Gartenbrunnen beim Gartentor | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Trockengelegt - Reutlingens Brunnen werden verkehrssicher gemacht

Stand: 15.09.15 02:26 Uhr

Das Thema Brunnen wirbelt in Reutlingen schon lange Emotionen auf. Zumal einer der beliebtesten, der Brunnen vor dem Bahnhof, kürzlich zugeschüttet und - angeblich nur vorerst - mit Erde versiegelt wurde. Der Unterhalt ist der klammen Stadt zu teuer, denn Reutlingen hat viele Brunnen: 87 um genau zu sein, 33 davon in der Kernstadt. Jetzt mussten sich alle einer besonderen Prüfung unterziehen: nämlich der, ob Kinder darin ertrinken könnten. 28 Brunnen wurden als Gefahr eingeschätzt und mussten zeitweise abgestellt werden. Um diese Brunnen jetzt wieder verkehrssicher zu machen, hat die Stadt rund 120.000 Euro investiert.


Ein trauriges Bild, doch es muss sein – der Gartentorbrunnen in Reutlingens Innenstadt ist leer. Sein Problem: er ist zu tief, viel zu tief. Kinder könnten darin ertrinken. Die Stadt Reutlingen musste handeln. Seit 2010 wurden im Stadtgebiet 28 Brunnenanlagen verkehrssicher gemacht.

Das heißt, sie wurden an die Normen für Spielplätze und Freizeitgelände angepasst – wie hier auch der Wackersbrunnen in Betzingen.

„Wir versuchen in der Regel so vorzugehen, dass wir die Wassertiefe auf 40 cm reduzieren, die die uns vom Gesetzgeber vorgegeben worden ist, und wir machen das mit verschiedenen Möglichkeiten. Machen manchmal die Abläufe tiefer oder wir betonieren die Brunnen oder es kommt ein Gitter rein. Es kommt auf den Standort an.", so Dr. Katrin Korth die stellvertretende Amtsleiterin vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt .

Der Wackersbrunnen wurde für knapp 1.700 Euro aufbetoniert. Neben einer Gartenanlage gelegen, dient er vielen Anwohner als Wasserquelle. Brunnen haben und hatten schon immer vielfältige Funktionen vor allem in der ehemaligen Gerberstadt Reutlingen:

Der letzte Absolvent des Reutlinger Lederinstituts, der sich mit 8 Mitschülern der sogenannten Gerbertaufe unterziehen durfte, wurde 2011 getauft. Vor ihm wurden auf diese nasse Weise bereits mehr als 2000 Gerberschul-Absolventen aus 75 verschiedenen Ländern zu "echten" Ledertechnikern.

Mit dieser Gerbertaufe endete eine Ära – nach mehr als 150 Jahren sind die Gerber endgültig aus der Achalmstadt verschwunden.

Mit dem heute eingebauten Schutzgitter, wäre diese Taufe 2011 nicht möglich gewesen. Der denkmalgeschützte Gerberbrunnen hat eine bewegte Vergangenheit - 2012 stillgelegt, konnte er zwei Jahre später wieder instandgesetzt werden.

Eine Renaissance die auch der Listplatzbrunnen erleben könnte?

„Der Listplatz ist nicht unbedingt das schönste Entrée um in die Stadt reinzukommen, da wäre unsere Wunschvorstellung schon, dass wir den Platz etwas umgestalten können. Der alte Baumbestand muss bleiben, den wollen wir erhalten, und vlielleicht auch an den Rändern etwas ausdünnen. Und für uns gehört da auch ein Brunnen wieder hin.", sagt Korth.

80T Euro würde die Sanierung des zugeschütteten Listplatzbrunnens kosten, eine Umgestaltung des gesamten Areals wahrscheinlich das 4-fache. Mittel die im Doppelhaushalt 2015/16 für den Listplatzbrunnen nicht vorgesehen sind. Andere Dinge: wie die Schaffung der zweiten Theaterspielstätte für 8 Millionen Euro scheinen wichtiger.

"Uns hat damals die Reaktionen um den Listplatzbrunnen echt erschüttert, was auch zeigt, wie wichtig dieses Thema, dieses vermeintliche Randthema ist, für die Bürgerinnen und Bürger ist. Und der Listplatzbrunnen ganz besonders, weil er ein ganz besonderes Nachkriegsbauwerk ist"

Wie der zugeschüttete Listplatzbrunnen kann auch das Thema jederzeit wieder geöffnet werden.

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