Pressekonferenz der GEW | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

GEW stellt bildungspolitische Wahlversprechen auf den Prüfstand

Stand: 01.02.16 17:48 Uhr

Noch 41 Tage bis zur Landtagswahl. Der Dauerbrenner in der öffentlichen Diskussion ist - neben der Flüchtlingsthematik - die Bildungspolitik. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kurz GEW, hat die bildungspolitischen Wahlversprechen der einzelnen Parteien auf den Prüfstand gestellt. Laut der Landesvorsitzenden Doro Moritz habe die grün-rote Landesregierung den Spielraum genutzt, um das Bildungssystem weiterzuentwickeln.


Für ihre umfangreichen Reformen im Bildungssystem hatte Grün-Rot viel Kritik einstecken müssen. Den Gegenwind kann die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz nicht ganz nachvollziehen. Die Entwicklungen seien notwendig, in den meisten Bundesländern seien sie längst Standard. Mehrere 10.000 Krippenplätze hätten gefehlt, die Schülerzahlen seien rückläufig, die Haupt- und Werkrealschulen würden wegbrechen. Inklusion müsse umgesetzt werden, die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft sei sehr groß und für all das habe es bis 2011 kein Konzept gegeben. Die amtierende Regierung hätte die Herausforderung angenommen.

Nicht zufrieden ist die Gewerkschaft jedoch mit der konzeptionellen Umsetzung, der Ausstattung mit Ressourcen und der Situation der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Hier fordere Moritz von der Folgeregierung – egal welcher Zusammensetzung – die Reformen beständig zu machen. Außerdem wolle sie vor der Wahl eine klare Aussage der Parteien darüber, wie viele Lehrerstellen sie zur Verfügung stellen. Die Schulen und Schularten hätten sehr unterschiedliche Aufträge. Und in Bezug auf die soziale Herkunft und die Zusammensetzung der Schülerschaft sehr große Unterschiede. Die Schulen hätten unterschiedliche Aufgaben, und diese unterschiedlichen Aufgaben würden unterschiedliche Ressourcen erfordern.

Die Gemeinschaftsschule entspricht laut Moritz den pädagogischen Vorstellungen der GEW. Auch die Opposition habe inzwischen erkannt, dass ein wohnortnahes Schulangebot ohne integrierte Schulen nicht gehalten werden könne. Dabei müsse das Gymnasium gestärkt werden. Thema der öffentlichen Diskussionen war und ist auch der Bildungsplan. In den Wahlprogrammen komme es jedoch kaum vor. Der Bildungsplan sehe eine altersgemäße Befassung von Schülerinnen und Schülern damit vor, dass es Menschen mit unterschiedlicher sexueller Identität, Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensweisen in vielfältiger Hinsicht gebe. Aufgabe der Schule sei es, Toleranz und Akzeptanz gegenüber der Verschiedenheit von Menschen zu schaffen.

SPD und Grüne hätten in ihrem Wahlprogramm im Wesentlichen die Fortsetzung der eingeleiteten Reformschritte in Aussicht gestellt.

Das Programm der CDU enthalte überwiegend Behauptungen über die negativen Auswirkungen der grün-roten Bildungspolitik. Bei den Vorhaben seien genannt: Bildungshäuser fortführen, Vorlage der Grundschulempfehlung an den weiterführenden Schulen, die Bildungswegeempfehlung am Ende der Klasse 6 der Realschulen, die Zusammenführung der Werkreal- und Realschulen zur Realschule Baden-Württemberg, die Wahlfreiheit der Eltern im Ganztag, und im Bezug auf die Inklusion, dass Gruppen von mehreren Kindern möglichste gleicher Behinderung zusammengestellt werden sollten.

Die FDP wolle eine Deregulierung und Dezentralisierung. Die gleiche Ausstattung von unterschiedlichen Schulen solle die Gleichbehandlung sicherstellen.

Die AfD würde sich laut Moritz entschieden gegen das von Grün-Rot beabsichtigte System stellen und klar Stellung beziehen: Am Gymnasium solle der deutschen und europäischen Geistesgeschichte ein wichtiger Platz in der gymnasialen Bildung eingeräumt werden. Zur Inklusion sei ausgesagt, dass sie nicht das Lernen der Mitschüler beeinträchtigen dürfe. Deutsch solle als Wissenschaftssprache erhalten werden. Die Politik des Gender-Mainstreaming lehne die AfD ab. Nur aus der Verbindung zwischen Mann und Frau würden  Kinder hervorgehen, die die nächste Generation unserer Gesellschaft bilden würden.

Die GEW wolle die Bildungspolitik der einzelnen Parteien künftig daran messen, wie konsequent sie die Herausforderung der Inklusion annehmen würden und wie sie die Schulen diesbezüglich unterstützen wollen. Auch müssten die Lösungsansätze der Fraktionen das ganze Feld der Bildungslandschaft im Blick haben.

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