Erzieher und ver.di | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Kein Verständnis für Kommunen - Sozial- und Erziehungsdienstleister bestehen auf Forderungen

Stand: 11.06.15 18:04 Uhr

Für Eltern heißt es Aufatmen - wie bekannt ist die Kinderbetreuung vorerst gesichert. Denn wegen der derzeit laufenden Schlichtung herrscht Friedenspflicht. Bis zum 25. Juni gibt es also keine Streiks mehr im Sozial- und Erziehungsdienst. In Reutlingen haben Sozialdienstleister und Vertreter von ver.di heute über den Zwischenstand der Schlichtung informiert. Die eigenen Forderungen bleiben: Eine pauschale Höhergruppierung der Beschäftigten. Da entspräche einer Erhöhung von rund 10 Prozent. Dabei wurde klar: für die knappen Kassen vieler Kommunen herrscht hier kein allzugroßes Verständnis.


Ob Kindergärtner, Menschen aus Behindernteneinrichtungen oder Sozialpädagogen, sie alle hoffen, dass die je zehn Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite im Schlichtungsverfahren einen Konsens finden und einen Schritt aufeinander zugehen. Die Arbeitgeberseite habe während der Tarifrunde trotz sechs Verhandlungsrunden wirklich kein schriftliches Angebot vorgelegt, was eigentlich skandalös sei - so die Gewerkschaftssekretärin von ver.di Bezirk Fils-Neckar-Alb, Özge Aygün. Die Arbeitnehmer hätten ihre Forderungen dagegen eindeutig formuliet. Diesbezüglich habe es kaum Schritte auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gegeben.

Seit 1991 habe es für die vielfältigen Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst keine Aufwertung mehr gegeben. In den Augen der Betroffenen sei sie überfällig. Denn die "Spieltante" von früher habe sich inzwischen zur Erziehungsexpertin entwickelt. Für manche Berufsgruppen, etwa die Heilerzieher, hätten die Arbeitgeber noch nicht einmal ein Gehaltsangebot vorgelegt. Seine Berufsgruppe, so der Heilerzeihungspfleger Frank Haid von der LWV Eingliederungshilfe Tübingen und Reutlingen, habe eine Aufwertung verdient, weil sie unter schweren Bedingungen arbeiten würden. Sie hätten in den letzten 17 Jahren einen massiven Personalabbau erlebt. Die Anforderungen seien gestiegen durch die Themen Inklusion, Teilhabe, Sozialraumorientierung. Sie würden versuchen, an der Basis zu arbeiten. Sie seien Lebensplaner für ihre Klienten.

Für die Menschen im Sozial- und Erziehungsdiest sei es völlig unverständlich, warum die Arbeit beispielsweise eines Maschinenbauers höher gewertet werde als die ihre - die Menschen, die laut Aygün mit Menschen zusammen arbeiten und eigentlich unserer Gesellschaft etwas zurückgeben würden: Nämlich einen Mehrwert, den Menschen ansich. Und deswegen würde ver.di eine Aufwertung dieser Expertinnen und Experten fordern, die in diesen sozialen Berufen tätig seien.

Konkret heißt das: eine Aufwertung ihrer Tätigkeitsmerkmale und eine Lohnerhöhung von zehn Prozent. Die Städte könnten das sehr gut finanzieren – meint sie. Die Gebietskörperschaften Bund, Länder und Kommunen hätten bis 2019 ein ungeplantes Steuerplus von 38,5 Milliarden Euro, wovon bis 2019 für die Kommunen 4,1 Milliarden Euro übrigbleiben würden. Das sei ein Steuerplus von einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Forderung von verdi würde den kommunalen Haushalt nur um ein Prozent mehr belasten.

Das Schlichtungsverfahren dauert bis zum 22. Juni. Danach entscheidet sich, ob die Arbeitnehmer die Empfehlung annehmen und in eine neue dreitägige Tarifrunde gehen. Das Ende sei völlig offen. Sollten die Arbeitgeber kein gutes Angebot für alle Berufsgruppen vorlegen, drohten weitere unbefristete Streiks.

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