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Reutlingen:

"Rundum-Sorglos-Paket" - Landkreis geht neue Wege gegen den Hausarzt-Notstand

Stand: 04.04.15 11:44 Uhr

Auch wenn es in letzter Zeit eher ruhig geworden ist um die Hausärzte und ihre fehlenden Nachfolger - das Problem ist noch lange nicht vom Tisch. Doch warum ist das Interesse bei den jungen Ärzten so gering? Viele machen sich Sorgen über eine zu hohe Arbeitsbelastung und haben Angst, vor großen Investitionen. Dazu kommt noch, dass auch für Partner und Kinder gesorgt sein muss, mit dem passenden Jobangebot und guten Bildungsmöglichkeiten. Das zumindest bekommt der Reutlinger Landrat Thomas Reumann des öfteren zu hören. Mit einer Art "Rundum-Sorglos-Paket" möchte der Landkreis Reutlingen den Medizinern jetzt den Einstieg vor allem auf dem Land erleichtern und hat dafür einen Förderverein ins Leben gerufen.


Fast jeder zweite niedergelassene Hausarzt in Deutschland steht kurz vor dem Ruhestand und findet keinen Nachfolger, der seine Praxis übernehmen will. Besonders problematisch ist die Lage in den ländlich geprägten Regionen. Auch der Landkreis Reutlingen, so der Landrat, sei da keine "Insel der Seeligen".

Man habe die Hausärzte gefragt - alle 178 Hausärzte - "wann hören sie denn altershalber auf und haben sie die Nachfolge geregelt, gibt es einen Nachfolger". Und daraus habe man Szenarien entwickelt für die Jahre 2020/25, erklärt der Vorsitzende des neuen Fördervereins und Reutlinger Landrat Thomas Reumann. Und wenn man sich das anschaue, für den Landkreis Reutlingen, dann werde einem klar, dass es in diesen Jahren weiße Flecken geben werde, wo eben nicht jede Hausarztpraxis wiederbesetzt werde.

Um diese Lücke zu schließen, brauche es innovative Versorgungsformen, wie das Mitte letzten Jahres eröffnete Gesundheitszentrum in Hohenstein-Bernloch.

Das sei so die Überlegung, ob ein Medizinier wirklich alles machen müsse und deshalb seien auch nicht-ärztliche Berufe mit dabei, Logopädin, Ergotherapeutin, Physiotherapeutin, die gäbe es dort bereits und die Idee sei, das auch weiter auszubauen, deshalb Gesundheitszentrum, so Reumann.

Das "Sahnehäubchen" aber sei die Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Tübingen, genauer gesagt, mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin.

Und die Idee die dort dahinter stecke sei, dass angehende Mediziner in der ärztlichen Weiterbildung eine klassische Hausarztpraxis im ländlichen Raum kennen lernen könnten, sie dort durchlaufen und man wolle so natürlich auch die Begeisterung für den Hausarzt wecken bei den angehenden Medizinern, meint der Landrat.

Und weil im ländlichen Raum Lehre und Forschung bisher nicht von Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung finanziert werden – wie "normale" Arztpraxen – will der von Kreis, UKT und Gemeinde Hohenstein gegründete Förderverein einspringen. Auch in Berlin ist man mittlerweile auf das Reutlinger Modell, dass in dieser Form einmalig ist, aufmerksam geworden.

Der Sachverständigenrat der Bundesregierung habe das Modell in seinem Bericht an die Bundeskanzlerin besonders hervorgehoben, als ein besonders innovatives Modell, dass es sich lohne, mal näher zu betrachten, berichtet Reumann stolz.

Im Landratsamt ist man also guter Dinge, dass der Versuch klappt und die medizinische Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft gewährleistet ist.

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