Bürgerpreis vergeben | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Preise für Engagement in Flüchtlingsarbeit vergeben

Stand: 21.11.15 17:21 Uhr

In Tübingen ist heute der mit 10.000 Euro dotierte Bürgerpreis und der Ehrenamtspreis vergeben worden. Gewürdigt wurden in diesem Jahr herausragende Leistungen bei der Integration und der Begleitung von Flüchtlingen. Festredner war der deutsche Journalist und Cap Anamur-Mitbegründer Rupert Neudeck.


Dass der Flüchtlingszustrom im Lauf des Jahres derartige Ausmaße annehmen würde, hatten die Verantwortlichen nicht vermutet, als sie sich für das Motto der diesjährigen Preise entschieden hatten. Das Thema "Flüchtlingsschicksale" beschäftigt die Menschen in Stadt und Kreis Tübingen ebenso, wie das Land.

Für Landrat Joachim Walter sind die Förderungen der Bürgerstiftung daher sehr wichtig. Mit der Aufgabe der Integration müsse sich die gesamte Gesellschaft auseinandersetzen. Man müsse Flüchtlingen aber auch vermitteln, dass gerade SIE den entscheidenden Beitrag zu ihrer Integration leisten müssten. Wer es auch Syrien nach Tübingen schaff, der hat laut Walter Organisationstalent. Er brauche Unterstützung, das sei richtig und notwendig. Aber er dürfe nicht den Eindruck von Deutschland bekommen, dass ihm die Dinge in den Schoß fallen – ohne sein Zutun. Hier gelte es, Normalität zu schaffen.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Bürgerstiftung ging an die Martin-Bonhoeffer-Häuser. Die pädagogisch-therapeutische Einrichtung begleitet seit vielen Jahren minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Tübingen gekommen sind. Das Preisgeld solle dem Aufbau eines ehrenamtlichen Patenpools dienen. Dem Laudator Jürgen Ferber zufolge sei vorgesehen, für die Jugendlichen ein Netzwerk an Paten aufzubauen, die die Jugendlichen bei verschiendenen Themen und Alltagsproblemen unterstützen würden - beispielsweise bei den alltäglichen Aufgaben und dem Umgang mit Behörden oder aber Brücken zu bauen in Sport- und Freizeitangebote, aber auch Kontakte herzustellen zu Tübinger Familien und Tübinger Betriebe, um gegebenenfalls dort in der Zukunft auch eine Ausbildungsstelle zu finden.

Über 2000 Euro durfte sich Erika Kurz freuen. Sie erhielt den Ehrenamtspreis für ihr mehr als 20-jähriges Engagement in der Tübinger Asylarbeit. Beispielsweise hilft sie Flüchtlingen bei der Wohnungs- und Jobsuche.

Als Festredner hatte die Bürgerstiftung den Gründer des deutschen Not-Ärzte-Komitees Cap Anamur eingeladen: Dr. Rupert Neudeck, der seit vielen Jahren weltweit in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Er geht davon aus, dass sich Deutschland noch auf deutlich mehr Flüchtlinge aus Syrien einstellen muss – solange die Konflikte in deren Heimat nicht gelöst sind. Laut Neudeck werde es vergleichsweise leicht sein mit den Syrern. Die Syrer seien schon eine Mittelstandsgesellschaft. Die Syrer hätten laut Neudeck ein Ausbildungsniveau, das dem deutschen entspricht. Und man werde wahrscheinlich in den nächsten Monaten und Jahren in Deutschland nicht nur 1000 Ärzte aus Syrien haben, sondern wahrscheinlich 3000 syrisch-deutsche Ärzte. Schwieriger werde sich die Integration der vermutlich noch kommenden afghanischen Flüchtlinge gestalten, da davon etwa 50 Prozent Analphabeten seien. Auch müssten sich Deutschland und Europa auf Flüchtlinge aus Afrika und Klimaflüchtlinge einstellen.

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