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Vater des Naturschutzes - BfN: Philipp Leopold Martin forderte weitsichtig die heutigen Naturschutzstrukturen ein

Stand: 02.11.15 15:36 Uhr

Vor 200 Jahren, am 5.11.1815, wurde Philipp Leopold Martin geboren. Er ist derjenige, der das Wort "Naturschutz" erstmals im heutigen Sinn verwendete. Er führte den Begriff in die deutsche Sprache ein und gilt demnach als dessen "Erfinder". Dieser Vordenker des Naturschutzes hat 1871 in einer Publikation als erster von "Naturschutz" gesprochen und ein umfassendes Programm zum Natur- und Artenschutz vorgelegt. Martin nahm sich vor, den von ihm beobachteten Artenrückgang zu stoppen: So forderte er weitsichtig die heutigen Strukturen des Naturschutzes ein, wie beispielsweise staatlichen Naturschutz und Verbands-Naturschutz sowie internationalen Natur- und Artenschutz. Zum Geburtstagsjubiläum hat das BfN ein Buch über den Naturschutz-Vorreiter veröffentlicht.

In der aus Anlass des 200. Geburtstags von Martin erschienenen neuen Nummer 417 der Reihe "BfN-Skripten" werden seine Leistungen gewürdigt und seine Originalschriften wieder zugänglich gemacht. Das teilte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) jetzt in einer Presseinfo mit.

Philipp Leopold Martin stammt aus dem schlesischen Bunzlau (heute Boles?awiec). Er war ein hervorragender Tierpräparator und arbeitete an bedeutenden zoologischen Museen in Berlin und Stuttgart. Martins Interessen gingen jedoch weit über seine eigentliche Tätigkeit hinaus. Im 19. Jahrhundert wurden wegen der stark ansteigenden Bevölkerung umfangreiche Agrarreformen durchgeführt, und die Industrialisierung schritt immer weiter voran. Martin registrierte die dadurch verursachten Veränderungen in der Natur.

Er nahm sich vor, den von ihm beobachteten Artenrückgang zu stoppen. In seinen programmatischen Veröffentlichungen forderte er weitsichtig die heutigen Strukturen des Naturschutzes ein, wie beispielsweise staatlichen Naturschutz und Verbandsnaturschutz sowie internationalen Natur- und Artenschutz. Martin blieb dabei nicht bei der Analyse stehen, sondern er ließ ihr praxisnahe, zukunftsgerichtete Handlungsanweisungen folgen. 1880 verlangte er in einer weiteren Schrift ein einheitliches Naturschutzgesetz und die Errichtung einer zentralen Behörde für Naturschutz für das Deutsche Reich.

Erstaunlicherweise ist Philipp Leopold Martin auch in Naturschutzkreisen bislang kaum bekannt. Er starb 1885 zu einer Zeit, als sich während der rasanten Industrialisierung im deutschen Kaiserreich fast niemand auf seine Seite stellte. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert die Schäden der Industrialisierung unübersehbar waren, wurden Naturschutzforderungen plötzlich gesellschaftsfähig. Da war der frühe Naturschützer Philipp Leopold Martin aber bereits in Vergessenheit geraten. Erst 2011 wurden seine Naturschutzschriften von zwei Mitarbeitern des BfN wiederentdeckt.

"Wir wollen mit dieser Publikation auf die Bedeutung von Philipp Leopold Martin aufmerksam machen und ihn in das Gedächtnis zurückrufen. Denn der berufliche und gesellschaftliche Zusammenhang, aus dem Martin kam, fügt der Entwicklung des Naturschutzgedankens eine neue und interessante Facette hinzu", so die BfN-Präsidentin, Prof. Dr. Beate Jessel. "Seine bedeutende Rolle als einer der geistigen Urheber des Naturschutzes in Deutschland wurde mehr als ein Jahrhundert lang verkannt. Mit der Forderung nach einem einheitlichen deutschen Naturschutzgesetz und einer zentralen Naturschutzbehörde ist er ein wichtiger Vordenker des Naturschutzes in Deutschland."

Publikation:

Die Veröffentlichung ist unter folgendem Titel erschienen: Gerhard Hachmann & Rainer Koch (Hrsg.): Wider die rationelle Bewirtschaftung! Texte und Quellen zur Entstehung des deutschen Naturschutzes. Bonn-Bad Godesberg 2015. (BfN-Skripten, 417). ISBN 978-3-89624-152-8. Eine pdf-Version kann hier heruntergeladen werden

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