Ausbildung | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Viele Stellen, wenige Bewerber - Zwischenbilanz auf dem Ausbildungsmarkt

Stand: 14.11.15 14:53 Uhr

Die Berufswahl in jungen Jahren, ist eine wichtige Entscheidung fürs Leben. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für eine Studium und beginnen keine Lehre. Die Agentur für Arbeit Reutlingen hat nun zusammen mit der IHK und der Handwerkskammer die Zwischenbilanz für das Ausbildungsjahr 2014/15 präsentiert. Gute Aussichten für Bewerber.


In der Agentur für Arbeit in Reutlingen hat die regionale Lehrstellenoffensive den Ausbildungsamrt 2014/15 erläutert. Kurz zusammengefasst: auf 112 Ausbildungsmöglichkeiten kommen 100 Bewerber. Junge Menschen, die sich jetzt für eine Ausbildung entscheiden, haben die Wahl– das ist gut für sie – und weniger gut für die Unternehmen. Ihnen fehlen Auszubildende und Facharbeiter.

 "In der Tat - für die Unternehmen wird es schwieriger geeignete Bewerber zu gewinnen. Da haben die Unternehmen aber auch schon reagiert , indem sie schneller den Bewerbern die Chance geben zu beginnen." Wilhelm Schreyeck, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Reutlingen


Geht der Trend so weiter, könnte es in einigen Jahren schwierig sein einen Handwerker zu bekommen – heißt es hier. In der Handwerkskammer Reutlingen konnten über 2170 Ausbildungsplätze besetzt werden, und trotzdem: in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind aktuell noch 66 freie Ausbildungsplätze für das Jahr 2015 eingetragen , die sofort besetzbar sind – wären nur geeignete Bewerber da. Für 2016 sind es schon 295 Lehrstellen ausgeschrieben.


Sie suchen facharbeiter die Fehlen, die auch künftig fehlen werden, denn es gibt immer weniger Jugendliche, die ein duale Ausbildung machen wollen. Es gibt immer weniger Schulabgänger auf Grund der demografischen Entwicklung und die wenigen Schulabgänger haben den Drang, weiter zu Schule zu gehen, das Abitur zu machen und ein Studium aufzunehmen. Insgesamt ist Ákademiesierungseffekt in der Gesellschaft festzustellen, das hat dann natürlich Auswirkungen auf die duale Ausbildung im Handwerk." Rainer Neth, Stv. Hauptgeschäftsführer, HWK Reutlingen


Blickt man rüber zu Industrie und Handelskammer sieht es ähnlich aus: 2553 neue Ausbildungsverträge wurden registriert – das sind124 Verträge weniger als im Vorjahr. Auch hier ist ein Akdemisierungstrend zu beobachten. Der Beruf der Industriekaufleute wird von den Bewerbern kaum noch nachgefragt. Auch die Gastronomie und die Hotellerie haben seit Jahren Probleme.

Die Herausforderung wird sein: mehr junge Menschen für eine Ausbildungsberuf zu gewinnen – auch Studienabbrecher sollen gezielter angesprochen werden. Die Lücke die dort entsteht, wird vermutlich auch nicht durch jugendlichen Flüchtlinge geschlossen werden können.

"Da wir davon ausgehen müssen, dass die Flüchtlinge unser System insgesamt noch nicht kennen, wird es ab Frühjahr eine Vorbereitungsmaßnahme für Flüchtlinge und Betriebe geben." Wilhelm Schreyeck, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Reutlingen

Die Betriebe müssen Sicherheiten bekommen – Jungendliche Flüchtlinge die angelernt werden, brauchen eine gute Bleibeperspektive und gute Sprachkenntnisse. Die IHK hat sich dafür um einen Flüchtlingskümmerer bemüht – er soll potenzielle Azubis finden und bei der Ausbildung begleiten. So sollen im nächsten Jahr 20 Jugendliche Flüchtlinge integriert werden können. Doch nicht nur die Flüchtlingssituation wird eine Herausforderung für das nächste Ausbildungsjahr sein – auch die Inklusion an Schulen muss bis in den Arbeitsmarkt zu Ende gedacht werden. Jugendliche mit Handicap wollen nicht in Behindertenwerkstätten, abgeschoben werden, heißt es hier.

„Man darf jetzt über das Flüchtlingsthema, nicht die anderen Problemgruppen vergessen - und dazu zählen auch Jugendliche mit Handicap– und wenn die natürlich einen Regelunterricht besuchen, dann wollen die auch einen Ausbildungsplatz im ersten Ausbildungsmarkt und nicht in den zweiten, wie in Behindertenwerkstätten." Petra Brenner, Bereichsleiterin Ausbildung,IHK Reutlingen

Auch dafür soll ein Inklusionsberater zur Verfügung stehen. Sowohl dieser, als auch der Flüchtlingskümmerer werden über Förderprogramme von Bund und Land teilweise finanziert.

WERBUNG:



Seitenanzeige: