Ausbildung | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Integration durch Ausbildung: Landesregierung will Flüchtlinge als Azubis und Facharbeiter von morgen

Stand: 11.11.15 18:02 Uhr

Rund 100 000 Flüchtlinge- so die derzeitige offizielle Schätzung - werden 2015 nach Baden-Württemberg kommen. Rund 50 Prozent von ihnen sind 35 Jahre der jünger. Rund 80 Prozent haben entweder keinen oder keinen hohen Schulabschluss und deshalb auch keine Berufsausbildung. Für Experten ein Alarmsignal; weil soziale Integration aus Erfahrung über Job und Beschäftigung funktioniert. Die grün-rote Landessregierung will diese jungen Flüchtlinge deshalb über die Duale Ausbildung erst zu Azubis und später zu Facharbeitern machen. Die Wirtschaft im Land will dabei helfen.


Wirtschaft und Politik: haben je ein großes Problem - sie aber könnten gemeinsam gelöst werden. Unternehmen kommen - durch schwache Jahrgänge - Azubis und Facharbeiter von morgen abhanden. Die Politik wiederum will junge, schlecht qualifizierte Flüchtlingen, zumeist ohne Deutsch-Kenntnisse, durch Bildung, Ausbildung und später durch Jobs so schnell wie möglich sozial integrieren.

Vom Wirtschaftsministeriums wurde deshalb Juli 2015 das „Ausbildungsbündnis Baden-Württemberg " ins Leben gerufen. Jetzt hat das Unter-Kapitel „Integration durch berufliche Ausbildung - Perspektiven für Flüchtlinge" erste Ergebnisse und Erkenntnisse vorgelegt. Mit am Tisch: der Wirtschaftsminister, IHK, HWK, die ARGE und beteiligte Unternehmen. Sie sehen die Neuen gleichermaßen als Verpflichtung und Chance.

Das Niveau der Bewerber auf Azubi-Stellen, so Andreas Hoffmann, Geschäftsführer Hoffmann GmbH, eines mittelständischen Unternehmens, habe sich deutlich verschlechtert. Und die guten würden durch die großen Firmen vom Markt gefischt. So gebe es mittlerweile auch Jahre, in denen die Firma völlig ohne Azubis da stehe. Und deshalb mache es Sinn, aus dem Pool der Flüchtlinge zu schöpfen.

Auch Wirtschaftsminister Nils Schmid sieht in den unqualifizierten Flüchtlingen "die Fachkräfte von übermorgen". Voraussetzung dafür aber sei, dass sie die deutsche Sprache lernten; denn ohne diese könne man eine Berufsausbildung nicht erfolgreich abschließen. Danach aber sei das Bemühen dann darauf gerichtet, einen Ausbildungsplatz zu finden und diese Ausbildung auch zu unterstützen.

Zur Unterstützung der Vor- und Begleitqualifikation will die Landesregierung zu den bereits bestehenden 300 Klassen für 15 bis 20jährige allein 2016 noch weitere 600 Lehrer-Deputate für Vorbereitungsklassen an Schulen oder Bildungsträgern schaffen; 305 davon sollen allein auf Berufsschulen fallen. Ein Jahr Vorbereitung, zwei Jahre Ausbildung, am Ende dann ein Job – so ist die Rechnung. Indessen fordert die Wirtschaft für das Gelingen noch etwas anderes: der Bund müsse dringend eine gesetzlich fixierte Planungssicherheit für Unternehmen schaffen.

Das Gros der Ausbildungsplätze komme von kleinen oder mittleren Unternehmen, so Andreas Richter, Präsident IHK Stuttgart. Und diese müssten die Sicherheit haben, dass nach der zwei bis dreijährigen Ausbildung die Ausgebildeten dann auch noch ein paar Jahre im Unternehmen bleiben können.

Komme diese Rechtssicherheit nicht, dann werde auch die Bereitschaft der Unternehmen und Betriebe , sich auf Flüchtlinge als Azubis einzulassen, "wesentlich sinken". Hier ist aus Sicht der Wirtschaft jetzt der Bund am Zug: ein aufschiebender Abschiebe-Schutzes für Flüchtlings-Azubis müsse kommen.

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