Betonarbeiten auf Baustelle | Bildquelle: pixelio.de - Rainer Sturm Foto: pixelio.de - Rainer Sturm

Kritik:

Arbeitsagenturen fördern angeblich die Leiharbeit - Zweifelhafte Masche mit Hartz-4-Empfängern

Stand: 01.12.15 20:03 Uhr

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) arbeitet zu eng mit Leiharbeitsfirmen zusammen - diese Kritik erhebt der Deutsche Schutzverband gegen Diskriminierung. Wie Geschäftsführer Uwe Hoffmann betont, würden sich Unternehmen beklagen, keine Beschäftigten zu finden, da ihre Annoncen nur auf den letzten Seiten der Online-Jobbörse zu finden seien. Die ersten Seiten besetzen stets die Leiharbeitsfirmen. Und das aus gutem Grund.

Wer sich auf Jobsuche auf der Online-Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit macht, entdeckt bei „normalen Jobs" auf den ersten Seiten fast ausschließlich Zeit- und Leiharbeitsfirmen. Das liege daran, dass viele dieser Agenturen Kooperationsvereinbarungen mit der BA hätten, erklärt Uwe Hoffmann, der Geschäftsführer des Deutschen Schutzverbands gegen Diskriminierung e. V. (DSD): „Das bedeutet einerseits, dass diese Firmen ihre Annoncen direkt in die Jobbörse eintragen und ändern können. Andererseits aber auch, dass sie sich die Bewerberdaten aus dem System herausfischen können, wenn der Bewerber sein Profil öffentlich betreibt. So kommt es zu diesen irrsinnigen Jobangeboten, dass z. B. ein Arbeitssuchender aus Rostock ein Stellenangebot als Leiharbeiter in einem Rosenheimer Schlachthof im Drei-Schichtbetrieb bekommt."

Der DSD (www.gegendiskriminierung.de / www.mehr-hartz4.net) betrachtet dieses Vorgehen kritisch. Da sich die Jobbörse in der Reihenfolge der eingehenden Stellenangebote aktualisiert, viele große Personaldienstleister jedoch fast täglich das Datum ihrer Angebote ändern, erscheinen normale und damit vielversprechende Angebote nur auf den letzten Seiten. „Etliche Unternehmen melden deshalb schon gar keine offenen Stellen mehr dem Arbeitsamt.", sagt Hoffmann, „Stattdessen holen sich Zeitarbeitsfirmen einen Hartz-IV-Empfänger nach dem Anderen. Meist nur für sechs oder 12 Monate. Danach fliegen sie meist mit fadenscheinigen Begründungen, den so genannten Vermittlungshemmnissen, wieder raus." Dahinter, so der DSD-Geschäftsführer könne man schon System vermuten. Denn Arbeitnehmer aus Hartz-IV bekommen für sechs Monate keinen Mindestlohn. Uwe Hoffmann: „Da kann man sich schnell ausrechnen, dass sich der turnusmäßige Wechsel wirtschaftlich rechnet. Und nicht selten erschleichen sich diese Betriebe auch noch Eingliederungszuschüsse."

Die BA hat laut DSD mehr als 400 Kooperationspartner. Rund 82 Prozent davon sind Zeitarbeit-, und Leiharbeitsfirmen oder Personaldienstleister. Die Jobbörse sei eine Spielwiese für Zeitarbeitsfirmen geworden, schreibt auch die ehemalige Jobcenter-Sachbearbeiterin, Inge Hannemann aus Hamburg, auf ihrer Blogseite. Der DSD, der die Seite www.mehr-hartz4.net ausschließlich für Hartz-IV-Empfänger in Leben gerufen hat, rät deshalb zur Vorsicht. Uwe Hoffmann: „Wir raten Arbeitslosen dringend davon ab, Bewerberdaten im Internet auf Öffentlich zu stellen. Schon gar nicht auf der Jobbörse der BA. Die beteiligten Unternehmen haben nämlich Zugriff auf alle Daten, die als Öffentlich angegeben sind. Und so kommen die schon erwähnten Stellenangebote zustande. Sie sollten mit ihren Daten sehr pfleglich umgehen und diese bei den Portalen auf anonym stellen."

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