Heinz Buschkowsky | Bildquelle: RTF.1

Albstadt:

"Fehler nicht wiederholen": Ehemaliger Berliner Bezirksbürgermeister Buschkowsky über gescheiterte Integration

Stand: 24.10.15 21:38 Uhr

Der frühere Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, hat auf dem Herbstempfang der IHK Reutlingen in Albstadt vor gravierenden Fehlern in der derzeitigen Flüchtlingskrise gewarnt. Unter dem Motto "Wie kann Integration gelingen?", forderte der SPD-Politiker eindringlich, dabei den schnellen, verpflichtenden Spracherwerb, die Eingliederung in den Arbeitsmarkt sowie die Unterbringung in eigenen Wohnungen ins Zentrum der Flüchtlingspolitik zu stellen. Mit dabei in Albstadt war unter anderem auch: der baden-württembergische Europa- und Bundesratsminister, Peter Friedrich.


Traditioneller Herbstempfang der IHK Reutlingen in Albstadt Ebingen: Begrüßungsrede durch Thomas Lindner, dem IHK-Vizepräsidenten und Vorsitzenden des IHK-Gremiums Zollernalb. Und er durfte im Zuge der aktuellen Flüchtlingskrise den baden-württembergischen Europa-Minister Friedrich begrüßen.

Der erteilte Diskussionen um geschlossene Grenzen und eine Flüchtlings-Obergrenzen eine Absage: Gerade das Land sei auf Offenheit angewiesen. Flüchtlinge könnten als Chance die Job-Motoren von morgen werden.

Die sieht auch er im Potential von Migranten durchaus: Heinz Buschkowsky. Der ehemalige, langjährige Bezirksbürgermeister des Berliner Problems-Bezirks Neukölln ist bekannt als ein Mann der klaren Worte. Und er warnt, die in Teilen gescheiterte Integration im Rahmen von Multi-Kulti-Träumen jetzt erneut zu machen. Er habe über viele Jahrzehnte beim Thema Integration vor allem eines gelernt: "dass von der Politik so viel in die eigene Tasche gelogen" werde, dass es "teilweise schon unanständig ist".

Zum einen dadurch, dass die Politik sich oft die Wirklichkeit ins gewünschte Ergebnis zurechtbiege: durch abgesenkte Prüfgrößen beispielsweise im Schulischen. Andererseits aber auch durch die jahrzehntelange Verweigerung der zentral wichtigen Botschaft: dass Deutschland kein Einwanderungsland sei.

Dies sei "einer der schlimmsten Sätze des vergangenen halben Jahrhunderts" gewesen. Denn so sei auf Seiten der Migranten ein "Gefühl der Zurückweisung" enstanden. Eine Botschaft, die sage: auch eine selbstgewollte Eingliederung lohne sich nicht.

Auch so erkläre sich, dass es heute viele Familien gebe, in denen die Eltern bereits in Deutschland geboren worden seien und in denen auch deren Kinder jetzt noch kein Deutsch sprächen. Deutschland finde in diesen Familien "zuhause nicht statt".

Positive Ausnahmen gebe es freilich auch. Aber eben viele solcher familiärer Situationen, in denen der allumsorgende deutsche Sozialstaat "ein falsches Signal" gegeben habe; dass es sich nämlich "in Deutschland gut leben" lasse, weil man "fürs Geld nichts tun" müsse.

In Berlin-Neukölln gebe es Schulen, an denen 95 Prozent der Schüler Kinder von arbeitslosen Eltern seien. Eine verhängnisvolle Lebenerfahrung  für  Kinder, die sich dann als prägendes Rollenmodell verfestige.  Denn dort finde ein "ganz natürlicher Teil des Lebens nicht statt", in dem Kinder dazu motiviert würden und lernten: "wenn du etwas haben willst, dann musst du dafür auch etwas tun".

Darüber hinaus finde so auch insgesamt eine Ent-Sozialisierung  statt - hin zum Einzelkämpfertum und Großfamilienwesen. Und hieraus erwüchsen dann wiederum patriarchaische Lebensweisen - mit unterdrückten Frauen,  einer Nebenjustiz  neben dem Rechtsstaat; und dem "Recht der Straße", das  Gewalt als legitimes Mittel kenne. Die unveräußerliche Würde des Einzelnen sei in diesen Kreisen komplett auf der Strecke geblieben. Stattdessen werde einer imaginären Ehre gefrönt oder dem Ansehen der Familie.

Was aber sind Buschkowskys Rezepte?

Erfolgreiche "Integration" heiße: Sprache, Wohnung, Job!", dessen ist Buschkowsky sich sicher. Er fordert deshalb mindestens 20 Milliarden an Investitionen ins Bildungssystem – unter anderem und ganz besonders für Ganztagesschulen; denn dort  könne sich bei den Kindern jenseits der Familie eine entsprechende BIldung entwickeln. Dazu brauche es ein schlüssiges Integrationskonzept: "Mit dem Master-Plan, dass ›Deutschland die Welt rette, wie derzeit grade immer wieder postuliert, werde man ansonsten "scheitern".

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