Gruppe 91 | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Kunst-Vermächtnis in Gefahr - "Gruppe 91" braucht dringend neue Ausstellungsräume

Stand: 08.10.15 09:32 Uhr

Der Kölner Künstler und Wahl-Tübinger Herbert Rösler kam Ende 1983 mit seiner Künstlerkommune "Gruppe 91" nach Tübingen. Obwohl er durch einen schweren Autounfall fast sein gesamtes Augenlicht verloren hatte, schuff er bis zu seinem Tod, 2006, unzählige Bilder, Grafiken, Skulpturen, Modeentwürfe, Schmuck, Möbel und vieles mehr. Seine Werke finden sich allesamt in der G91-Halle am Ortsausgang von Tübingen Richtung Reutlingen. Bis heute wird der Nachlass des Künstlers von den übrigen Mitgliedern der "Gruppe 91" verwaltet. Doch die stehen jetzt vor großen Problemen. Denn um das Vermächtnis des Künstlers wahren zu können, müssen nicht nur mehr helfende Hände, sondern auch eine neue Bleibe her.


Es scheint als ob man beim Betreten des Tübinger G91-Baus in eine ganz eigene Welt eintaucht. Eine bunte Sphäre voller Kunst und Kreativität die dem Alltag etwas entgegen setzen will. Und ein einmaliges Sammelsurium, das die künstlerische Bandbreite Herbert Röslers eindrücklich vor Augen führt. Von Malerei über Grafik, Mode-, Möbel- und Schmuckdesign bis hin zu Lyrik, Prosa und Musik. "Chadasch" nannten Rösler und die Mitglieder seiner "Gruppe 91" diesen Kunststil. 1968 hatte Rösler seinen Glauben an Jesus gefunden, daraufhin alle Zelte abgebrochen und die Künstlerkommune gegründet.

"Die Gruppe 91 ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft seit über 40 Jahren", erklärt Gruppenmitglied Linda Li. "Wir sind Menschen aus ganz Deutschland. In Köln haben wir uns gegründet. Im 91. Bezirk Kölns. Ein schwerer Autounfall hat uns nach Tübingen gebracht. Und hier sind wir jetzt seit 1983. Wir haben ich sage mal ein Herz gehabt. Das war Herbert Rösler, [...] ein Künstler ein Autodidakt. [...]. Ich sage immer er war der Regisseur und wir die Schauspieler. Er hat die Ideen gehabt, wir haben [sie] umgesetzt. Und ja, ein Regisseur dreht keinen Film alleine und Schauspieler auch nicht. Und so war unser Leben. Ich sag war, denn Herbert Rösler ist 2006 gestorben", schildert Li.

Das Vermächtnis des nahezu blinden Künstlers wird seitdem von der "Gruppe 91" bewahrt und weiterentwickelt. Die verbliebenen Mitglieder haben viele Modeentwürfe umgesetzt aber auch eigene Kunst geschaffen. Bis zu diesem Jahr war die Ausstellung der Öffentlichkeit noch zugänglich. Doch jetzt ist alles anders. Seit einem Monat vor Ostern dürften keine öffentlichen Führungen mehr gemacht werden weil die Brandschutzmaßnahmen im Gebäude nicht ausreichend seien, erklärt Linda Li. Mehr als fünfzehn Jahre habe sie unter anderem Schulklassen oder Vereine durch den G91-Bau geführt. Jeden Sonntag hätten die Räumlichkeiten für alle Interessierten offen gestanden. Das sei nun vorbei, ergänzt das "Gruppe 91"-Mitglied.

Doch eigentlich ist das Problem der Gruppe noch viel größer. Denn über kurz oder lang muss der G91-Bau komplett geräumt werden. Denn das Gebäude wird bald dem Straßenbau unweigerlich zum Opfer fallen. Selbst wenn Geld für Brandschutzssicherungsmaßnahmen da wäre, würde es sich nicht lohnen dieses zu investieren, so Linda Li.

Doch wohin dann mit all den Kunstwerken? Die verbliebenen fünf Gruppenmitglieder würden gerne ein Rösler-Museum aufbauen. Doch dazu bräuchten sie nicht nur mehr helfende Hände sondern auch einen Finanzier. Sollte sich kein Gönner finden, bliebe nur der Verkauf eines großen Teils der Kunstgegenstände. "Wir sind bereit zu verkaufen. Aber ich sage mal für mich ist der Herbert mindestens so wertvoll wie ein Picasso oder wie der Miró oder ein Chagall. Ich weiß er ist nicht gehoben, dieser Schatz und er ist nicht bekannt. Und ich weiß auch wie das im Moment so läuft mit der Kunst. [...] Wir haben dem Schönen zuliebe gearbeitet. Wenn jemand bereit ist, dass was es uns wert ist zu geben, verkaufen wir", erklärt Linda Li.

Mehr Infos zum Schaffwerk Herbert Röslers und zur "Gruppe 91" gibts auch im Internet unter der Website: www.g91.eu.

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