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Sudan: Zwei Pastoren droht Todesstrafe

Stand: 25.05.15 06:55 Uhr

25.05.2015. Zwei seit mehreren Monaten in Haft befindliche südsudanesische Pastoren sind am 19. Mai 2015 vor einem Gericht in Sudans Hauptstadt Khartum mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert worden. Das meldet die christliche Menschenrehtsorganisation Open Doors. Im Fall ihrer Verurteilung droht ihnen demnach lebenslange Haft oder die Hinrichtung. Die beiden Inhaftierten, Yat Michael und Peter Yen, gehören der evangelisch-presbyterianischen Kirche des Südsudan an und hielten sich zum Zeitpunkt ihrer Festnahme in Khartum auf.

Prozessbeginn nach Monaten völliger Ungewissheit für Familien

Open Doors hat in einer Presse-Info über die Vorgänge berichtet: Michaels Festnahme am 21. Dezember 2014 erfolgte kurz nachdem er seine Predigt in der Khartum Bahri Kirche beendet hatte. Yen hatte sich daraufhin am 11. Januar 2015 in der Behörde für religiöse Angelegenheiten schriftlich nach seinem Kollegen erkundigt und war bei der Abgabe des entsprechenden Briefes dort festgehalten worden. Lange Zeit gab es keinerlei Informationen über ihren Verbleib, bis am 4. Mai 2015 offiziell Anklage erhoben wurde. Die Beschuldigten werden in acht Punkten angeklagt, darunter Störung des öffentlichen Friedens, Verunglimpfung religiöser Überzeugungen sowie Untergraben der Verfassung und Kriegsführung gegen den Staat. Die beiden letztgenannten Punkte können zur Todesstrafe führen.

Nach dem ersten Verhandlungstag am 14. Mai 2015 wurde der Prozess bis zum 19. Mai 2015 vertagt, da vor diesem Zeitpunkt kein Vertreter des sudanesischen Geheimdienstes NISS zur Verfügung stand. Muhannad al-Hussein, der Verteidiger von Yat Michael und Peter Yen, hält die Anklagepunkte für vorgeschoben und hatte zunächst auf eine Aufhebung des Verfahrens gehofft: "Ihr Anliegen ist, den christlichen Glauben zu verbreiten, und dagegen ist kein sudanesisches Gesetz gerichtet."

Angesichts der NISS Beteiligung am Verfahren zeigte al-Hussein sich jedoch besorgt. Als Zeuge der Anklage gab Oberstleutnant Mohamed Khair unter anderem an, man habe auf einem Computer eines der Angeklagten Informationen über die Lage der Menschenrechte im Sudan gefunden. Die nächste Anhörung wurde für den 31. Mai 2015 angesetzt.

Schwindende Aufmerksamkeit trotz prekärer Menschenrechtslage

Seit der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 hat sich die Lage der Christen im nördlichen Sudan beständig verschlechtert. Die Misshandlung von Christen, besonders solcher südsudanesischer Herkunft, hält an. Viele sind angesichts des wachsenden Druckes bereits in den Südsudan umgesiedelt. Gegen Präsident Al-Bashir liegen zwei internationale Haftbefehle u.a. wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor, doch die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft für den Sudan schwindet zusehends – und damit auch die Präsenz ausländischer Vertreter im Land.

Open Doors arbeitet eigenen Angaben zufolge mit sudanesischen Gemeinden zusammen, um die Christen im Land durch Bildungsprojekte, Literaturverteilung und Hilfe zur Selbsthilfe zu stärken. Auf dem Weltverfolgungsindex 2015 nimmt der Sudan Platz 6 unter den Ländern ein, in denen Christen wegen ihres Glaubens stark verfolgt werden. (Open Doors).

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