Durch fünf Jahrzehnte begleitet Judith Kuckarts großer Roman das Leben von Leo und Jule Böwe. „Kaiserstraße" ist ein Fotoalbum in Worten, in fünf Stationen verfolgt es die Entwicklung zweier gegensätzlicher Helden und markiert zugleich fünf Wendepunkte in der Geschichte der Republik: 1957, 1967, 1977, 1989, 1999. Und wie das Land sich verändert, verändern sich auch seine Bewohner. Es ist eine brüchige Karriere – denn verkaufen lässt sich vieles, Waschmaschinen ebenso wie Ideen, Werte und Politik. Verkaufen kann man am Ende auch sich selbst.
Kuckart fängt die Stimmung der jeweiligen Zeit treffend ein. Besonders gelungen ist die Darstellung der Aufschwungszeit. Die Sicht auf Partnerschaft, Ehe und Familie ist kühl und illusionsarm, die Protagonisten leben eher nebeneinander her als wirklich miteinander. Nicht nur zwischen den Figuren, auch im Roman selbst bleibt vieles unausgesprochen. So muss der Leser einiges zwischen den Zeilen herauslesen und die Personen bleiben im fremd.