Duftbaum | Bildquelle: Foto: obx-medizindirekt

Deutschland:

Gesundheitsrisiko Duftbäumchen

Stand: 10.12.14 14:48 Uhr

Er baumelt brav am Rückspiegel und versprüht sein Vanille-, Kokos- oder Tannenaroma: der Duftbaum. Doch hängt er im Auto eines Rauchers, wird er zum wahren "Krebs-Turbo". Er multipliziert geradezu das Risiko von Rauchern, an Krebs zu erkranken.

Es sind Duftkerzen und Duftbäume, die Dr. Michael P. Jaumann, der frühere Vorsitzende des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte, geradezu brandmarkt. Für ihn ist das "Chemie-Schrott". Sein Ärger über die kleinen Accessoires, die Autofahren und Wohnen behaglicher machen sollen, ist medizinisch begründet: "Was diese Produkte ausgasen, ist besonders für Raucher fatal. Denn für diese Personengruppe wird das Krebsrisiko nicht nur erhöht, sondern geradezu multipliziert". Es sind nicht nur die "freundlichen Bäumchen", die zum "Krebs-Turbo" werden. Auch neue Teppichböden oder der Computer und der Laser-Drucker verströmen Gase und Partikel, die das Krebsrisiko in einem Raucherhaushalt erhöhen.

Seit den 60er Jahren hat sich die Sterblichkeit bei Männern, die an Krebs in Mundhöhle und Rachen erkrankt sind, vervierfacht. Die Sterblichkeit bei Kehlkopfkrebs ist um 600 auf 1.600 Fälle pro Jahr gestiegen - und das, obwohl immer weniger Menschen rauchen. Dr. Jaumann: "Wir sind den USA diesbezüglich zwar zehn Jahre hinterher. Dennoch sehen wir bei der Zahl der männlichen Raucher einen deutlichen Abwärtstrend - bei Frauen leider noch nicht. Dass die Todesrate bei Krebs trotzdem so gestiegen ist, lässt sich durch die lange Latenz und zusätzliche Umwelteinflüsse erklären". Insgesamt ist die Häufigkeit der Tumore in Mund, Rachen und Kehlkopf in den letzten zwanzig Jahren auf das Dreifache angestiegen.

Trotz erfolgreicher neuer Konzepte wie Laser-Chirurgie und sogenannter "multimodaler Behandlung", also Operationen, Radio- und Chemotherapie, konnte die Gesamt-Überlebensrate bei Tumoren von Kopf oder Hals seit 1973 "nur" um 1,7 Prozent auf 52,3 Prozent gesteigert werden. (Bei sehr frühzeitiger Erkennung liegt die Überlebensrate bei 85 Prozent.)

Vor den Umwelteinflüssen kommen die bekannten Risikofaktoren wie Alkohol - drei Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholsüchtig - und das Rauchen: In jeder Zigarette stecken 4.000 (!) zum Teil extrem gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Wie diese Risiko-Faktoren auszuschalten sind, liegt auf der Hand: Abstinenz. Doch wie kann man sich vor Umwelteinflüssen schützen? Dr. Jaumann: "Man muss seinen eigenen Blick schärfen: Wie kann ich meine direkte Umwelt, meine Wohnung, meinen Arbeitsplatz, gesünder gestalten? Man sollte alles vermeiden, was künstliche Aromen ausströmt. Dazu gehören zum Beispiel Duftkerzen und Duftbäume. Aber auch aus neuen Möbeln oder Teppichen strömen ungesunde Gase, ebenso aus Computern und Laserdruckern. Diese kann man natürlich nicht einfach abschaffen. Trotzdem gibt es einen einfachen Trick, wie man die Belastung deutlich vermindern kann: Einfach häufiger lüften! Darüber hinaus sollte man alles reduzieren, was Feinstaub erzeugt. In einem Raucherhaushalt ist der Feinstaubgehalt der Atemluft deutlich höher. Wie auf einer verkehrsreichen Straßenkreuzung!"

WERBUNG:



Seitenanzeige: