reutlingen vorgenommen. Auf jeden Fall gingen die Teilnehmer des Abends mit neuen Eindrücken nach Hause.
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