Figuren von Alraune Siebert | Bildquelle: RTF.1

Haigerloch:

Skurrile Hotelgäste - Ausstellung der Künstlerin Alraune Siebert

Stand: 16.03.19 23:41 Uhr

Im Gasthof Schwanen in Haigerloch sind neue Gäste eingezogen. Allerdings von der Sorte, die man lieber nicht als Zimmernachbarn haben möchte. Da gibt es Vampire, laute Musikanten, Würgeschlangen, Riesenkalmare und böse Schwiegermütter. Aber keine Angst: Die Herrschaften sind aus Stoff. Genäht hat sie Künstlerin Alraune Siebert. In ihrem neuen Museum bevölkert sie das altehrwürdige Gasthaus mit skurrilen Gestalten irgendwo zwischen Fin de siècle Grand Hotel Charme und den Albträumen eines Fantasy-Autors.

Was wohl Sternekoch Bernhard Dies über die Zustände in der Küche sagen würde, in der er selber bis zum Jahr 2000 am Herd stand?

Da sieht man einen Zigarette rauchenden Koch. Tiere, die sich in der Küche frei bewegen. Das Fleisch wird nicht gebraten, sondern mit einem Bügeleisen gar gebügelt. Und ein Riesen-Leopardkalmar versucht, einen Koch in den Kochtopf zu ziehen. Ganz ehrlich, was sind das für Menschen, die in einem solchen Hotel absteigen? Vielleicht solche, die gerade den 75. Geburtstag von Baron von Stoff feiern? Oder das illustre Kaffeekränzchen im Café der bösen Schwiegermütter.

Die Tübinger Künstlerin Alraune Siebert ist Herrin über die Figuren aus Stoff. Im vergangenen Jahr hat sie den Gasthof übernommen. Die Erbinnen vom Schwanen haben uns dieses wunderbare Gebäude angeboten, nachdem sie gehört hatten, dass ich viele Jahre vergeblich in Tübingen, wo ich ja auch herkomme, vergeblich gesucht hatte, was schönes zu finden, wo ich mein Museum einbauen kann", erklärt die Künstlerin. 

Doch das Hotel mit seinen zehn Zimmern war Alraune Siebert anfangs zu groß. Aber andererseits bot ihr der Hotelgedanke die Möglichkeit, viele verschiedene Ideen zu verwirklichen. Ob der Tiger aus „Dinner for One“, der neu zum Leben erwacht, oder die Riesenwürgeschlange, die die Gattin von Salvatore Dalí verschluckt. Die ist allerdings noch am Leben, denn in Alraunes Welt stirbt niemand. Jedenfalls nicht endgültig. Alle Figuren und Gegenstände können immer wieder neuen Situationen und Geschichten zugeordnet werden. Ihre Figuren seien für sie wie ein "Schauspielertrupp", schildert Siebert. Sie könne sie in immer neue Szenerien setzen, was ihr Spaß mache und den Ausstellungsbesuchern auch gefalle. Diese veränderten Szenen seien wichtig, denn sonst kehre schnell die Langeweile ein. 


Seit 33 Jahren näht Alraune Siebert an ihren Kunstwerken. In dieser Zeit sind 70 Figuren entstanden, und bis auf eine sind alle in der aktuellen Ausstellung untergekommen. Neben zahlreichen genähten Details – denn die sind in Alraunes verrücktem Hotel das Salz in der Suppe. "Also, am liebsten sind mir große, opulente Festtafeln, mit zwanzig, dreißig Figuren auf einmal, und dabei ist mir wichtig, dass die Figuren miteinander kommunizieren, und zwar so, wie ich mir das vorstelle, ich will auch nicht, dass sich was bewegt, die Figuren sind fixiert, es ist alles mit Nadeln auf den Punkt gebracht, den ich zeigen will", erklärt die Stoffkünstlerin. 

Manch einer fühlt sich in Alraunes Museum an Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett erinnert. Prominente gibt es hier aber wenig zu sehen. Und selbst die, wie die Bundeskanzlerin, zeigen sich in eher ungewohntem Outfit und in ungewöhnlichen Situationen. Die Prominenten, so Siebert, kämen sehr gut an weil die Menschen den Wiedererkennungswert schätzten. Die Anerkennung für ihre eigens kreiierten Geschöpfe freue sie allerdings viel mehr.

Ob prominent oder nicht – die neuen Gäste im Hotel Schwanen sind allesamt sehr illuster – und sie lassen sich auch von Besuchern gerne in ihr Zimmer schauen. Privatsphäre Fehlanzeige. Noch bis Halloween haben sie ihre Zimmer im Schwanen in Haigerloch gebucht; dann beginnt für Alraune Siebert wieder die Vorbereitung für die nächste Ausstellung

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