Protesttag zur Gleichstellung | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Behinderten.

Stand: 02.05.14 15:50 Uhr

"Ich weinte, dass ich keine Schuhe hatte, bis ich einen sah, der keine Füße hatte" – dieser Spruch der taubblinden amerikanischen Schriftstellerin Helen Fischer ist fast 100 Jahre alt und doch immer noch aktuell. Die UN-Behindertenkonvention aus dem Jahre 2006, zu der sich auch Deutschland verpflichtet hat, fordert die gleichberechtigte Teilnahme behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben. Doch bei der Umsetzung hapert es häufig. Kommenden Montag nun ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Und auch die Behindertenliga Reutlingen hat einige Aktionen geplant.

Die Behindertenliga ist ein Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen oder Institutionen im Landkreis Reutlingen, die sich mit Behindertenarbeit beschäftigt. Am 5. Mai hat die "Aktion Mensch" wieder deutschlandweit Protestaktionen für die Rechte von Behinderten geplant – auch hier in Reutlingen. Das Motto lautet: "Schon viel erreicht. Noch viel mehr vor." Helga Jansons aus der Behindertenliga erklärt die Beweggründe. 

Es sei für sie schon fast selbstverständlich, dass sie das immer wieder aufs Tablett brächten, aber sie versuchten einfach da jedes Mal wieder eine größere Aufmerksamkeit herzustellen, damit das einfach nicht einschliefe, dass auch die Politiker merkten, die hörten nicht auf damit.

Die Forderungen nach Gleichberechtigung spiegeln sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen wider. Bei der Bildung mit dem großen Thema der Inklusion. Bei der Arbeit, aber natürlich auch bei der barrierefreien Bewältigung des Alltags.

Sie wäre grad gestern wieder ein bisschen in der Stadt, in der Wilhelmstraße in Reutlingen, unterwegs und sei da wirklich nicht ohne Schieber klar gekommen. Aber wenn dann dafür in einem Monat lauter schöne Pflastersteine lägen, dann könne sie das eine Weile ertragen (...) Sie sagte  immer so: Anticellulite-Massage umsonst, wenn man so übers Kopfsteinpflaster hoppeln müsse.

Geplant ist unter anderem eine Stadtführung der etwas anderen Art. Aufmerksam gemacht werden soll auf die "stillen Örtchen" in Reutlingen. Dafür konnte der Clown Klikusch gewonnen werden.

Das könnte zum Beispiel sein, dass er auf Stelzen versuchte, in ein Behindertenklo reinzukommen. Oder er zöge sich vielleicht dick an und versuchte dann reinzukommen. Er würde sich selber nicht seine ganzen Attraktionen verraten, weil auch die, die mitmachen, ihren Spaß haben sollten, und die, die zugucken, sollen auch ihren Spaß daran hätten.

Neben Unwegsamkeiten spielen im Alltag auch immer noch Diskriminierungen eine Rolle. Das soll ein Film veranschaulichen, in dem die Betroffenen aus ihren täglichen Erfahrungen erzählen.

Es gäbe ja auch Menschen, da geräte mal die Gesichtsmuskulatur außer Kontrolle, weil die Behinderung einfach anders sei. Oder zappelten mit den Händen oder gäben Laute von sich. Und dann könne es schonmal vorkommen, dass ein Gastwirt sagte: der dürfe da bei sich jetzt aber nicht sein. Da fände man dann so neben der Kaffeetasse einen Zettel mit dem Hinweis: bitte verlassen Sie nach dem Austrinken des Kaffee's unser Lokal.

Die Chance weiter Vorurteile gegen Menschen mit Behinderung aus der Welt zu schaffen, besteht dann am kommenden Montag. Finanziell unterstützt wird der Tag von der Aktion Mensch. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat die Förderorganisation bereits mehr als 3,5 Mrd. Euro an soziale Projekte weitergegeben.

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