Es ist Joseph Beuys selbst, der sprichwörtlich ein Auge auf „seine" Ausstellung in der Kunsthalle hat. Der Film, der Beuys dabei zeigt, wie er schweigend vor einer Kamera sitzt und dem anonymen Zuschauer standhält, ist aber nur ein Teil der neuen Ausstellung und fällt schon beim Betreten der Kunsthalle direkt auf.
Daneben stehen vor allem die Zeichnungen des Düsseldorfers im Vordergrund. Doch dessen Werk reicht weit darüber hinaus, weiß Kunsthallen-Direktorin Dr. Nicole Fritz, die die Ausstellung kuratiert.
"Beuys ist sehr vielschichtig. Was wir in der Kunsthalle Tübingen zeigen ist vor allem der Fokus auf das zeichnerische Werk, also wie Beuys Wahrnehmung und Emotionen in eine Zeichnung gefasst hat. Das ist sehr besonders und einzigartig" sagt Fritz.
In einem chronologischen Parcours führt die Ausstellung durch Beuys' Werk – vom Frühwerk bis zu seinen späten Aktionen und politischen Auftritten. Die Kuratorin sieht in dessen künstlerischem Wirken aber auch einen aktuellen Bezug.
"Ich mache die Ausstellung vor allem auch, weil es – finde ich – aktuelle Aspekte im Werk von Joseph Beuys gibt. Zum Beispiel die Hinwendung zum Tier, die Hinwendung zur Natur und auch den erweiterten Kunstbegriff, für den er steht. Er zielte auf eine Gesellschaft von Individuen und einen Gemeinsinn, der auf Empathie zielt und fußt. Das ist heute wieder sehr aktuell und man kann es an seinen Zeichnungen wunderbar einüben, weil sie sehr zart sind und fein" kommentiert Fritz.
Bereits in den 1960er Jahren hatte Beuys zum Beispiel eine neue Einfühlung in die Tier- und Pflanzenwelt gefordert. Dass Beuys die Tiere in seiner Kunst in eine individuelle Mythologie einbaute, führe heute häufiger zu Diskussionen. Trotzdem, oder gerade deshalb, habe man diesen Abschnitt aber ebenfalls berücksichtigen wollen.
"Heute möchte man eher, dass die Tiere als Wesen an sich wahrgenommen werden und nicht in eine individuelle Mythologie eingebaut werden. Das ist zum Beispiel ein Kritikpunkt, den vor allem die junge Generation heute hat. Daran zeigt sich aber auch, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickelt haben und darüber können wir ins Gespräch kommen" so die Kuratorin.
Eröffnet wird die Ausstellung „Bewohnte Mythen" mit der Vernissage am Freitag Abend um 19 Uhr. Für die Öffentlichkeit sichtbar ist sie dann vom 8. November bis zum 8. März 2026. Tickets, weitere Infos und die genauen Öffnungszeiten gibt es online unter www.kunsthalle-tuebingen.de.
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