Benedikt XVI | Bildquelle: Pixabay.com

Deutschland/Rom:

Vor 10 Jahren wurden wir Papst - Jahrestag der Wahl von Benedikt XVI.

Stand: 19.04.15 13:43 Uhr

Vor genau 10 Jahren war es, als nach dem "Habemus Papam" ein Deutscher auf den Balkon des Petersdoms in Rom trat: An diesem Wochenende jährt sich die Wahl von Joseph Ratzinger zum ersten deutschen Papst seit über 480 Jahren zum 10. Mal. Am 19. April 2005 war weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen und Papst Benedikt der XVI. neuer Papst. Seit seinem Rücktritt vor zwei Jahren lebt er als Papst emeritus sehr zurückgezogen und tritt fast nie öffentlich auf. Zum 10. Jahrestag seiner Wahl würdigen ihn geistliche Weggefährten. Sein Bruder Georg Ratzinger verrät, wie es Benedikt geht.

Den 10. Jahrestag der Papstwahl begehen die beiden Brüder gemeinsam, vor wenigen Tagen feierten sie zudem bereits den 88. Geburtstag von Benedikt XVI. - er ist der jüngere der beiden Brüder, der 91-Jährige Georg Ratzinger ist extra aus Regensburg angereist.

1951 waren Georg und Joseph Ratzinger im Freisinger Dom gemeinsam zu Priestern geweiht worden. Im Allgemeinen sei sein Bruder zufrieden mit seiner Gesundheit, sagte Georg Ratzinger dem Bayerischen Rundfunk, auch wenn manches mühsamer werde, wie das Sehen oder Gehen. Das klang schon erbaulicher als das Interview mit Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein, der einem italienischen Sender gesagt hatte, der emeritierte Papst beschäftige sich mit dem Tod - allerdings mit der Einschränkung, dass dies in einem solchen Alter doch nicht ungewöhnlich sei.

Während Georg Ratzinger lange den weltberühmten Chor der Regensburger Domspatzen leitete, machte Joseph Ratzinger akademisch Karriere - und später auch im Vatikan. Zuletzt leitete er vor der Papstwahl die Glaubenskongregation.

Joseph Ratzinger lehrte unter anderem in Freising, Bonn und Münster. 1966 erhielt Ratzinger auf Empfehlung von Hans Küng einen Lehrstuhl für Katholische Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.

1969 nahm er den Ruf an die Universität Regensburg an. Dort lehrte er Dogmatik und Dogmengeschichte. 1976 wurde er zudem Vizepräsident der Universität und Päpstlicher Ehrenprälat.

 

Wohnhaus von Joseph Ratzinger nahe RegensburgWohnhaus von Joseph Ratzinger nahe Regensburg

 

Nach wie vor wollen Anhänger die Orte von Benedikts Lebensweg in Deutschland besuchen. Neben seinem Geburtshaus in Marktl am Inn ist das auch Joseph Ratzingers ehemaliges Wohnhaus in Pentling nahe Regensburg. Hier lebte er ab 1970, bis er 1977 zum Erzbischof von München ernannt wurde. Er behielt das Haus; es blieb auch nach seiner Wahl zum Papst 2005 seine gemeldete Adresse in Deutschland. Seit seiner Berufung zum Erzbischof ist er Honorarprofessor in Regensburg. Das Haus ist inzwischen eine nicht-öffentliche Begegnungsstätte und gehört dem Institut Papst Benedikt, das die gesammelten Schriften von Joseph Ratzinger herausgibt. Dem Schreiben galt immer seine Leidenschaft, Ratzinger war stets ein angesehener Theologe - möglicherweise zu feinsinnig, um den Verwaltungsrat-Apparat im Vatikan stets durchsetzungsstark zu leiten, wie Kritiker meinten.

 

Aus Anlass des 10. Jahrestages der Wahl von Joseph Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx:

„Vor zehn Jahren wurde Papst Benedikt XVI. zum Papst gewählt. Dankbar erinnern wir uns an diesen Tag und sein bis heute nachwirkendes Pontifikat. In seiner Amtszeit hat sich Papst Benedikt XVI. immer als Diener verstanden, ‚als demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn', wie er am Abend nach seiner Wahl im Jahr 2005 formulierte. Der Heilige Vater hat die katholische Kirche als großer Gelehrter, unermüdlicher Hirte und als mutiger Zeuge des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe geprägt.

Durch seine über 600 Publikationen hat Benedikt XVI. die wissenschaftliche Theologie und den Zukunftsweg der Kirche nachhaltig beeinflusst. Das gilt auch für all die vorhergehenden Jahrzehnte, sei es als Professor der Theologie oder in vielen anderen Aufgaben. Papst Benedikt war stets bereit, sich als Papst und Gelehrter offen Diskussionen, Widerspruch und Kritik an den kirchlichen Positionen zu stellen und Antwort zu geben. Bei seiner Apostolischen Reise im September 2011 nach Deutschland hat er besonders durch seine Ansprachen im Deutschen Bundestag und im Freiburger Konzerthaus neue Impulse gegeben. Die Botschaft der beiden Reden bleibt wichtig: Der Staat soll Staat, die Kirche soll Kirche bleiben. Auch auf den anderen insgesamt 24 Auslandsreisen hat er das Evangelium und die Wahrheit der Liebe Gottes ohne zu zögern und als überzeugter Hirte der Kirche verkündet.

Dreimal durften wir Papst Benedikt XVI. in seinem Heimatland begrüßen. Bereits wenige Wochen nach seiner Wahl führte ihn seine erste Auslandsreise zum XX. Weltjugendtag nach Köln, wo er Jugendlichen seine besondere Wertschätzung zum Ausdruck brachte. Wir erinnern uns an seine Worte anlässlich des Besuchs in der Kölner Synagoge, mit dem er ausdrücklich Wege des Dialogs und der Versöhnung suchte: ‚Die Erwachsenen tragen die Verantwortung, den jungen Menschen die Fackel der Hoffnung weiterzureichen, die Juden wie Christen von Gott geschenkt worden ist, damit die Mächte des Bösen ‚nie wieder' die Hoffnung erlangen und die künftigen Generationen mit Gottes Hilfe eine gerechtere und friedvollere Welt errichten können, in der alle Menschen das gleiche Bürgerrecht besitzen.'

Die bewegte und bewegende Heimkehr auf seiner Bayernreise 2006 bleibt in besonderer Erinnerung. Als einer meiner Vorgänger ist er vom Professorenstuhl in das Amt des Erzbischofs von München und Freising im Jahre 1977 berufen worden. In seiner bayerischen Heimat verbindet ihn ‚so viel Erinnerung in meiner Seele, dass ich in den Landschaften der Erinnerung immer herumwandern kann, mich gar nicht so weit weg fühle', wie er einmal auf die Frage eines Journalisten nach Heimweh antwortete. Ich bin auch sehr dankbar für die persönliche Verbundenheit und Nähe, die ich in den Begegnungen vor und nach seiner Wahl zum Papst und bis heute erfahren durfte und darf.

Die Spuren des Alters zeichnen Papst Benedikt XVI. Seine Entscheidung vom 28. Februar 2013, das Papstamt niederzulegen, ist von historischer Bedeutung und gleichzeitig ein bemerkenswerter Schritt, dem wir auch heute noch in großer Anerkennung und mit Respekt begegnen. Sein Wort vom Rücktritt und Abschied trägt uns heute wie damals: ‚Ich bin ein einfacher Pilger, der nun die letzte Etappe seines Weges auf dieser Erde antritt. Aber ich möchte weiterhin, mit meinem Herzen, mit meiner Liebe, mit meinem Gebet, mit meinem Denken, mit allen meinen geistigen Kräften für das allgemeine Wohl, für das Wohl der Kirche und der Menschheit weiterarbeiten.' Wir wünschen dem Heiligen Vater Benedikt XVI. zum 10. Jahrestag seiner Wahl als Oberhaupt der katholischen Kirche Gottes reichen Segen und die notwendige Kraft für die Jahre, die ihm der Herr schenken wird."

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