Stadtbusse in Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Staus, Parkplatznot, Klimaschäden: Boris Palmer will mit kostenlosem Personennahverkehr städtische Mobilität der Zukunft gestalten

Stand: 05.08.15 17:20 Uhr

Es wäre ein deutschlandweit ein fast einzigartiges Projekt, einzigartig aber auf jeden Fall für eine Stadt in der Größe wie Tübingen: Ein für die Bewohner völlig kostenloser Personenenahverkehr. Und natürlich wäre es auch so etwas, wie die Erfüllung eines Grünen Traums, weil es die Stadt weg vom Auto und damit weg von grenzwertigen Co2- und Feinstaubwerten bringen könnte. Tübingens OB Boris Palmer will jetzt Nägel mit Köpfen machen und die Chancen um Akzeptanz und Finanzierungsmöglichkeiten ausloten. Am Ende sollen dann die Bürger entscheiden.


Tübingen, Mensa Uhlandstrasse: Im Rahmen einer Informationsveranstaltung für ihre Bürger und in angeschlossenen Workshops lässt die Tübinger Stadtverwaltung Möglichkeiten eines komplett kostenlosen Öffentlichen Personen-Nahverkehrs diskutieren, erforscht die Bürgerstimmung – und stellt verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung vor.

Dass Perspektiven und Folgewirkungen eines solchen Projekts massiv dem Klima-und Umweltschutz dienen, darüber hinaus aber auch weitere schlagende sachliche und soziale Vorteile böten, davon ist Boris Palmer überzeugt. Die Zukunft sehe hingegen sonstin Städten wie Tübingen eher düster aus: immer mehr stau, immer mehr Parkplatzprobleme, immer klimaschäden werde is in den Städten geben.

Vorteile für einen kostenlosen Öffentlichen Personen Nahverkehr gäbe es viele – und: ein solches Modell lohne sich auch genau betrachtet auch für jeden. Für die, die den Busbereits benützten und die dann beim Ein- und Umsteigen keinen Fahrschein mehr ziehen müssten; für die, die gern etwas zum Umweltschutz beitrügen, oder für jene, die wüßten, dass auch arme Menschen auf den Bus angewiesen seien und auch, dass diese eben dadurch entlastet würden; zudem dürften sich sogar die überzeugten Autofahrer freuen, weil es dann weniger Staus auf den Straßen gebe.

Bei einem noch stärkeren Umstieg zum Auto in den Bus -beispielsweise der noch zu rund 90 Prozent autoofahrenden Berufstätigen – , so Palmers Szenario, würde sich die bereits jetzt stark angespannte Verkehrssituation deutlich entlasten. Denn eines sei klar: das innerstädtischen Straßennetz werde man in Tübingen nicht mehr ausbauen können. Tübingen wachse stark. Mehr Menschen in der Stadt bedeuteten gleichzeitig aber auch mehr Verkehr. Fest stehe: Der Busverkehr könne im Vergleich zu den Autos auf der gleichen Fäche sehr viel mehr Personen befördern.

Wie aber könnte ein solches immens teures Projekt konkret finanziert werden.? Zeitverzögerungen in Stuttgart haben Palmers Wunsch nach einer geregelten generellen Nahverkehrsabgabe zunächst zunichte gemacht. Jetzt müsste für Tübingen deshalb eine innerstädtische Lösung her. Palmer kann sich eine Finanzierung über eine höhere Gewerbe- oder Grundsteuer vorstellen. Geld könne auch über höhere Parkgebühren fließen. In Frage kämen in seinen Augen eine Betten- oder Vergnügungssteuer.

Durch Kosten ist welt- und deutschlandweit bisher fast jedes Projekt eines kostenlosen städtischen ÖPNV bisher zum Stehen gebracht worden Grade erst sind die US-Metropolen Seattle und Portland und estnische Tallin zu kostenpflichtigen Tickets zurückgekehrt. Über das Ob und wie würden hier in Tübingen dann die Bürger entscheiden.

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