Forschungsprojekt zur NS-Zeit | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Forschungsprojekt zu NS-Geschichte der baden-württembergischen Ministerien

Stand: 16.04.14 16:56 Uhr

Die Schatten der Nazi-Vergangenheit sollen in Baden-Württemberg weiter erhellt werden. Auf Initiative der grün-roten Landesregierung hat jetzt eine Forschungskommission mit einem Projekt begonnen. Renommierte Wissenschaftler der Universitäten Stuttgart, Heidelberg, Erfurt, Freiburg und Bonn wollen aufdecken, wie die Landesministerien in der Zeit des Nationalsozialismus gearbeitet haben und wie viel Entscheidungsfreiheit sie hatten.

1933 bis 1945: Ein düsteres Kapitel in der Deutschen Geschichte. Es hat etliche Jahre gekostet um einen Großteil der Gräueltaten unter der Nazi-Diktatur aufzuarbeiten. Doch bis heute – 69 Jahre danach - gibt es noch immer Bereiche, die im Schatten liegen.

Die grün-rote Landesregierung hat sich vorgenommen, in einen Bereich der NS-Geschichte in Baden-Württemberg, mehr Licht zu bringen. Auf Grün-Rote Initiative hin, hat sich dafür eine Historikerkommission gebildet, die jetzt ein bisher einmalig ausgerichtetes Forschungsprojekt startet. Professor Wolfram Pyta von der Universität Stuttgart erklärte heute: "Es gibt die hässliche Fratze der NS-Dikatur. Das sind die schwarz gekleideten, in SS-Uniform steckenden, im Reichsicherheitsamt arbeitenden, Vernichtungsexperten wie wir sie kennen. Das schwarze Chor. Aber es gibt natürlich die Diktatur, die gleichsam auf Samtpfoten daher kommt. Das ist der Staat, nicht in Gestalt der Reichsorgane, sondern in Gestalt der weiteren existierenden Landesorgane in Württemberg und Baden."
Auf diese mittlere Ebene der Ministerialverwaltung habe sich die Forschung bisher eher weniger konzentriert. Eine zentrale Frage der Forschungsarbeit sei, wie viel Handlungs-spielraum die obersten Landesbehörden bei ihren Entscheidungen hatten. Aber auch, ob es ein NS-Leitbild für die Verwaltung gegeben hat, und wie der idealtypische Verwaltungsbeamte in NS-Zeiten zu sein hatte. Allerdings wolle man auch herausfinden von welchen kulturellen und ideologischen Leitvorstellungen sich die höheren Beamten hätten leiten lassen. "Sozusagen auch den Menschen - dem möglicherweise weltanschaulich disponierten Menschen - erkennen hinter dem Amtsträger", schilderte Professor Pyta.

Aber auch die Arbeit von Verwaltungen in Diktaturen im Allgemeinen soll erforscht werden. Aus Sicht der Wissenschaftsministerin bietet das Projekt die Chance für eine offene Erinnerungskultur im Land.

"Wir wollen uns ehrlich machen vor der Geschichte und wir wollen uns bekennen zu der historischen Verantwortung. Wichtig ist uns aber auch zu betonen, dass es mit diesem Forschungsprojekt nicht darum geht, sowas wie eine politische Auftragsforschung zu betreiben. Sondern es ist wichtig, dass die Konzeption und die Umsetzung des Projekts vollständig in den Händen der Wissenschaft selbst liegt",so die Wissenschaftsministerin. 

Die Forschungskommission möchte von Anfang an die Öffentlichkeit mit einbeziehen. Denn die Historiker wollen auch offen sein für Beiträge von Geschichtsvereinen, Gedenkstätten oder Angehörigen von Zeitzeugen. Finanziell unterstützt wird das auf drei Jahre angelegte Projekt von der Baden-Württemberg Stiftung. Insgesamt 1,45 Millionen Euro stellt sie dafür zur Verfügung.

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