Pressekonferenz zu Berufsschule | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart/Reutlingen:

Unmut: Berufsschullehrerverband sieht sich vor massiven Herausforderungen

Stand: 08.09.15 17:57 Uhr

Der Berufsschullehrerverband fühlt sich für das neue Schuljahr alles andere als gewappnet. Angesichts der Flüchtlingsströme und der bevorstehenden verpflichtenden Inklusion behinderter Schüler fordert der Verband verbindliche Aussagen und Maßnahmen der grün-roten Landesregierung. Ansonsten - so der Verbandsvorsitzende Herbert Huber gestern in Stuttgart - seien die aktuellen Herausforderungen nicht zu stemmen. Am kommenden Montag steht auch dort das neue Schuljahr an.


Noch ist die berufliche Schule in Reutlingen geschlossen, doch hinter den Türen brodelt es gewaltig - aus Sicht des Berufsschullehrerverbands startet das neue Schuljahr mit großen Baustellen und massiven Herausforderungen.Durch die Flüchtlingsströme und den Versuch junge Asylsuchende teils über den dualen Bildungsweg der Berufsschulen in speziellen Flüchtlingsklassen auszubilden,bestehe ein eklatanter Mangel an genügend qualifizierten Lehrer für deutschen Spracherwerb, so Herbert Huber, Vorsitzender des Berufsschullehrerverband am Montag in Stuttgart:\r\n

"Zur Vermeidung eines Anstiegs des Unterrichtsdefizit und der Sicherstellung der Beschulung sind 200 Stellen Lehrstellen notwendig– das ist uns sehr wichtig, dass die Lehrereinstellung auch verstetigt wird."

Die Flüchtlingsthematik betreffe insgesamt die regionale Schulentwicklung.  Die geplante Unterbringung der Flüchtlinge in Sporthallen behindere zudem die Ausbildung der Schüler und der Referendare.

„Und vor diesem Hintergrund fordern wir als Verband, dass die Unterbringung von Asylbewerbern auf dem Schulgelände nicht zu lasten der Schülerinnen und Schülern erfolgen darf. Mindestens eine Sporthalle, damit alle nach Rechtsvorschriften abgelegt werden kann", so Huber weiter.

Sporthallen außerhalb würden dann auch wieder eventuelle Beförderungskosten bedeuten – andere Kosten, wie Müllbeseitigung, Energiekosten, nötige Umbaumaßnahme kämen hinzu und dürften nicht zu Lasten des Schulhaushaltes gehen.

Dazu fehlten Sonderpädagogen für die vorgeschrieben Inklusion, sie sollen auch ein berufsbezogenes Fach unterrichten können. Hier müssten zusätzliche Studienangebote eingerichtet werden, erklärt Huber:

 „Da müssen wir mit den Universitäten sprechen, aber auch mit dem Kultusministerium und mit den Seminaren, in wie weit es Möglichkeiten gibt, solche Lehrerinnen und Lehrer die das berufliche Schulwesen dann auch kennen, für uns auszubilden.\"

Die Einstellungstermine für Lehrkräfte vorgelegt werden, um auch Direkteinstiege aus der Wirtschaft überhaupt zu ermöglichen, fordert der Verband.

„Wir kritisieren auch die Absenkung, der Einstiegsbesoldung um 8%. Unsere Lehrkräfte die erstmals im Eingangsamt bezahlt werden, erhalten ein um 8% reduziertes Einkommen, auf drei Jahre sind das 11T Euro."

Das aktuelle Schulgesetz sieht vor, dass bei einer Unterschreitung von Mindestschülerzahlen, in der Regel 16 Schüler, ein Verfahren zur regionalen Schulentwicklung in Gang gesetzt wird. Dieses soll dann entscheiden, ob und wie ein Bildungsangebot an der betroffenen Schule aufrecht erhalten werden kann. Auch da sieht Huber zukünftig Probleme:

„Das wird Unruhe in die Schulen bringen, sowohl die Schule als Organisation ist davon betroffen, auch die Betriebe, die wohnortsnah und ausbildungsnah beschulen. Und vor allem möchte ich darauf hinweisen: Die Jugendlichen dürfen nicht die Verlierer einer regionalen Schulentwicklung sein\"

Das Kultusministerium weist die Kritik zurück. Man habe bereits 300 Stellen für Vorbereitungsklassen, auch für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse, zur Verfügung gestellt. Nach entprechenden Rückmeldungen aus den Schulen, wolle man über Nachsteuerungen entscheiden.

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