Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie | Bildquelle: RTF.1

Tübingen :

Rund ums Mikrobiom - Ruth E. Ley wird neue Direktorin am Tübinger Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie

Stand: 16.11.15 18:14 Uhr

16.11.2015. Das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie (MPI) in Tübingen hat Dr. Ruth E. Ley zur Direktorin berufen. Ley wird ihre Arbeit ab dem kommenden Jahr zuerst im Nebenamt und ab Sommer 2016 im Hauptamt aufnehmen. Sie folgt auf Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, die im Oktober 2014 emeritiert ist und seither weiterhin eine Emeritus-Arbeitsgruppe betreut. Mit Leys Neuberufung hat das Institut nun wieder sechs Abteilungen.

Ab Januar 2016 geht es los - Ley bringt "kleines Team" mit

„Das Institut ist sehr erfreut über die Rufannahme von Ruth Ley, da sich mit ihr das Forschungsprofil des Instituts ideal erweitert", sagte der Geschäftsführende Direktor am MPI für Entwicklungsbiologie, Prof. Dr. Ralf J. Sommer.

„Besonders erfreut sind wir auch über das große Engagement der Universität Tübingen, die uns bei der Berufung sehr stark unterstützt hat." Ruth Ley leitet derzeit noch als Fakultätsmitglied die Abteilung für Molekularbiologie & Genetik sowie die Abteilung für Mikrobiologie an der Cornell University in Ithaca, New York, USA.

Ab Januar 2016 wird sie zusammen mit einem kleinen Team nach Tübingen kommen und ab Juli 2016 dann hauptamtlich ihre neue Abteilung führen.

Welche Rolle spielen Mikroben in der menschlichen Evolution - zum Beispiel in der Verdauung?

Langfristig möchte Ruth Ley verstehen, welche Rolle Mikroben, also Mikroorganismen wie zum Beispiel Pilze oder Bakterien, in der menschlichen Evolution spielen. Als erste identifizierte sie vererbbare Bakterien im menschlichen Verdauungstrakt, die einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit haben.

Die Ansammlung mikrobieller Zellen im menschlichen Körper, allgemein auch als Mikrobiom bekannt, hat sich über die Jahrtausende zusammen mit uns entwickelt.

Wie genau sieht das individuelle Mikrobiom aus?

Wie genau das Mikrobiom jedoch aussieht, hängt davon ab, in welcher Umgebung sich Individuen aufhalten, denn Mikroben werden erst nach der Geburt aufgenommen. Daher unterscheiden sich einzelne Individuen sowie Familien, Stämme und ganze Populationen fundamental in der Struktur und der Funktion ihres Mikrobioms. „Uns beschäftigt die Frage, ob das Mikrobiom den Körper eines Säugetiers und seine Anpassung an die Umwelt beeinflusst", erklärt Ley. „Unsere Arbeit wird Aufschluss darüber geben, wie wir Menschen uns mit unserer Mikroben-Welt entwickelt haben."

Am MPI für Entwicklungsbiologie möchte Ley dazu ein Forschungsprogramm etablieren. In groß angelegten Screenings will sie Menschen Mikroben entnehmen, zum Beispiel aus dem Darm oder dem Magen, und anschließend das menschliche Mikrobiom in Bezug auf die menschliche Genetik oder andere Merkmale, also auf ihren Genotyp oder Phänotyp, untersuchen. Ein wichtiger Bestandteil von Leys Abteilung werden Mäuse sein, die unter keimfreien Bedingungen aufgezogen und mit spezifischen Mikroben oder Mikrobiomen zusammengebracht werden sollen.

Daraus können die Wissenschaftler Rückschlüsse ziehen, wie ein Mikrobiom einen Organismus beeinflussen kann, aber auch wie es ihm hilft sich an seine ständig wechselnde Umgebung anzupassen. Leys Untersuchungen versprechen neue Therapieansätze für chronische Autoimmunerkrankungen, die in unserer modernen Gesellschaft immer häufiger auftreten.

Bisherige Stationen: Kalifornien, Hawaii, Colorado, Mexico, Seattle, New York

Ruth Ley machte 1992 ihren Bachelor-Abschluss in Integrativer Biologie an der Universität von Kalifornien, Berkeley, USA. Nach einem kurzen Abstecher in die hawaiianische Forstwirtschaft promovierte Ley 2001 an der Universität von Colorado, Boulder, USA, indem sie sich mit der mikrobiellen Ökologie von Böden in extremer Höhe beschäftigte. Anschließend erhielt sie ein Forschungsstipendium der NRC-NASA, um zusammen mit Dr. Norman Pace die Diversität von hypersalinen mikrobiellen Flächen in Baja, Mexiko, zu untersuchen.

2005 begann sie schließlich als Dozentin und zwei Jahre später wurde sie zur wissenschaftlichen Lehrbeauftragten ernannt. Ley folgte anschließend dem Ruf an die Washington School of Medicine in Seattle, Washington, USA, und arbeitete dort zusammen mit Dr. Jeffrey Gordon. Sie untersuchten anhand des Mikrobioms den Zusammenhang zwischen Übergewichtigkeit und der Entwicklung von Säugetieren.

2008 übernahm Ley die Position des Assistant Professors in der Abteilung für Mikrobiologie an der Cornell University in Ithaca, New York, USA, und wurde 2013 dann Associate Professor in der Abteilung für Molekularbiologie und Genetik an derselben Universität.

Die nun neu berufene Direktorin des MPIs für Entwicklungsbiologie in Tübingen hat bereits folgende Auszeichnungen und Forschungsstipendien erhalten: Fellowship in Science and Engineering from the David and Lucile Packard Foundation, Forschungsstipendium der Hartwell Foundation, Beckman Young Investigator Award der Arnold and Mabel Beckman Foundation, den NIH Director's New Innovator Award (2010) und im vergangenen Jahr (2014) den ISME Young Investigator Award.

Chefin über 900 forschende und arbeitende Institutsmitglieder

Der Max-Planck-Campus Tübingen beherbergt die Max-Planck-Institute für Entwicklungsbiologie, biologische Kybernetik und Intelligente Systeme/Standort Tübingen sowie das Friedrich-Miescher-Laboratorium. Insgesamt arbeiten und forschen rund 900 Personen auf dem Campus. Seine Institute sind Teil der 83 Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie betreibt Grundlagenforschung auf den Gebieten der Biochemie, Molekularbiologie, Genetik sowie Zell- und Evolutionsbiologie. Es beschäftigt rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist eines von vier Instituten auf dem Max-Planck-Campus in Tübingen.

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