Die Stimmung im Reutlinger Landratsamt war angespannt, als die Delegation um Landrat Ulrich Fiedler und Kreiskämmerer Wolfgang Klett die Zahlen zum Doppelhaushalt für die Jahre 2026 und 2027 bekannt gab. Warum? Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Liquidität des Landkreises – also die Fähigkeit, Zahlungen fristgerecht zu erfüllen. Schon Ende dieses Jahres ist der Landkreis dazu nicht mehr in der Lage.
"Tatsächlich sind wir am Limit oder bereits darüber hinaus. Seit Jahren bekommen wir aus Bund und Land Aufgaben zugewiesen, die nicht auskömmlich finanziert werden. Deshalb sind wir jetzt in einer Situation, in der es so definitiv nicht mehr weiter gehen kann" ordnete Landrat Fiedler die Situation ein.
Konkret bedeutet das: Der Landkreis braucht höhere Anteile am Steueraufkommen des Landes als bisher. Ansonsten sehe der Blick in die Zukunft düster aus.
"Die Städte, Gemeinden und Landkreise übernehmen etwa 25 Prozent der staatlichen Aufgaben, werden aber nur mit 15 Prozent am Steueraufkommen beteiligt. Das ist eine sehr einfache Rechnung. Wir brauchen höhere Anteile am Einkommensteueraufkommen und wir brauchen höhere Anteile Umsatzsteueraufkommen, um diese strukturellen Defizite zu beseitigen die dazu führen, dass uns am Ende die Luft zum atmen fehlt" erläuterte Fiedler.
Intern habe man bereits alle Register gezogen. Auch die Kreisumlage steigt – zumindest 2026 – an. Fiedler dazu: "Wir verschulden uns weiter, wir steigern alle Effizienzen die wir haben und trotzdem sind wir nicht in der Lage, die Kommunen – an die wir sozusagen die Belastung über die Kreisumlage weiter geben – weniger zu belasten. Im Gegenteil. Wir müssen die Kreisumlage um vier Prozentpunkte erhöhen".
Weitere Mittel einsparen könne und wolle man auch nicht. Im Sozialbereich, der den größten Teil des Gesamthaushalts ausmacht, ist man gesetzlich gebunden. Und in andere Bereiche, wie dem kulturellen Sektor, will Fiedler schlicht nicht eingreifen.
"Aber ich bin eben auch nicht bereit zu sagen, dass wir in Bereiche eingreifen, in denen wir über Jahrzehnte hinweg mit Ehrenamt, mit bürgerschaftlichem Engagement, mit Vereinen und Familien Dinge aufgebaut haben, die unsere Gesellschaft lebenswert machen" so Fiedler.
Unter dem Strich ergibt sich für das Jahr 2026 im Gesamthaushalt ein Rekordhoch von über 600 Millionen Euro. 2027 sind es gut 5 Millionen Euro weniger. Der Haushalt wurde am Mittwoch Nachmittag in den Kreistag eingebracht. Wer diesen noch besser nachvollziehen will oder die genauen Zahlen einsehen möchte, kann dafür den Interaktiven Haushalt auf der Internetseite des Landkreises www.kreis-reutlingen.de/Landratsamt/Haushalt nutzen.
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