Aktion Pflege | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Protestieren für Pausen

Stand: 19.09.17 17:07 Uhr

Auf die Pause verzichten, um das hohe Arbeitspensum zu schaffen. So sieht der Alltag für viele Pflegekräfte in Deutschland aus. Heute nutzten knapp 220 Pflege- und Fachkräfte ihre Pause, um in Tübingen gegen diesen Zustand zu protestieren.


Am Bergklinikum in Tübingen startete die heutige Ver.di-Protestaktion gegen nicht genommene Pausen. Zusammen mit den UKT-Beschäftigten versammelten sich knapp 120 Menschen. Weiter ging es dann zum Talklinikum, wo sich noch einmal knapp 100 Beschäftigte der Demo anschlossen. Ziel war der Holzmarkt.

Dort sprach unter anderem die ver.di-Gesundheitsexpertin Irene Gölz über die aktuellen Zustände und dass diese nicht mehr länger tragbar seien. Dass das UKT-Personal Entlastung braucht, zeigten auch die Plakate, auf denen die Zahl der Überstunden der jeweiligen Abteilung standen. Alle zusammengerechnet ergaben unglaubliche 26 347 Überstunden. Und das nur auf dem Holzmarkt.

Doch nur durch diese Überstunden, den Verzicht auf freie Tage und Pausen kann das Arbeitspensum überhaupt noch geleistet werden. Damit soll nach Ansicht des Personals bald Schluss sein. Die Beschäftigen sind nicht länger gewillt, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Irene Gölz erklärte, dass Mitte Oktober die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern starten würden. Die Forderung nach Mindestpersonal ist dabei das Hauptthema. Sollten diese Verhandlungen scheitern, müsse man überlegen, Stationen und Betten zu schließen, um nicht weiterhin Krankenhäuser auf Kosten des Personals offen zu halten. Auch wenn viele Mitarbeiter die Mehrarbeit bisher hingenommen hätten, müsse damit irgendwann Schluss sein. International gesehen gehört Deutschland im Bereich Pflege zu den Schlusslichtern. Kein Wunder also, dass sich Angestellte sogar überlegen ins Ausland zu gehen, weil dort die Konditionen und Bedingungen wesentlich besser sind.

Mit dem Motto „Mehr von uns ist besser für euch" wollen die Demonstranten aufzeigen, dass eine Personalaufstockung nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Patienten dringend nötig ist.

Auch die Politik scheint keine wirkliche Option zu sein. Der Personalschlüssel müsse dringend neu bestimmt werden, so Personalrat-Mitglied des UKT Michael Sauter. Welche Partei sich in Zukunft darum bemühen kann, erfahren wir ja spätestens am Sonntag.

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